Katholische Arbeitnehmer-Bewegung kritisiert Position des Katholischen Büros

KAB: NRW-Bischöfe opfern Sonntagsschutz an Wirtschaft

  • Die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) reagiert verärgert darauf, dass die NRW-Bischöfe nicht gegen einen Erlass der Landesregierung zu verkaufsoffenen Sonntagen vorgeht.
  • Obwohl das Oberverwaltungsgericht einen entsprechenden Regierungs-Erlass verwarf, war Antonius Hamers vom Katholischen Büro bei seiner Position geblieben.
  • KAB-Präses Michael Prinz wirft ihm auf Anfrage von „Kirche-und-Le­ben.de“ nun vor, „den Konsum- und Lobbyinteressen der Wirtschaft nachzugeben“.

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Verärgert zeigt sich die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Bistum Müns­ter darüber, dass die NRW-Bischöfe sich nicht gegen vier verkaufsoffene Sonntage bis Jahresende positioniert haben. Statt Zeichen zu setzen, sei die Kirche bereit, den für Menschen und Gesellschaft wichtigen Sonntagsschutz aufzugeben, sagte KAB-Diözesanpräses Michael Prinz auf Anfrage von „Kirche-und-Le­ben.de“: „Wir verweisen nachdrücklich darauf, dass die Gerichte ihn bewahren.“

 

Der Hintergrund 

 

Das Oberverwaltungsgericht Münster hatte erneut vier verkaufsoffene Sonntage gekippt, welche die NRW-Landesregierung per Erlass erlaubt hatte. Diesen Erlass hatte die katholische Kirche mitgetragen und blieb auch nach dem Urteil bei ihrer Position, wie Antonius Hamers, Leiter des Katholischen Büros in Düsseldorf im Interview mit „Kirche-und-Le­ben.de“ erklärte: „Wir haben gesagt, dass wir uns angesichts der diesjährigen Herausforderungen für den Einzelhandel nicht gegen maximal vier anlasslose verkaufsoffene Sonntage im zweiten Halbjahr, davon maximal zwei im Advent, stellen oder klagen werden.“

Der Sonntagsschutz sei wie jedes Rechtsgut immer abzuwägen gegen andere Rechtsgüter wie den Eigentumsschutz und den Schutz und die Interessen des Einzelhandels, betonte Hamers. „Dabei müssen wir berücksichtigen, dass es bei einigen um ihre wirtschaftliche Existenz geht.“ Gleichwohl müsse die Arbeit am Sonntag eine Ausnahme bleiben.

 

KAB: Arbeitende haben Vorrang

 

Pfarrer Michael PrinzPfarrer Michael Prinz ist Präses der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung im Bistum Münster. | Foto: Monika Thies (KAB)

Damit gebe das Katholische Büro „den Konsum- und Lobbyinteressen der Wirtschaft nach“, kontert KAB-Präses Prinz. „Pandemiebeschränkungen dürfen nicht als Einfallstor für Sonntagsöffnungen genutzt werden.“ Der Schutz der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und ihrer Familien vor zusätzlicher Belastung habe Vorrang. 

Zudem sei es eine Fehleinschätzung, dass verkaufsoffene Sonntage und die Idee, der Konsum könne „nachgeholt“ werden, dem Einzelhandel helfen würden. Erweiterte Öffnungszeiten seien während der Coronakrise kaum genutzt worden. „Dies zeigt überdeutlich, dass die Menschen den Sonntag als Tag der Arbeitsruhe erhalten wollen.“

Der Lockdown habe zu einer Bewusstseinsänderung der Bevölkerung geführt. Dem müsse der Einzelhandel Rechnung tragen. Zugleich wolle auch die KAB „einen starken Einzelhandel, der sich gegenüber dem Online-Commerce behauptet – an jedem Werktag“, sagte Prinz.
 

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