Schwester Katharina Kluitmann: Wir feiern einen Tanz!

Auslegung der Lesungen vom Dreifaltigkeitssonntag / Lesejahr C

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Wie können wir beim Tanz der Dreifaltigkeit mitfeiern? Was berührt und bewegt uns? Schwester Katharina Kluitmann regt zum Mittanzen an und legt die Lesungen dieses Sonntags aus.

Wir feiern einen Tanz. Standard, Latein, Eistanz, Volkstanz, Ballett. Egal! Hier schwingt ein Rock. Dort schwebt ein Bein. Zwei verschmelzen in einer Pirouette. Die Tanzenden scheinen sich zu verlieren, nur um sich gleich wiederzufinden. Sie halten sich. Sie lassen einander. Nähe und Distanz, Bewegung und Grazie. Anhalten kannst Du es nicht. Dann ist es kein Tanz mehr. So ist das Leben.

Genauso bewegen sich die Atome: Neutronen, Protonen, Elektronen. Immer in Bewegung, unsere scheinbar so unbewegte Materie. Alles Leben ist Bewegung, immer. Halt es an, dann ist alles aus. Wir feiern einen Tanz. Den Tanz der Dreifaltigkeit. Hier ein Augenblick, in dem der Geist aufblitzt. Der Moment zwischen Vater und Sohn, wo sie einander zu verlieren scheinen im Karfreitags-Schrei des „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

Dreifaltiger Tanz wird gefeiert

Die Lesungen vom Dreifaltigkeitssonntag (Lesejahr C) zum Hören finden Sie hier.

Und der Geist wird in die Welt gegeben, gerade da. Denn sie finden einander wieder, auferstehend, auferweckend. Aufeinander bezogen. Eins und doch nicht einheitlich. Umeinander herum. Dreifaltiger Tanz. Halt es an, dann ist es vorbei. Dann ist es kein Tanz mehr. Dann ist es aus mit dem Leben.

Wir feiern einen Tanz. Die Lesungen lassen uns kleine Augenblicke aus dem Tanz Gottes sehen, aus dem alles lebt. Aus dem dreifaltigen Tanz, voller Kraft. Da schafft der Schöpfer die Weisheit und die Welt. Die Weisheit ist bei der Schöpfung dabei, sagt die erste Lesung. Die Weisheit als Person, die spricht. Das „geliebte Kind“, das erzählt von diesem Moment des Beginns. Zugegeben, sie tanzt hier nicht, aber sie spielt. Ein Bild für den Geist, sagen viele. Der neue Schott sagt: ein Bild für Jesus. Egal. Der Schöpfer war jedenfalls nicht allein. Nie. Obwohl er nur einer ist.

Der Geist macht Jesus gegenwärtig

Leichtigkeit lag in der Luft, als er die Welt erschuf. Freude. Spiel. Schönheit. Tanz. Und Gemeinschaft! Gemeinschaft zwischen Vater und Sohn. Davon erzählt das Evangelium. Eins sind Vater und Sohn, in ewiger Pirouette. Mein ist dein, dein ist mein. Aber sie haben, was sie haben, nicht im Festhalten. Ihre Freude ist es zu geben. Den Geist. Unbegrenzt. 

Auch der Geist in ewiger Bezogenheit. Immer frei, immer schwebend, nie frei-schwebend. Der Geist ist Geist des Vaters. Geist Jesu. Er schreibt die Wahrheit Jesu fort. Vor der Auferstehung können die Jüngerinnen und Jünger es noch nicht einordnen. Der Geist erinnert. Er er-innert. Macht Jesus gegenwärtig, ganz innen drin im Menschen. 

Tanz mit!

Denn, so die zweite Lesung, die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist. Wir haben Frieden, mit Gott, durch Jesus. Mittendrin in der Bedrängnis wachsen Geduld und Hoffnung. Weil der Vater und Jesus und der Geist uns mitnehmen. Wir feiern einen Tanz.

Wir feiern einen Tanz. Wirklich und wahrhaftig feierst du einen Tanz nur, wenn du mittanzt. Mittendrin tanzen in diesem Tanz der Dreifaltigkeit. Wenn du einwilligst, mitzutanzen, zu umkreisen, umkreist zu werden. In Gebet und Liebe für die Bedrängten, in Gemeinschaft in Vielfalt, bist du im Tanz.

Ein kosmischer Tanz

Die Autorin
Katharina Kluitmann OSF
Schwester Katharina Kluitmann ist Franziskanerin von Heythuysen/Lüdinghausen, Theologin und promovierte Psychologin.  | Foto:  privat

Du scheinst den Ewigen zu verlieren. Doch da naht er schon wieder. Da nahst du ihm. Seid ihr eins, in der Pirouette des Lebens. Eins und doch zwei. Drei in Gott. Vier mit der Welt. Unendlich mit der Vielfalt der Schöpfung. Ein kosmischer Tanz. Damals, als die Weisheit spielte und es schon da ihre Freude war, bei den Menschen zu sein. Das ist unsere Freude, seine Freude auch heute: bei den Menschen zu sein. 

Wie feiert man das so traditionsarme Dreifaltigkeitsfest? Vielleicht so: Freuen sie sich an diesem oder jenem Bild der heutigen Lesungen. Nicht zu vernünftig und passend. Gott ist doch immer wieder anders. Vertiefen sie sich in die Kirchenväter, die den Tanz der Dreifaltigkeit griechisch Perichorese und lateinisch Circumincessio nennen. Lesen Sie das Buch „Der göttliche Tanz“ von Richard Rohr. 

Tanzen Sie Ihr Leben

Noch besser: Tanzen Sie! Mit irgendwem, Standard, Volkstanz oder Rock ’n’ Roll. Noch besser: Tanzen Sie Ihr Leben mit der Dreifaltigkeit. In Liebe, Hoffnung und Bezogenheit. Es ist leichter als Sie denken – denn er ist schon im Gange, dieser göttliche Tanz. Und Sie mittendrin. Im dreifaltigen Lebenstanz. Anhalten können Sie ihn so wenig wie den Tanz der Atome. Er ist im Gang, dieser göttliche Tanz. Wir brauchen nur einzuschwingen, uns führen zu lassen vom Tanzpartner unseres Lebens. Ehrlich: Wir feiern einen Tanz.

Sämtliche Texte der Lesungen vom Dreifaltigkeitssonntag (Lesejahr C) finden Sie hier.

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