Aussagen seien "verdächtig", wenn etwas "von vornherein verboten" sei

Aachens Bischof Dieser: Gegner von Kirchenreformen oft hoch aggressiv

  • Der Aachener Bischof Helmut Dieser erlebt Gegner von Kirchenreformen als lautstark und "in einer gewissen Weise auch hoch aggressiv".
  • Sie sendeten den Befürwortern von Erneuerungen immer wieder die Botschaft: "Was ihr macht, ist von vornherein verboten, weil es die Kirche auf einen Irrweg führt."
  • Solche Aussagen halte er für sehr verdächtig,

Anzeige

Der Aachener Bischof Helmut Dieser erlebt Gegner von Kirchenreformen als lautstark und "in einer gewissen Weise auch hoch aggressiv". Sie sendeten den Befürwortern von Erneuerungen immer wieder die Botschaft: "Was ihr macht, ist von vornherein verboten, weil es die Kirche auf einen Irrweg führt. Ihr dürft in dieser Richtung nicht weiterdenken." Solche Aussagen halte er für sehr verdächtig, sagte Dieser dem Kölner "Domradio".

Auch unter Mitgliedern der Deutschen Bischofskonferenz bestehen laut Dieser Ängste, "falschen Leuten" Wasserträger zu sein. "Dass wir irgendeine Gay-Lobby bedienen oder dass wir irgendeiner falschen Ideologie aufsitzen."

"Deutsche Themen weltweit virulent"

Der Bischof leitet gemeinsam mit der Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Birgit Mock, beim Reformdialog Synodaler Weg das Forum zu Sexualität und Partnerschaft. Das Gremium hatte ein Papier entwickelt, das auch einen Segen für queere Personen befürwortet. Auf der Synodalversammlung im September scheiterte die Annahme des Textes zur Sexualmoral an einer Sperrminorität der Bischöfe.

Der Bischof betonte, die Themen seien nicht nur in Deutschland, sondern weltweit virulent. "Von daher sind wir nicht isoliert."

Frauenweihe: Ist das Nein Johannes Pauls II. bindend?

Notwendig sei ein Menschenbild, das von der Heiligen Schrift und von der Tradition der Kirche her Sexualität so beschreibt, "wie es vielleicht in früheren Epochen noch nicht getan wurde". Sexualität werde durch den Fortschritt der Humanwissenschaften heute weitaus vielfältiger gedacht und dürfe nicht nur auf Fortpflanzung oder Gestaltung der Ehe reduziert werden.

Als brennendes Thema bezeichnete Dieser das Verbot der Frauenweihe: "Bindet die Aussage Johannes Pauls II., dass die Kirche keine Vollmacht habe, Frauen zu Priesterinnen zu weihen, mit letzter Unfehlbarkeit oder nicht?" Nach der päpstlichen Entscheidung sei leider geistlich kein Friede in der Kirche entstanden. Stattdessen seien das Ringen und die Polarisierungen in der Kirche schärfer geworden.

Birgit Mock: Auch Frauen erleben sich als berufen

"Es geht letztlich immer wieder um die Frage nach der gleichen unverfügbaren Würde aller Menschen. So erleben sich ja auch Frauen als berufen für Weiheämter", sagte ZdK-Vize Mock im selben Interview.

Kirche müsse so verstanden werden, dass sie bei der Lebenswirklichkeit der Menschen sei, betonte sie. "Wir sind in unserem Forum zu der Gewissheit gekommen, dass es immer schon eine Veränderung in den kirchlichen Orientierungen gab. Dafür wollen wir auch heute einstehen."

Anzeige