Pastorales Angebot für Schülerinnen und Schüler ab der neunten Klasse

Ziele, Träume, Zukunftsangst: So helfen „Tage religiöser Orientierung“

Anzeige

Welche Ziele und Träume habe ich? Was macht mir vielleicht auch Angst? Raum für einen Blick in die eigene Zukunft bietet das schulpastorale Angebot „Tage religiöser Orientierung“. Zwei junge Menschen, die die Klassen dabei begleiten, berichten.

Pläne schmieden, Träume haben, Ziele setzen, aber auch Ängste formulieren und Sorgen ausdrücken: Marie Schnieders und Alexander Schneider haben schon viele Schülerinnen und Schüler bei dieser Aufgabe begleitet. „Zukunft ist das Thema, das sich Schulkassen am häufigsten für ihre TrO-Tage aussuchen“, wissen die beiden Studierenden.

TrO steht für „Tage religiöser Orientierung“, ein Angebot schulpastoraler Arbeit im Bistum Münster. Schülerinnen und Schüler ab der neunten Klasse fahren für drei Tage in eine Jugendbildungsstätte des Bistums und können sich dort mit Fragen der eigenen Lebensorientierung und Sinnsuche auseinandersetzen. Diese Sinnsuche junger Menschen greift auch die laufende „Woche für das Leben“ der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland auf.

Aus Sicht von Marie Schnieders sind die „Tage religiöser Orientierung“ ein „Ort der Sicherheit in unsicheren Zeiten“ – für die Klasse, aber auch für sie selbst als Teamerin. „Drei Tage, in denen man weit weg von Familie, Uni und Alltagsstress ist und wenig Zeit fürs Handy hat – das kann schon sehr befreiend sein“, sagt die 21-jährige Lehramtsstudentin, die seit zweieinhalb Jahren Schulen bei TrO begleitet. Stattdessen gibt es viel Zeit für Themen, die junge Menschen bewegen.

Offene Worte und Selbstreflexion

Alexander Schneider, Student der Sozialen Arbeit, wendet bei seinen Gruppen eine Methode besonders gern an: Beim „Werte versteigern“ erhalten die Teilnehmenden Spielgeld und ersteigern nacheinander Werte. „Die Schülerinnen und Schüler müssen sich überlegen, was ihnen wie wichtig ist“, verdeutlicht der 22-Jährige, der dabei schon einige Überraschungen erlebt hat. „Wenn sie sich bewusst damit auseinandersetzen, sind das manchmal ganz andere Dinge als erwartet.“ Dann hätten die Tage bei den Schülerinnen und Schülern Selbstreflexion ausgelöst.

Zukunftsbriefe an sich selbst schreiben, Lebenswege aufzeichnen, sich in Kleingruppen austauschen – bei den Methoden der TrO-Teamer steht oft die Zukunft im Mittelpunkt. „Da ist natürlich auch Platz für Ängste“, betont Marie Schnieders. Nicht immer werde dieser Platz genutzt, „aber wenn, dann ist das ein ganz besonderer Moment, weil es nicht selbstverständlich ist, dass sich junge Menschen so sicher und wohlfühlen in einer Gruppe, dass sie über ihre Ängste sprechen“.

Lust auf die Zukunft - trotz allem

Zukunftsängste zu haben, ist „total in Ordnung und normal“, findet die 21-Jährige. Aber ihr ist es genauso wichtig, in den Jugendlichen Vorfreude und Lust auf die Zukunft zu wecken. „Freier und unabhängiger sein, sich den eigenen Interessen entsprechend entwickeln und Erfahrungen machen, das ist auch was Tolles“, sind sich Marie Schnieders und Alexander Schneider einig.

Beide gehören selbst zur Generation Z, die die aktuelle „Woche für das Leben“ in den Blick nimmt. Sie haben 2020 zu Beginn der Corona-Pandemie Abitur gemacht und sind durch die Lockdowns unter außergewöhnlichen Bedingungen in einen neuen Lebensabschnitt gestartet. Auf Covid folgte der Ukraine-Krieg. „Für unsere Generation ist ein Krieg zum ersten Mal so nah, wir setzen uns ganz neu mit dem Thema auseinander“, sagt Marie Schnieders.

Mit Krisen überfordert?

Auch Alexander Schneider hat beobachtet, dass es durchaus vorkommt, dass Jugendliche angesichts der Krisen im eigenen Leben und in der Welt überfordert sind. „Meine Freunde und ich tauschen uns deshalb immer mal wieder über die Nachrichten aus. Darüber reden ist zumindest nicht verkehrt.“

Marie Schnieders ist gerade von einem zweimonatigen Praktikum im afrikanischen Gambia zurückgekehrt – eine Zeit, die ihr ein Stück Zukunftsangst genommen hat: „Selbst wenn wir nicht wissen, wie unsere Zukunft verlaufen wird, wir haben aber eine Zukunft. Damit sind wir privilegiert.“

Anzeige