Einige Bischöfe wollen das Sakrament wegen Abtreibungs-Position verweigern

Keine Kommunion für Biden? Vatikan bremst Pläne von Hardlinern

  • Der Vatikan pfeift die Hardliner in der US-Bischofskonferenz beim Versuch zurück, katholischen Politikern wegen deren Haltung zur Abtreibung die Kommunion zu verweigern.
  • Das zielt etwa auf US-Präsident Joe Biden.
  • Nun schaltet sich der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria, ein.

Anzeige

Der Brief des Präfekten der Glaubenskongregation an den Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz hat es in sich. Damit dieser nicht in der Schublade von Erzbischof José Gomez verschwindet, ging er in Kopie an alle Bischöfe und das Jesuiten-Magazin „America“. Das Schreiben von Kardinal Luis Ladaria traf vor der Tagung der US-Bischöfe ein, auf der ein Dokument zur „Würdigkeit des Kommunionempfangs“ beraten werden soll.

Eine Gruppe konservativer Bischöfe will so einen Beschluss herbeiführen, der den Katholiken und US-Präsidenten Joe Biden wegen seiner Haltung zur Abtreibung von der Kommunion ausschließen soll. Dasselbe würde der Sprecherin des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, und anderen demokratischen Politikern widerfahren, die es ablehnen, ihre persönlichen Überzeugungen zum Gesetz zu machen.

 

„Übereilt nicht die Debatte“

 

„America“ fasst den Inhalt des Schreibens mit einem Satz zusammen: „Übereilt nicht die Debatte über Kommunion, Politiker und Abtreibung.“ Ladaria schlägt ein zweistufiges Verfahren vor, das darauf angelegt sein müsse, die Einheit der US-Bischöfe untereinander und mit der gesamten katholischen Kirche zu wahren.

Die Formulierung einer nationalen Linie könne „angesichts ihres möglicherweise strittigen Charakters den gegenteiligen Effekt haben und zu einer Quelle der Zwietracht und nicht der Einheit innerhalb des Episkopats und der Kirche in den Vereinigten Staaten werden“, schreibt der Präfekt der Glaubenskongregation.

 

Ladaria teilt in einem wichtigen Punkt Sicht der Hardliner nicht

 

Um einen „wirklichen Konsens“ zu entwickeln, müssten die Ortsbischöfe den Dialog mit den katholischen Politikern suchen. Vorher gelte es zu prüfen, ob es sinnvoll sei, Politiker als einzelne Gruppe herauszugreifen oder das Thema des Sakramentenempfangs auf alle Gläubigen zu beziehen.

Besonders dürfte die Initiatoren der Bischofs-Abstimmung wurmen, dass der Präfekt der Glaubenskongregation ausdrücklich nicht die Ansicht teilt, Abtreibung falle in eine eigene Kategorie, die ein besonders drastisches Durchgreifen der Bischöfe erforderlich mache.

 

Warum Biden angegriffen wird

 

„Es wäre irreführend“, schreibt Ladaria, „wenn eine solche Erklärung den Eindruck erweckte, dass Abtreibung und Euthanasie allein die einzigen schwerwiegenden Angelegenheiten der katholischen Moral- und Soziallehre darstellen, die die volle Rechenschaftspflicht seitens der Katholiken erfordern.“

Vorangetrieben wird die Initiative zum Kommunionempfang von Politikern vom Vorsitzenden des Lebensschutz-Ausschusses der Bischofskonferenz, Joseph Naumann. Er argumentiert, das Problem mit Biden ergebe sich just aus seinem Bekenntnis zur Kirche: „Wie kann er sagen, dass er ein frommer Katholik ist, und gleichzeitig Dinge tun, die im Widerspruch zur Lehre der Kirche stehen?“

 

Sogar Exkommunikation?

 

Kardinal Raymond Burke, ehemaliger Chef des Obersten Gerichtshofs der katholischen Kirche, fordert gar Bidens Exkommunikation. Obwohl dieser anders als sein Vorgänger Donald Trump bei Todesstrafe, Einwanderung und Rassismus auf einer Linie mit der Kirche liegt, schlägt ihm von bestimmten Bischöfen ein wenig freundlicher Ton entgegen.

Bei der Herbsttagung der Bischofskonferenz im November erhielt der frisch gewählte Präsident einen vergifteten Glückwunsch vom Vorsitzenden. Biden untergrabe mit seiner Politik „die oberste Priorität“ der Kirche, Abtreibungen zu beenden, erklärte Erzbischof Gomez und setzte eine Arbeitsgruppe ein.

 

Bidens Ortsbischof sieht keinen Handlungsbedarf

 

Obwohl Biden-Sympathisanten unter den Bischöfen in der Minderheit sind, ist die Konferenz weit von dem aus Rom geforderten Konsens entfernt. Laut Kirchenrecht fällt die Frage des Sakramentenempfangs in die Zuständigkeit des Ortsbischofs. Bei Biden ist das der Erzbischof von Washington, Kardinal Wilton Gregory. Er sieht keinen Grund, dem Präsidenten die Kommunion zu verweigern.

Andere Bischöfe nehmen ebenfalls Abstand von einem Kommunion-Ausschluss. Bischof Robert McElroy von San Diego meint, man dürfe die Eucharistie nicht als Waffe gebrauchen. Der Kolumnist Michael Sean Winters der Zeitschrift „National Catholic Reporter“ war sich schon vor der Intervention aus Rom sicher, dass die Konservativen die Zwei-Drittel-Mehrheit für eine Annahme ihrer Initiative nicht bekommen: „Das wird niemals passieren.“

Anzeige