Pastoralreferentin Alina Lübbers über das "hörende Herz" der Menschen

Auslegung der Lesungen vom 17. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr A

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König Salomo bittet um ein "hörendes Herz" - diese Geschichte gehört zu den bekanntesten Bibelstellen. Pastoralreferentin Alina Lübbers beschreibt, was dieses Herz ausmacht - und wie sich jede und jeder Einzelne mit einem solchen Herz beschenken lassen kann.

Wie oft haben Sie schon darüber nachgedacht, was Sie sich wünschen würden, wenn Sie einen Wunsch frei hätten? Typische Kinderantworten sind dann der Wunsch nach unendlich vielen Gaben, nach einem besonderen Spielzeug oder nach einer Superkraft. Erwachsene äußern eher den Wunsch nach Gesundheit, einem glücklichen Leben oder finanzieller Sicherheit. Nur leider kommen wir in der Realität nicht in die Situation, uns einfach mal etwas zu wünschen.

Anders erging es dem jungen König Salomo. Der Herr gewährt ihm eine Bitte. Salomo darf sich von Gott eine Sache wünschen.

Ein Wunsch nicht für das eigene Ich

Doch bevor er diesen Wunsch äußert, lernen wir über Salomo, wie bescheiden er ist, und dass er über eine gute und gesunde Selbsteinschätzung verfügt: „Ich bin noch sehr jung und weiß nicht aus noch ein.“

Salomo sieht sich vor der großen Herausforderung, als König zu regieren. Dafür braucht er Gottes Hilfe. Der Wunsch oder die Bitte, die Salomo äußert, dreht sich nicht um das eigene Ich, nicht um das persönliche Glück und sein Wohlergehen, auch nicht um Gesundheit und ein langes Leben.

Ein Wunsch für die Aufgabe

Die Lesungen vom 17. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A) zum Hören finden Sie hier.

Er bittet um ein hörendes Herz, damit er seiner von Gott gegebenen Berufung und Aufgabe gerecht werden kann. Er will als König nicht seinen eigenen Willen durchsetzen, sondern den Willen Gottes erkennen und danach handeln.

Seine Maxime ist nicht, zu seinem eigenen Vorteil zu regieren, sondern zum Vorteil des Volkes, das Gottes Volk ist. Salomo sieht das Volk nicht als seines an, sondern benennt es deutlich als Volk Gottes, indem er sagt „damit er dein Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht“.

Hören auf Gott, die Menschen und die Wahrheit

Salomo bittet nun um ein hörendes Herz, um die Fähigkeit, das Gute vom Bösen zu unterscheiden, und um Einsicht, um auf das Recht zu hören. In seiner Bescheidenheit erkennt er, dass ihm die Orientierung fehlt. Diese Orientierung wünscht er sich nun von Gott.

Ein hörendes Herz zu haben, heißt also Hören auf Gott und sein Wort. Es steckt aber noch mehr dahinter: Ein hörendes Herz zu haben, bedeutet auch, auf andere Menschen, auf die Wirklichkeit selbst zu hören. Es bedeutet, achtsam mit den Mitmenschen umzugehen. Darauf zu sehen und zu hören, was ein anderer Mensch wirklich braucht. Es bedeutet die Andersheit des Anderen wirklich wahrzunehmen und aus dieser Wahrnehmung heraus zu unterstützen und zu helfen.

Offenheit und Hinsehen

Die Autorin
Alina Lübbers
Alina Lübbers ist Pastoralreferentin der Pfarrei Liebfrauen in Recklinghausen. | Foto: Ann-Christin Ladermann (pbm)

Ein hörendes Herz zu haben bedeutet auch die Fähigkeit, mit einer Offenheit ganz genau und immer wieder hinzusehen, was um mich herum passiert. Salomo besitzt diese Offenheit und das wachsame Auge.

Er wird in den folgenden Kapiteln als Menschenkenner (1 Kön 3,16-28) und als Naturforscher (1 Kön 5,13) dargestellt. Ein hörendes Herz – ein Wunsch, der Gott gefallen hat. Gott schenkt Salomo ein weises und hörendes Herz. 

Diese Weisheit und das hörende Herz sind aber nicht nur König Salomo vorbehalten. Er ist zwar nach wie vor als der Inbegriff eines gerechten und weisen Herrschers bekannt, dennoch kann jede und jeder nach einem hörenden Herzen und Weisheit streben. 

Ein hörendes Herz auch für uns

Ein hörendes Herz zu haben führt uns zum wahren Schatz unseres Lebens, zu der Perle, die wertvoller ist als alles andere. Die Bibel unterscheidet zwischen materiellen und immateriellen Schätzen. In den Gleichnissen aus dem Matthäusevangelium geht es um den Schatz des Himmelreiches.

Jesu erzählt, dass es sich mit dem Himmelreich wie mit einem Schatz im Acker verhalten kann, den ein hart arbeitender Mensch zufällig findet, oder wie mit einer wertvollen Perle, die ein Kaufmann lange suchen muss, bevor er sie endlich findet. Beiden Gleichnissen ist jedoch gemeinsam, dass sich sowohl der Arbeiter als auch der Kaufmann zunächst von ihren materiellen Reichtümern lösen müssen, um das Himmelreich zu erlangen.

Auf Gott im eigenen Leben hören

An dieser Stelle kommt wieder das hörende Herz ins Spiel, das Gott Salomo geschenkt hat und das er allen Menschen schenkt: Um an die wertvolle Perle heranzukommen, die Gott uns vor Augen hält, braucht es vonseiten des Menschen den Willen auf das Wort Gottes im eigenen Leben zu hören.

Wer sich darum bemüht, wird es schaffen, den Acker des eigenen Lebens gut zu bestellen. Der wird auch verborgene Schätze in seiner Umgebung und im Acker der Welt finden – die Schönheit der Natur, den Schatz in der Heiligen Schrift und den Schatz in menschlichen Begegnungen. Wir können das Himmelreich in unserem eigenen Leben finden.

Sämtliche Texte der Lesungen vom 17. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A) finden Sie hier.

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