US-Präsident und Katholik spricht mit Franziskus über Corona und Klima

90 Minuten: Joe Biden und der Papst sprechen ungewöhnlich lange

  • Papst Franziskus und US-Präsident Joe Biden haben sich im Vatikan über die anhaltende Corona-Pandemie und die weltweite Klimakrise ausgetauscht.
  • Das Gespräch dauerte mit anderthalb Stunden ungewöhnlich lange.
  • Donald Trumps letzte Audienz war nach 30 Minuten beendet.

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Papst Franziskus und US-Präsident Joe Biden haben sich vor dem G20-Gipfel in Rom über die anhaltende Corona-Pandemie und die weltweite Klimakrise ausgetauscht. Wie das Weiße Haus mitteilt, dankte der katholische Politiker Franziskus für dessen vielfältiges Engagement.

Der Papst sei einer der führenden Köpfe im Kampf gegen den Klimawandel und setze sich für eine gerechte Verteilung von Impfstoffen ein. Überdies gebe das Kirchenoberhaupt all jenen eine Stimme, die unter Armut, Krieg und Verfolgung litten.

 

Dreimal so lang wie bei Trump

 

Die Audienz im Vatikan dauerte mit rund 90 Minuten ungewöhnlich lange. Das Papsttreffen von Donald Trump 2017 hatte nur 30 Minuten gedauert.

Biden wurde von seiner Ehefrau Jill und einer großen Delegation begleitet, der unter anderem US-Außenminister Anthony Blinken angehörte. Es war das erste Treffen Bidens mit Franziskus als Präsident der Vereinigten Staaten. Der regelmäßige Kirchgänger ist nach John F. Kennedy der zweite Katholik in der Geschichte der USA, der das höchste Staatsamt bekleidet.

 

Vatikan: Atmosphäre herzlich

 

Nach Angaben des Weißen Hauses traf der 78-Jährige auch mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin zusammen. Beim Gespräch sei es um Initiativen zur Verteilung von Impfstoffen in Entwicklungsländern gegangen. Der Präsident habe dem Vatikan außerdem dafür gedankt, dass er sich auf diplomatischer Ebene für politische Häftlinge in Venezuela und Kuba einsetze.

Der Vatikan bezeichnete die Atmosphäre bei den Unterredungen in einem eigenen Statement als "herzlich". Man wolle sich gemeinsam für den Schutz des Planeten und im Kampf gegen Covid-19 engagieren. Das Thema Migration und Flüchtlinge sei ebenfalls erörtert worden, hieß es.

 

Biden und die Abtreibungsfrage

 

Ob beim Besuch das Thema Abtreibung zur Sprache kam, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Biden gilt als Befürworter einer liberalen Abtreibungsgesetzgebung. Die US-Bischofskonferenz hatte ihn deshalb in der Vergangenheit mehrfach scharf kritisiert.

Über eine mögliche Verweigerung der Kommunion wird seit Monaten diskutiert. Der Papst sprach sich jüngst gegen solche Überlegungen aus. "Die Kommunion ist keine Auszeichnung für perfekte Menschen", betonte er Mitte September.

 

Medien weitgehend ausgeschlossen

 

Für Irritationen im Vorfeld der Biden-Audienz sorgte ein weitgehender Ausschluss von Medienvertretern. Eine Live-Übertragung der Begrüßung zwischen Papst und Präsident wurde kurzfristig abgesagt. Eine genaue Begründung für das Vorgehen nannte der Vatikan nicht. Sprecher Matteo Bruni verwies darauf, dass der geänderte Plan dem "normalen Prozedere" für die Empfänge von Staatsgästen während der Corona-Pandemie entspreche.

Das G20-Treffen in Rom ist in diesem Jahr eine Art Vorbereitung der Klimakonferenz COP26. Diese beginnt am Sonntag direkt im Anschluss im schottischen Glasgow. Franziskus warnte am Freitag in einer vom britischen Sender BBC ausgestrahlten Ansprache vor einer "unbewohnbaren Welt". Er rief die Konferenz-Teilnehmer auf, Antworten auf die gegenwärtige ökologische Krise zu finden und der künftigen Generation Hoffnung zu spenden.

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