Anzeige
Jochen Reidegeld (53) legt sein Amt als Kreisdechant und Pfarrer von St. Nikomedes Steinfurt nieder.Als Grund gab er gesundheitliche Gründe an.Vor seinem Wechsel 2020 war Reidegeld Stellvertretender Generalvikar in Münster.
Jochen Reidegeld (53) legt sein Amt als Kreisdechant und Pfarrer von St. Nikomedes Steinfurt nieder. Das gab er in einer persönlichen Erklärung bekannt, die er heute auch auf seinem Facebook-Account veröffentlichte. Als Grund nennt er gesundheitliche Gründe. Reidegeld war beide Posten erst 2020 angetreten. Im Februar 2022 wurden Pläne dafür bekannt, dass die Pfarrei künftig von einer zehnköpfigen "Pastoralen Pfarreileitung" aus Laien und dem Pfarrer in allen seelsorglichen Belangen geführt werden soll.
"Auf Anraten meiner Ärzte werde ich eine neue Aufgabe übernehmen, in der ich die arbeitsmäßige Belastung besser steuern kann", schreibt der Geistliche. Als er seinen Dienst in Steinfurt begonnen habe, sei er mit dem Wunsch gekommen, die letzte berufliche Station vor seinem Ruhestand anzutreten. "Doch manchmal legt einem das Leben andere Aufgaben auf den Weg, als man sich dies wünscht", schreibt Reidegeld und verweist auf den Ausbruch der Corona-Pandemie nur wenige Wochen nach Dienstantritt.
Reidegeld: Entscheidung nicht leicht gemacht
Er habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und hoffe auf das Verständnis der Menschen in der Pfarrei, betont Reidegeld. Es gebe gleichwohl Situationen, "in denen man der Gesundheit Vorrang einräumen muss". Mit einem Gottesdienst wolle er sich am 24. September verabschieden.
Reidegeld kündigte an, sich künftig an der Universität Münster einem kirchenhistorischen Projekt zur Friedensforschung zu widmen, in dem er untersuchen wolle, "welche Rolle die Religionen bei Friedensbildungsprozessen spielen können". Dabei würden die Erfahrung, die er bei mehreren humanitären Einsätzen im Irak und in Syrien gesammelt habe, eine Rolle spielen. Zugleich wolle er sich seiner Genesung widmen.
Wer ist Jochen Reidegeld?
Jochen Reidegeld war vor seinem Wechsel nach Steinfurt seit 2010 Stellvertetender Generalvikar, seit 2016 zudem Leiter der Hauptabteilung "Zentrale Aufgaben" im Bischöflichen Generalvikariat, zudem Seelsorger in St. Agatha Münster-Angelmodde. Zeitweise war er überdies Leiter des Ordensreferats und für die Verkündigungssendungen im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk zuständig. Von 2007 bis 2010 war der promovierte Kirchenrechtler am Kirchengericht in Münster tätig. Nach seiner Priesterweihe 1996 war er Kaplan in Olfen und in Senden.
1999 gründete Reidegeld mit anderen den Verein "Roter Keil", der sich gegen organisierten Kindesmissbrauch und für Kinderrechte und Kindeswohl engagiert. Vor der Einrichtung eines Interventionsbeauftragten im Bistum Münster 2019 hatte Reidegeld teilweise dessen Aufgaben inne und sprach sich auch in der jüngsten Vergangenheit immer wieder für eine schonungslose Aufklärung des Missbrauchsskandals um Geistliche der Diözese sowie für Reformen der katholischen Kirche aus.
Mit dem Rücktritt von Jochen Reidegeld in Steinfurt und dem Wechsel des Coesfelders Johannes Arntz im Oktober nach Oldenburg sind damit derzeit zwei der acht Stadt- und Kreisdechantenposten im Bistum Münster neu zu besetzen.