Lars Schlarmann: Der Name zeigt das Profil

Auslegung der Lesungen vom 12. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr C

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Was macht uns als Christen aus? Schon die Jünger suchten in der Nachfolge Jesu ein eigenes Profil. Auch heute bei der schlechten kirchlichen Großwetterlage ist es schwer, ein Profil festzulegen, sagt Lars Schlarmann und legt die Lesungen dieses Sonntags aus.

„Frag ihn mal nach seinem Namen! Er weiß jetzt, wer er ist.“ Diese rätselhafte Aufforderung gab mir eine junge Mutter auf Höhe der Eingangstür mit, als ihr Sohn angelaufen kam. Und tatsächlich: Auf meine Frage „Wer bist du denn?“ rief mir der Kleine mit Stolz seinen Vornamen entgegen. Er konnte seinen Namen mit seiner Person verknüpfen und war euphorisch über diese Selbstbezeichnung wie über das Profil, das sich mit dem Namen anzudeuten schien.

Der Name ist ein Platzhalter für die Person, die ihn trägt. Unser Name ist Ausdruck unseres Profils, unserer Charaktereigenschaften wie Wesenszüge. Lebenslang ist es an uns, dieses Profil weiter zu schärfen, Korrekturen vorzunehmen oder zu erweitern. Doch wie sieht es mit unserem Namen und unserem Profil als Christen aus?

Was sagen „die Leute“?

Die Lesungen vom 12. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C) zum Hören finden Sie hier.

Jesus bindet seine Jünger im Sonntags-Evangelium in die Profilsuche als seine Nachfolger ein. Er fragt sie danach, für wen „die Leute“ ihn halten. Doch er gibt sich nicht mit den Antworten zufrieden, die andere geben. Daher fordert er die Jünger auf, sich ganz persönlich zu positionieren und eine eigene Antwort zu finden. Petrus leistet dies mit Bravour und verleiht Jesus den Hoheitstitel „Christus Gottes“. Er bezeichnet ihn als Gesalbten, als Messias Gottes.

Doch die Profilsuche ist – wie im wahren Leben – mit einem Titel nicht abgeschlossen. Jesus hat vielmehr Bedenken, dass eine solche Auszeichnung seine Jünger zu falschen Schlüssen anleitet. So überführt er die Frage danach, wer er ist, in den größeren Kontext einer Do-it-yourself-Antwort und gibt sie an seine Jünger zurück.

Tun entscheidet Profil des Christen

Wer sich auf Jesus beruft und ihm als Jünger nachfolgen will, für den reicht kein Titel, keine Taufurkunde oder kein Konfessionsmerkmal in der Steuererklärung als Ausweis seiner selbst. Das Profil des Christen entscheidet sich vielmehr im Tun: Jünger Jesu werden die sein, die sich selbst und ihr eigenes Ego aufgeben; die bereit sind, Ehre, Ansehen, Leib und Leben für Jesus und seine Botschaft einzusetzen.

Im konkreten Tun bildet sich ab, wie der Christ sein Profil füllt und wer er ist. In der Art und Weise des Umgangs mit Notleidenden, Kranken, Armen und Geschändeten zeigt sich, wer sich zu Recht auf den Namen Jesu beruft und ihm nachfolgt. So muss es uns auf dem Weg der Nachfolge darum gehen, unserem Namen und Profil als Christen gerecht zu werden, indem wir uns durch unser gesellschaftliches, politisches, soziales und mitmenschliches Handeln als Jesusjünger ausweisen.

Kirchliche Großwetterlage beschämend

Das beginnt vor Ort im Umgang mit Geflüchteten, geht über den Einsatz für Frieden hin zur Unterstützung von Benachteiligten. Im Tun gewinnen wir unser Profil als Christen: in der Gemeinde vor Ort, in der Kirche und der Welt. Unsere kirchliche Großwetterlage führt uns beschämend vor Augen, dass das uns von Jesus aufgetragene Profil als Christen im Umgang mit Schutzbefohlenen, Finanzen oder Machtansprüchen erschreckend oft keine Entsprechung fand.

Die Frage, wer wir als Christen sind und was unser Profil ausmacht, bleibt drängend und entscheidet über unsere Relevanz – als Kirche und in der Gesellschaft.

Als Kinder Gottes eins geworden

Der Autor
Lars Schlarmann ist Kaplan in St. Andreas Cloppenburg. | Foto: privat
Lars Schlarmann ist Kaplan in St. Andreas Cloppenburg. | Foto: privat

Paulus legt in seinem Schreiben an die Galater ein eindrückliches Taufprofil dar. Für ihn haben die Getauften einen neuen Status empfangen, der alle diskriminierenden Unterschiede aufhebt. In der Taufe sind wir als Kinder Gottes eins geworden. Und unser Profil entfaltet sich in der Zugehörigkeit zu Christus.

Er ist die Antwort auf die Frage, wer wir sind und was uns ausmacht. Er ist es, auf den wir uns ausrichten müssen, wenn wir uns als Christen profilieren wollen. Auf der Suche nach unserem Profil ist es zwingend angeraten, zuerst auf den zu schauen, „den sie durchbohrt haben“ (Sach 12,10).

Was Christen guttäte

Bevor Kinder ihren eigenen Namen als Selbstbezeichnung sagen und sich mit ihrem Namensprofil ausweisen können, sind sie in der Lage, auf ihren Namen zu hören, wenn sie jemand ruft.

Mir bleibt der Eindruck, dass es uns als Christen guttäte, öfter auf unseren Namen als Jünger Jesu zu hören und uns als Christen mit unserem Taufprofil rufen zu lassen. Vielleicht folgt dann, mit umso größerer Entschiedenheit, der Schritt dahin, diesen Namen durch unser Handeln weiter zu profilieren. Denn wer wir als Christen sind und auf welchen Namen wir hören, zeigt sich im Tun.

Sämtliche Texte der Lesungen vom 12. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr C) finden Sie hier.

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