Minister Heil: Verteidige das Grundrecht des freien Sonntags

1.700 Jahre freier Sonntag: Kirchen, Gewerkschaften und Politik feiern

  • Kirchen und Gewerkschaften haben die Ausrufung des arbeitsfreien Sonntags vor 1.700 Jahren gefeiert.
  • Die Bundesminister Heil und Grütters würdigen den Tag als Errungenschaft.
  • Auch Gewerkschafter pochen auf Sonntagsschutz.

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Kirchen und Gewerkschaften haben die Ausrufung des arbeitsfreien Sonntags vor 1.700 Jahren gefeiert. Bei einer Online-Veranstaltung der kirchlich-gewerkschaftlichen „Allianz für den freien Sonntag" rief der Journalist Heribert Prantl dazu auf, den Sonntag in Ehren zu halten. „Der Sonntag ist nicht irgendein beliebiger Tag“, sagte er in der Festrede. Er sei der Tag der seelischen Erhebung und Erholung. „Das ist nicht einfach ein schönes Sprüchlein, das ist geltendes Verfassungsrecht“, so der Autor der „Süddeutschen Zeitung“.

Anlass des Jubiläums ist ein Edikt des römischen Kaisers Konstantin vom 3. März 321, in dem er den Sonntag zum wöchentlichen Ruhetag erklärte. Prantl sagte bei der Veranstaltung, er sei stolz, dass Kirchen und Gewerkschaften den Sonntag mit Klagen vor Gerichten verteidigten. Allerdings müsse man weder Christ noch Kirchgänger oder Gewerkschafter sein, um für den Sonntagsschutz einzutreten. Das sei auch eine Frage der Tradition und des Arbeitsschutzes. Zudem takte und synchronisiere der gemeinsame freie Tag das gesellschaftliche Leben.

 

Bundesminister Heil und Grütters würdigen den Sonntag

 

Zahlreiche Prominente machten sich in Videobotschaften für den Sonntag stark. „Der freie Sonntag ist ein Grundrecht, den verteidige ich im Zweifelsfall auch gegen ökonomische Interessen“, sagte Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) betonte, ein gemeinsamer Ruhetag sei entscheidend für die Lebensqualität des Einzelnen und für das Gemeinwesen.

Für Christen sei der Sonntag als Tag der Auferstehung Jesu wichtig, erklärte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. „Er ist der Höhepunkt der Woche und für die Ausübung unseres Glaubens zentral.“

 

„Wir sind mehr als Geldverdienen und Konsum“

 

Nach Worten des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, ist der Sonntag auch in Pandemie-Zeiten wichtig, „in denen uns der Rhythmus des Lebens verloren zu gehen droht“. Der Münchner Kardinal Reinhard Marx erklärte, der Sonntag sei ein starkes Zeichen dafür, dass „wir nicht nur Arbeit sind und Geldverdienen und Konsum, dass es andere Dimensionen des Lebens gibt“.

Verdi-Vorsitzender Frank Werneke sagte, die Gewerkschaft werde sich mit den Kirchen weiterhin Versuchen in den Weg stellen, den Sonntagsschutz zu kippen. Ein verkaufsoffener Sonntag sei auch ökonomisch Unfug, ergänzte der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Reiner Hoffmann. „Dadurch würde nicht eine Jeans, nicht ein Kochtopf mehr verkauft.“

 

FDP für Sonntagsöffnungen ohne Anlass

 

Auch die Linkspartei warnte vor zunehmender Sonn- und Feiertagsarbeit. Inzwischen arbeite fast jeder fünfte Arbeitnehmer in Deutschland mindestens einmal im Monat sonntags, sagte die stellvertretende Vorsitzende der Linken-Bundestagsfraktion, Susanne Ferschl, der „Augsburger Allgemeinen“.

Die Liberalen bekräftigten dagegen die Forderung, Sonntagsöffnungen auch ohne speziellen Anlass zu ermöglichen. Das Arbeitsverbot an Sonntagen sei Ausdruck einer Lebensrealität, die so nicht mehr existiert, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Reinhard Houben. Zugleich seien Sonntagsöffnungen im Sinn vieler Beschäftigter, weil sie erfahrungsgemäß an Sonntagen deutlich mehr Geld verdienten als an Werktagen.

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