Alexandra Lason: Heilung von Not und Verwundung als Auftrag

Auslegung der Lesungen vom 5. Sonntag der Osterzeit / Lesejahr A

Anzeige

Dem Heil der Menschen zu dienen, das ist der Auftrag Jesu, den er uns Christen hinterlassen hat. Dabei geht es nicht um einen abstrakten Auftrag, sondern um konkrete Sorgen und Nöte, sagt Alexandra Lason und legt die Lesungen dieses Sonntags aus.

Die Schrifttexte dieses Sonntags führen uns den inneren Zusammenhang von Gebet, Verkündigung und karitativem Handeln vor Augen. Das mag bei der Lektüre der Texte auf den ersten Blick anders erscheinen. In der Lesung aus der Apostelgeschichte ist von der Beauftragung eigener Verantwortlicher für den sozialen Dienst der Versorgung von Witwen die Rede, damit sich die Apostel dem Dienst am Wort widmen können.

Dieser Umstand bedeutet allerdings keinesfalls, dass das eine mit dem anderen nichts zu tun hätte oder der soziale Versorgungsdienst nicht auch Aufgabe der Apostel wäre. Der Grund, diese Verantwortung zu delegieren, ist allein dem Umstand geschuldet, dass die Apostel ansonsten das Wort Gottes vernachlässigen würden, welches jedoch wesentlich für ihr karitatives Handeln ist.

Auftrag Jesu ist immer konkret

Die Lesungen vom 5. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr A) zum Hören finden Sie hier.

Das Wort Gottes ist der innerste Kern karitativen, ja christlichen Handelns überhaupt. Den vielfältigen Dienst, zu dem es ruft, können die Apostel gleichwohl nicht allein leisten. Deshalb findet eine Arbeitsteilung statt, wobei die unterschiedlichen Aufgaben im Innersten untrennbar miteinander verbunden bleiben, da sie Aspekte ein und desselben Dienstes sind.

Nicht umsonst wird hier jeweils derselbe griechische Begriff für Dienst genutzt: „diakonia“. Es ist ein Dienst, den sie alle tun: Der Dienst an der Heilung, am Heil der Menschen, ein Dienst, den Christus allen Menschen, ja, der ganzen Schöpfung erwiesen und den er uns allen aufgetragen hat. Dieser Auftrag Jesu an uns ist keineswegs abstrakt, sondern immer konkret: Er erklingt mitten in unserem Leben, dort, wo wir jeweils stehen, er hat mit den Lebensbedingungen und Lebensumständen der Menschen zu tun und kann nur von dort her wirklich verstanden werden.

Steiniger Weg vor uns

Dementsprechend muss der eine Dienst stets unterschiedlich entfaltet werden. Jesus befand sich im Kontakt mit den Menschen, er predigte und heilte. Heilung geschah dabei stets dort, wo Verwundung, wo Not war, wo Heilung notwendig, Not wendend, war. Es war stets eine konkrete Not, die Jesus durch seine Präsenz und sein Handeln wendete. Dies ist die Spur, die uns als Kirche von Christus selbst gelegt ist, der zu folgen wir berufen sind. Es handelt sich dabei um einen steinigen Weg.

Es liegt an uns allen gemeinsam, die Steine weise, in der Kraft des Heiligen Geistes zu unterscheiden, zu erkennen, welche Steine Stolpersteine und welche Steine lebendige Steine und sogar Ecksteine sind. Dabei gilt es, stets auf Jesus, den von Menschen Verworfenen, aber von Gott Erwählten, zu schauen, auf den, der sich uns in allen offenbart, die weggeworfen, verworfen, nackt, hungrig, durstig und heimatlos, kurz: schutzlos und bedürftig sind.

Dem Heil der Menschen dienend

Die Autorin
Alexandra Lason
Alexandra Lason ist Referentin für mediale Verkündigung des Bistums Münster. | Foto: privat 

Wer Jesus in diesen übersieht, wird über ihn selbst stolpern und zu Fall kommen, weil das Heil schenkende Wort Gottes nur hier gehört werden kann. Worüber wir stolpern, ist das, womit wir uns noch einmal in Ruhe beschäftigen müssen, ist das, dem wir zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben. Das gilt für jede und jeden von uns individuell, das gilt jedoch auch für uns als Kirche insgesamt. Es gibt unterschiedliche Schwerpunkte und Aufgaben, die wir in unserem Dienst als Christusgläubige in dieser Welt setzen und übernehmen. Entscheidend ist hierbei, dass wir stets darum wissen und entsprechend handeln, dass alles dem einen Ziel dienen muss: dem Heil der Menschen. 

Diesem können wir nur gemeinsam dienen – in Kooperation untereinander, im Hören auf Gott, der in Christus seine Werke vollbringt (vgl. Joh 14,10). Er schenkt uns unser je eigenes Charisma, das gegenseitig anzuerkennen, individuell und gemeinsam zu leben, unsere Aufgabe und Erfüllung ist, eine Erfüllung, die Anderen und nicht zuletzt auch uns selbst zum Heil dient.

Ein wirksames Wort

Da, wo wir wachsam für das sind, was Gott uns aufträgt, da, wo wir im Heiligen Geist verbunden Christus nachfolgen, sein Wort vernehmen, das immer ein lebendiges, zum Heil der Menschen gesprochenes und wirksames Wort ist, können wir und können auch Andere erkennen und erfahren, dass es einen untrennbaren inneren Zusammenhang von Gebet, Verkündigung und karitativem Handeln gibt.

Dann wird erkennbar, ganzheitlich erkennbar, dass das Wort Gottes nicht ein abstraktes Konstrukt von Weltabgewandten, sondern wirklich in dieser Welt wirksam ist, wirklich etwas ist, das mit dieser Welt, mit der Lebenswirklichkeit wirksam und erfahrbar zu tun hat.

Sämtliche Texte der Lesungen vom 5. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr A) finden Sie hier.

Anzeige