Themenwoche "Mission heute" (4) - Andheri-Hilfe Dülmen

Wie Dülmener Missionsarbeit fördern - trotz staatlichen Verbots

  • Seit 48 Jahren fördert der Verein Andheri-Hilfe Dülmen Entwicklungsprojekte in Indien.
  • Den Begriff der Mission hält der Vorsitzende des Vereins, Bernd Schmitz, für überholt.
  • Die unterstützte indische Schwesterngemeinschaft „Helpers of Mary“ wirkt nicht durch Mission, sondern durch Vorbildfunktion.

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„Der Begriff Mission ist auf Grund seiner Historie negativ besetzt. Man sollte einen Neuen suchen“, meint Bernd Schmitz aus Dülmen. Er leitet seit vielen Jahren den weit über das Münsterland hinaus aktiven Verein Andheri-Kinder- und Leprahilfe.

Die Andheri-Hilfe Dülmen besteht seit 1974. In den ersten Jahren ihres Bestehens war es das Ziel, die aus Dülmen stammende Ordensfrau Priscilla von der „Gemeinschaft der Töchter vom Heiligen Kreuz“ in ihrer Arbeit im indischen Andheri, einem Stadtteil der Millionenmetropole Mumbai, zu unterstützen. Sie wirkte in einem Heim für „abgegebene“ Babys.

Hilfe durch Sachspenden

„Es waren fast ausnahmslos Mädchen, die auch heute noch keinen hohen Stellenwert in der indischen Gesellschaft haben, die abgegeben wurden. Bei unserer Unterstützung damals ging es um reine Überlebenshilfe. Es wurden Decken, Textilien und Hygieneartikel in See-Containern nach Indien verschifft“, sagt Schmitz über die Anfänge der Andheri-Hilfe.

Insofern könne man von Mission im herkömmlichen Sinn nicht sprechen, sagt Schmitz. Es habe aber Mission auf eine andere Weise gegeben, erzählt er: Schwester Priscilla, geborene Antonia Lehmkuhl, und Schwester Anna Huberta Roggendorf aus Mechernich wurden von ihrem Orden 1931 nach Indien geschickt. In Andheri gründeten sie mehrere Mädchen-Kinderheime.

Ordensfrauen wurden zu Vorbildern

Bei mehreren älteren Mädchen kam der Wunsch auf, auch so leben zu wollen wie die beiden deutschen Schwestern. Zunächst wehrten die beiden Schwestern diesen Wunsch ab. Doch eines Morgens fanden die Schwestern in der Kapelle auf dem Altar einen mit Blut geschriebenen Text. Darauf standen die Worte: „Wir wollen auch so leben wie ihr.“

Nun war auch den beiden deutschen Schwestern klar, dass es den jungen indischen Frauen sehr ernst war, und gründeten 1942 die Schwesterngemeinschaft „Helpers of Mary“. Heute leben und arbeiten rund 400 indische und afrikanische „Helpers of Mary“ in Indien, Kenia, Äthiopien und Tansania in mehr als 70 Sozialstationen.

Mission in Indien verboten

Infos zur Andheri-Hilfe Dülmen sind auf der vereinseigenen Webseite abrufbar.

In Indien ist es derzeit verboten, zu missionieren. Nach dem derzeitigen indischen Premierminister Narendra Modi soll Indien ein rein hinduistischer Staat sein. „Es werden Prämien ausgelobt für Menschen, die zur hinduistischen Religion wechseln“, sagt Schmitz über die derzeitige Situation des Landes.

Die „Helpers of Mary“ missionierten durch ihre Vorbildfunktion und Taten. Das Motto der „Marys“ lautet „Live for Love“ (Leben für die Liebe). „Nach diesem Wahlspruch leben und arbeiten sie. Diese Art der Mission kann man nicht verbieten. Sie ist dennoch sehr erfolgreich, weil authentisch“, sagt der Vorsitzende der Andheri-Hilfe Dülmen.

Indische Generaloberin im Münsterland

In den letzten Wochen war die Generaloberin der „Helpers of Mary“, Schwester Pushpy, mit ihrer Mitschwester Naveena zu Besuch im Münsterland, um in Schulen, bei Vereinen und Initiativen über ihre Arbeit zu berichten. Auch ein Besuch des Klosters Gerleve in Billerbeck stand auf dem Programm. 

Gefragt, was die deutsche Andheri-Hilfe von den Marys lernen könnten, sagten sie: „Ihr habt wunderschöne Wohnungen und Häuser, schöne Straßen und Autos. Wir haben das Lächeln!“

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