Anzeige
Vor der ersten Vollversammlung zum Reformdialog der katholischen Kirche betont der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, dass jeder Diözesanbischof frei entscheiden könne, ob und wie er die Beratungen und Beschlüsse des Synodalen Wegs in seinem Bistum umsetzt. „Ich fühle mich hier vollkommen frei, nur meinem Gewissen und dem Glauben der ganzen Kirche verpflichtet“, sagte er im Interview der „Herder Korrespondenz“ (Februar).
In der Satzung des Synodalen Wegs heißt es dazu: „Beschlüsse der Synodalversammlung entfalten von sich aus keine Rechtswirkung.“ Die „Vollmacht der Bischofskonferenz und der einzelnen Diözesanbischöfe“, im Rahmen ihrer jeweiligen Zuständigkeit Rechtsnormen zu erlassen und ihr Lehramt auszuüben, bleibe „durch die Beschlüsse unberührt“.
„Vor vollendete Tatsachen gestellt“
Außerdem forderte Woelki dazu auf, die verschiedenen thematischen Arbeitsgruppen nicht „einseitig“ zu besetzen. Einen entsprechenden Antrag habe er „zusammen mit einer Gruppe von Bischöfen“ gestellt. Beim Synodalen Weg müsse „auch wirklich ein Austausch zwischen unterschiedlichen Standpunkten“ möglich sein.
Bei den vorbereitenden Foren sei man „vor vollendete Tatsachen gestellt worden“, so der Kardinal weiter. Er habe damals kritisiert, dass er die Zusammensetzung für einseitig halte, und habe gemeinsam mit anderen Bischöfen noch weitere Teilnehmer benennen können. In den vier Foren geht es um die Schwerpunktthemen Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie Rolle von Frauen in der Kirche.
„In aller Offenheit“ beim Synodalen Weg dabei
Insgesamt lasse er sich auf den am Donnerstag mit der ersten Synodalversammlung in Frankfurt beginnenden Prozess „in aller Offenheit“ ein, ergänzte Woelki. Es sei gut, aufrichtig miteinander um einen Weg in die Zukunft zu ringen. Auch Kontroversen gehörten dazu. Er vertraue darauf, „dass wir in einem Prozess des Aufeinanderhörens und der geistlichen Unterscheidung unter der Führung des Heiligen Geistes zu einem guten Ergebnis kommen werden“.
Aus Sicht des Kardinals sollte es vor allem um eine neue „Evangelisierung“ und eine „Neuausrichtung an Christus“ gehen. „Wir müssen wieder lernen, aus dem Wort Gottes und aus den Sakramenten zu leben. Wir müssen uns auch wieder neu mit der Tradition und der Lehre der Kirche vertraut machen.“ Ein wichtiges Ziel sei es, die Gesellschaft auf Grund des christlichen Glaubens mitzugestalten. Auch die weitere Aufarbeitung kirchlicher Missbrauchsfälle müsse im Blick bleiben, forderte Woelki.