Kommentar von Print-Chefredakteurin Annette Saal

Wer Taufpaten abschafft, schüttet das Kind mit dem Bade aus

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Kinder im Glauben zu begleiten, sie daran und darin wachsen zu lassen - das ist idealerweise die Aufgabe von Eltern, aber auch von Paten. Ein Bistum in Italien hat das Amt jetzt abgeschafft. Der Grund: Verweltlichung des Patenamts. Ein Unding, sagt Annette Saal, Chefredakteurin Print von "Kirche+Leben", in ihrem Kommentar.

Offizielles Aus für Tauf- und Firmpaten in der sizilianischen Diözese Mazara del Vallo: Bis auf Weiteres werden sie dort – wie auch in einigen anderen italienischen Bistümern – nicht mehr für entsprechende Feiern zuge­lassen. Das Patenamt habe „seine ursprüngliche Bedeutung verloren“, so begründet Bischof Domenico Mogavero das Verbot.

Damit hat er das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Denn auch in seiner Diözese wird es durchaus noch Menschen geben, die das Patenamt ernst nehmen und es gern und gut ausüben würden – wenn sie es nur dürften. Diese Menschen hat sich die Bistumsleitung nun wohl gründlich vergrault.

"Drohende Verweltlichung"

Schon jetzt soll es Familien geben, die zur Taufe ihres Kindes in eine entferntere Kirche ausweichen. Daran dürfte auch wenig ändern, dass das Paten-Verbot zunächst auf Ende 2024 befristet ist und danach neu überdacht werden soll. Denn wer glaubt im Ernst, dass sich die „drohende Verweltlichung des Patenamts“ rückgängig machen lässt?

So nämlich hat Salvatore Genchi, der Generalvikar von Catania, das Verbot begründet: Der größte Teil der Taufpaten sei religiös nicht ausreichend qualifiziert oder lebe in Sünde. Mit solchem Abwatschen wird es kaum gelingen, neue Freude an dem lebenslangen Ehrenamt zu wecken.

Patenschaft - mehr als Geschenkemachen

Trotz allem: Auch wenn der Ton der Begründung für das Paten-Verbot manche Motivation im Keim erstickt – der Inhalt ist bedenkenswert. Nicht nur in Italien, auch hierzulande, ist es längst Realität, dass die volkskirchliche Selbstverständlichkeit und das religiöse Wissen schwinden. Und in vielen Fällen reduziert sich das Patesein aufs Geschenkemachen. 

Doch wer sich bereit erklärt, dieses Ehrenamt zu übernehmen – wenn auch nicht in Perfektion –, sollte ernst genommen werden. Paten sind nicht nur dazu berufen, religiöses Wissen zu vermitteln. Sie sollten verlässliche Begleiter sein, die Grundhaltungen vorleben und an den Stationen des Lebens ansprechbar sind. Dabei spielen auch Großeltern eine wichtige Rolle, von deren Lebenserfahrung die Jüngeren viel lernen können.

Noch gibt es solche Paten. Ihr Engagement auszubremsen, ist der falsche Weg.

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