60 Jahre „Recklinghäuser Gespräche“ des Kolpingwerks

Wie ein katholischer Verband Antworten auf soziale Fragen der Zeit gibt

  • Seit 60 Jahren thematisiert das Kolpingwerk in seinen „Recklinghäuser Gesprächen“ aktuelle gesellschaftliche Themen.
  • Der Verband sieht neue soziale Herausforderungen, auf die Kirche Antwort geben muss.
  • An den Diskussionsrunden können auch Interessierte teilnehmen, die kirchlich nicht gebunden sind.

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Was als Vortrag 1963 bei der Diözesanversammlung des Kolpingwerks in Recklinghausen begann, hat sich im Lauf der Jahre als erfolgreiche Veranstaltung etabliert. Seit nunmehr 60 Jahren thematisiert der katholische Sozialverband aktuelle gesellschaftliche, politische und soziale Themen.

„Ob anfangs Geburtenkontrolle, die Mitwirkung von Laien in der Kirche oder später die Friedensbewegung, Gentechnologie und Präimplantationsmedizin und die Zuwanderung nach Deutschland, stets wurden dabei aktuelle Fragen der Zeit diskutiert“, sagt Beatrix Becker von der Kolpingsfamilie Recklinghausen-Zentral.

Soziale Frage immer drängender

Beatrix Becker ist seit 40 Jahren als Teilnehmerin der weit über Recklinghausen hinaus bekannten Diskussionsrunde dabei. Seit 2002 hat sie dann kontinuierlich im Vorbereitungsteam mitgearbeitet. Bernd Wiesel als Regionalreferent des Kolping-Diözesanverbands Münster für die Region Recklinghausen hat die „Recklinghäuser Gespräche“ seit 1982 mitinitiiert, womit auch die Zuständigkeit der Durchführung dieser Diskussionsrunden vom Diözesanverband Münster an das Kolpingwerk Kreisverband Recklinghausen wechselte.

„Wir erleben immer wieder große gesellschaftliche Veränderungen. Deshalb sind wir aufgerufen, das politische Leben einer Gesellschaft aus christlicher Verantwortung mitzugestalten und eine christliche Auffassung vom Menschen und von der Gesellschaft in die politische Debatte einzubringen“, sagt Becker. Deshalb wolle man auch mit den „Recklinghäuser Gesprächen“ am Puls der Zeit sein. Schließlich werde die soziale Frage immer drängender.

Veränderung der Gesellschaft mitgestalten

Das historische Plakat von 1963 dokumentiert den Beginn der „Recklinghäuser Gespräche“. Das Thema damals: „Die Familie – das Gebot der Stunde“. | Foto: privat
Das historische Plakat von 1963 dokumentiert den Beginn der „Recklinghäuser Gespräche“. Das Thema damals: „Die Familie – das Gebot der Stunde“. | Foto: privat

Die Corona-Pandemie habe gezeigt, „wie abhängig wir alle voneinander sind“. Sie habe verdeutlicht, „dass niemand sicher leben kann, ohne die Bedürfnisse und Interessen der anderen zu achten“.

Als katholischer Sozialverband wolle das Kolpingwerk, wie Bernd Wiesel sagt, die Veränderungen der Gesellschaft mitgestalten: „Gerade als Kolpingschwestern und Kolpingbrüder sind wir gefordert, angesichts von Krisen zu reagieren. Ungerechtigkeit und Verelendung, Armut und Hunger – gleich wo auch immer – dürfen uns nicht gleichgültig sein.“

Werte haben Konjunktur

Der Bedarf an Orientierung sei groß, meint die Kolpingschwester Becker. Auch wenn die Zahl der Christen in Deutschland abnehme, hätten Werte Konjunktur. „Und nicht wenige befürworten ausdrücklich, dass christliche Werte in der Politik eine Rolle spielen sollten. Wir Kolpinger haben also die Pflicht, Verantwortung zu übernehmen – für uns selbst und für andere.“

So stellten sich heute dringliche Fragen nach dem sozialen Zusammenhalt, „aber auch nach den gemeinsam geteilten Werten in unserer Gesellschaft wie Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit“. Die nächste Diskussionsrunde thematisiere die soziale Gerechtigkeit und die Suche nach neuen Antworten auf die sozialen Nöte.

Offene Gesprächskultur

Zu den „Recklinghäuser Gesprächen“ sind ausdrücklich alle Interessierten eingeladen. „Das Kolpingwerk sieht sich als christlicher und sozialer Verband als Teil der Gesellschaft und in dieser Funktion auch offen für unterschiedliche Meinungen. Daher ist es selbstverständlich, dass an Diskussionsabenden auch Menschen mitdiskutieren, die nicht dem Verband angehören“, sagt Becker.

„Recklinghäuser Gespräche“
Die diesjährige Veranstaltung der „Recklinghäuser Gespräche“ steht unter dem Thema „Soziale Gerechtigkeit braucht neue Antworten – den Benachteiligten eine Stimme geben“. Referent des Abends am 14. April 2023 um 19 Uhr im Kolpinghaus in Recklinghausen ist der Abgeordnete des Europäischen Parlaments, Dennis Radtke (CDU). Radtke, der aus Bochum-Wattenscheid stammt, ist Landesvorsitzender der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) in Nordrhein-Westfalen.

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