Anzeige
Vier Entenküken haben zwei Priester aus Münster zu einer gemeinsamen Hilfsaktion veranlasst. Am Sonntag waren die Tiere in einen Schacht gefallen. Weil keine professionelle Hilfe zu erreichen war, nahmen die Geistlichen die Herausforderung an. .
Manchem wird vielleicht die Bibelstelle von der Heilung eines wassersüchtigen Menschen am Sabbat (Lk 14,5) einfallen, wenn er die Geschichte von der Rettung von vier kleinen Enten in Münster liest. An besagter Stelle fragt Jesus die Gesetzeslehrer und Pharisäer: Wer von euch, dem der Sohn oder der Ochse am Sabbat in einen Brunnen fällt, wird ihn nicht sogleich herausziehen – auch an einem Sabbat?
Zwar war es in diesem Fall weder Ochse noch Sabbat, aber der Fall lag durchaus ähnlich: vier in Not geratene Entenküken veranlassten zwei Geistliche aus Münster zu einer entschlossenen gemeinsamen Hilfsaktion – an einem Sonntag.
Zu viert in der Tiefe
Nach der Heiligen Messe hatten einige Kirchenbesucher zusammen mit dem emeritierten Theologie-Professor Hugo Goeke auf dem Ludgeri-Kirchplatz vier Enten-Küken bemerkt, die ohne ihre Mutter umherirrten. Dann geschah das Unglück: Eines der Küken fiel durch einen Rost in den eineinhalb Meter tiefen Kellerschacht eines benachbarten Wohn- und Geschäftshauses – gefolgt von den drei übrigen. Zu viert hockten sie aneinandergeschmiegt in dem Schacht mit engen Gitterstäben, der trotz aller Bemühungen nicht zu öffnen war.
„Sie taten mir so leid“, sagt Goeke. Was ihn zu allen erdenklichen Rettungsversuchen veranlasste: Beim Tierheim war niemand zu erreichen. Die Feuerwehr verwies an die Abfallwirtschaft der Stadt – wohl in der Vermutung, die Enten seien bereits tot. Beim Tierrettungsdienst ging keiner ans Telefon. Und der Hausbesitzer war ebenfalls nicht erreichbar.
Mit Fantasie und Vogelfutter
Doch Aufgeben ist nicht Goekes Sache. Kurz entschlossen rief er seinen geistlichen Mitbruder an, den emeritierten Pfarrer Ulrich Zurkuhlen, der nur wenige Häuser weiter wohnt. Und weil nun mal Sonntag und keine professionelle Unterstützung zu erwarten war, griffen die beiden Priester zur Selbsthilfe: Sie ließen einen Lappen zu den Enten in den Schacht hinunter und gossen vorsichtig Wasser darauf.
„Wir waren richtig froh, als wir sahen, dass sich eine Pfütze bildete“, sagt Goeke. Ein wenig Vogelfutter hatte er auch noch im Haus. So hatten die Tierchen zumindest die Chance, die Nacht zu überstehen.
Küken im Karton
Am nächsten Morgen klingelte es bei Hugo Goeke. Vor der Tür stand Ulrich Zurkuhlen – strahlend, mit einem Karton in der Hand. Die vier Küken saßen unversehrt darin. Er hatte in dem Schuhgeschäft, zu dem der Schacht gehörte, von dem Unglück berichtet. „Eine freundliche Verkäuferin hat den Schacht geöffnet und die Tierchen herausgeholt“, freut sich Zurkuhlen. Zusammen mit seiner Schwester brachte er die Vögel ins Tierheim. „Die Dame dort verständigte einen Kollegen, der ebenfalls Enten in seinem Teich hat“, sagt Zurkuhlen.
Warum sich die Geistlichen in einer konzertierten Aktion so entschlossen für die Küken eingesetzt haben? „Als ich sah, wie sie eng zusammengekauert saßen und mich anschauten, dachte ich: Ich muss euch das Leben retten!“, sagt Zurkuhlen. „Ich bin ein Tier- und ein Teddyfreund“, fügt der frühere Theologische Berater von „Kirche+Leben“in Anbetracht seiner stattlichen Teddy-Sammlung hinzu.
Die Freude wirkt nach
Hugo Goeke hat es besonders beeindruckt, „dass die Küken immer zusammengehalten haben. Es war eine richtige kleine Gemeinschaft.“ Die Priester freuen sich riesig, dass es ihnen gelungen ist, mit beharrlichem Einsatz die Tiere zu retten: „Das war ein richtig schöner Tag“, spricht Ulrich Zurkuhlen beiden aus dem Herzen.