Anzeige
Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. springt Kreml-Chef Wladimir Putin angesichts des Aufstands der russischen Wagner-Miliz zur Seite. "Ich unterstütze die Bemühungen des russischen Staatsoberhaupts, Unruhen in unserem Land zu verhindern", hieß es am Samstag in einem schriftlichen Appell Kyrills an die Russen und Russinnen. Als Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche rufe er jene, "die zu den Waffen greifen und bereit sind, sie gegen ihre Mitmenschen zu richten, auf, zur Vernunft zu kommen".
Kyrill I. mahnte, die nationale Einheit zu bewahren, zu beten sowie Soldaten und einander mit allen Kräften zu helfen. Er nannte weder die Wagner-Miliz beim Namen, noch sprach er explizit von einem Aufstand. "Die militärische Konfrontation ist eine Prüfung", betonte der Patriarch stattdessen. "Heute, wenn unsere Brüder an den Fronten kämpfen und sterben und die Feinde alles tun, um Russland zu zerstören, ist jeder Versuch, Zwietracht im Inneren des Landes zu säen, das allergrößte Verbrechen, für das es keine Entschuldigung gibt."
Milizenchef ruft zu Aufstand gegen Armeeführung auf
Der Chef der Wagner-Miliz, Jewgeni Prigoschin, hatte am Freitag zu einem Aufstand gegen Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu und die Armeeführung aufgerufen. Die Miliz nahm nach Angaben Prigoschins das Armee-Hauptquartier in der südrussischen Großstadt Rostow ein.
Laut Medienberichten beschossen russische Hubschrauber Wagner-Einheiten, die auf dem Weg nach Moskau waren. Putin warf der Wagner-Miliz am Samstag in einer TV-Ansprache "Verrat" vor und sprach von einem "Stoß in den Rücken unseres Landes und unseres Volkes". Er kündigte harte Maßnahmen gegen die Aufständischen an.
Der Patriarch und Putin
Der russisch-orthodoxe Patriarch ist seit vielen Jahren ein wichtiger Verbündeter Putins. In Gottesdiensten forderte Kyrill I. seine Landsleute auf, die russische Armee in der Ukraine zu unterstützen. Zudem versprach das Kirchenoberhaupt russischen Soldaten, sie würden von all ihren Sünden reingewaschen, wenn sie im Krieg fielen.
Großbritannien, Tschechien, Litauen, Estland, Kanada und die Ukraine haben Kyrill I. auf ihre nationalen Sanktionslisten gesetzt; EU-weite Strafmaßnahmen gegen ihn waren 2022 am Widerstand Ungarns gescheitert.
UPDATE: Umfangreiche Aktualisierung des gesamten Artikels (24.06.2023/17:30, mn)