Matthias Fraune: Bekennt, aber glaubwürdig!

Auslegung der Lesungen vom 21. Sonntag im Jahreskreis / Lesejahr A

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Wie kann ein dauerhaftes Bekenntnis zu Jesus Christus und Gott gelingen? Was braucht es dazu? Diesen Fragen geht Matthias Fraune nach und legt die Lesungen dieses Sonntags aus.

Im www-Wörterbuch „Wiktionary“ wird als allgemeine Bedeutung für das Wort „bekennen“ die Erklärung einer „Zugehörigkeit zu etwas“ angegeben. Das Bekenntnis von Menschen, ihre Zugehörigkeit zu ihrem Lebensumfeld und den ihnen darin begegnenden Mitmenschen ist vielfältige Lebensäußerung, ist Anerkennung des Nächsten, Beistand und Hilfe, Akzeptanz der Freiheit wie auch der Begrenzungen der Menschen.

Dieser Kontext kann aber auch gründlich schieflaufen: Der Skandal des – sexuellen – Machtmissbrauchs in Gesellschaft und Kirche, die kriegerischen Handlungen in vielen Staaten dieser Erde, Gewalt und Mord und viele andere Verwerfungen und Verbrechen lassen die Zugehörigkeit der Menschen zueinander und somit ihre gegenseitige Treue und Glaubwürdigkeit immer zerbrechlich bleiben. 

Jeder ist selbst verantwortlich

Die Lesungen vom 21. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A) zum Hören finden Sie hier.

Der Mensch ist ein fragiles Wesen. Wir können nicht umhin, das durchgängig im Blick zu behalten. Das bedeutet nicht, dass ich schuldhaftes Verhalten und menschliche Abgründe relativieren oder gar entschuldigen will. Die Verantwortung des Menschen für sein Tun gehört zur personalen Reife. Einer gerechten und kompetenten Konsequenz dieses Umstandes mit den Werkzeugen des Rechts und der Gerechtigkeit muss jeder Einzelne sich stellen. Aber zur Natur des Menschen und zu unserer regelmäßigen Lebenserfahrung gehört es eben auch, dass der Mensch nicht fehlerfrei ist. 

Um diese Tatsache weiß auch Jesus Christus im Umgang und Zusammenleben mit seinen Jüngern, worauf er sowohl pfiffig als auch zugeneigt reagiert, wie uns das Evangelium dieses Sonntages zeigt. Jesus packt seine Jünger bei den Hörnern. Er fragt sie selbst: „Ihr aber, für wen haltet ihr mich?“

Petrus gibt das Bekenntnis

Nicht die Reaktion der Menschen, sondern das eigene, persönliche Bekenntnis ist nun gefragt. Haben sie verstanden, was Jesus gelehrt hat? Haben sie erkannt, wer er wirklich ist? War ihr Beisammensein mit Jesus echte Nachfolge oder nur geheuchelte Neugier? Wer nun erwartet hat, einen vielstimmigen Chor mit „Chris­tus-Hymnen“ zu hören, wird enttäuscht. Denn nur von einer einzigen Antwort berichtet das Evangelium.

Diese aber crasht alle vorherigen Einordnungen und lässt kaum zu wünschen übrig. Denn ausgerechnet Petrus, der Jesus am frühen Karfreitag noch dreimal verleugnen wird, gibt das Bekenntnis: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!“ Dieser Satz Petri scheint Jesus ins Herz getroffen zu haben, denn nun sagt er ihm zu: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“ Ich höre in diesem Satz den persönlichen Auftrag Jesu für Petrus – und die Weise, wie Jesus seine Kirche ausgestattet wissen möchte.

Botschaft Christi ist die Liebe

Der Autor
Kanonikus Matthias Fraune
Matthias Fraune ist Kanonikus in der Propsteigemeinde St. Remigius in Borken. | Foto: privat

Sie soll eine Kirche des Bekenntnisses zu ihm als dem Christus sein. Und wo die Kirche wie Petrus die Lehre und Botschaft Christi bekennt als ihren Maßstab in seiner Nachfolge, da wird sie Bestand haben – bis in den Himmel hinein.

Und die Botschaft Christi ist – die Liebe! Das ist das Hoffnungspotenzial, das auch hinter dem Bild der von Menschen geführten Kirche steckt, das Jesus in seinem Auftrag an Petrus malt. 
Bekenntnis – Zugehörigkeit: Gehören wir zu Gott? Gehören wir zu Jesus? Wir sollten das nicht zuerst als moralische Frage, als Messlatte für unser Leben deuten. Denn wenn nur das Gültigkeit hätte, dann wäre Petrus eventuell nicht so gut weggekommen. Aber an ihm zeigt Jesus, dass die Barmherzigkeit Gottes größer ist als unser Tun. Das heißt aber nicht, dass die Barmherzigkeit ausschließlich ein Thema für Gott ist. Für uns Christen ist die Pflege der Beziehung zu Gott unser „Kerngeschäft“. Dabei sind wir als Menschen und als Glieder der Kirche zur Barmherzigkeit aufgerufen – von Jesus selbst: „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist“ (Lk 6, 26).

Über Lebenserfahrung hinaus

Unsere Zugehörigkeit zu Gott und zu Christus kann angesichts unserer Schwächen wohl nur wie ein von Sehnsucht getragenes Suchen nach einer Perspektive sein, die über das hinausgeht, was unsere Lebenserfahrungen uns zu bieten haben. Die alles entscheidende Frage in Begleitung dieser Suche kann für jeden Einzelnen wie für die Kirche aber nur sein: Was bedeuten Gott und Jesus Christus für mich, für uns?

Diese Auslotung kann nur von unserem Herzen aus angemessen geschehen. Ich wünsche uns, dass wir uns dieser Aufgabe stellen und wie Petrus zu einem glaubwürdigen Christus-Bekenntnis kommen – als Ausweis, dass wir zu ihm gehören.

Sämtliche Texte der Lesungen vom 21. Sonntag im Jahreskreis (Lesejahr A) finden Sie hier.

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