Pater Daniel Hörnemann über Christen als Testamentsvollstrecker Jesu

Auslegung der Lesungen vom 5. Sonntag der Osterzeit / Lesejahr C

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Das Liebesgebot Jesu bleibt die größte Herausforderung der Christen als Testamentsvollstrecker Jesu, sagt Pater Daniel Hörnemann OSB in seiner Auslegung der Schrifttexte vom fünften Sonntag der Osterzeit.

Noch immer, wenn Menschen einen geliebten Menschen verlieren, hören sie den nunmehr 30 Jahre alten, erfolgreichsten und emotionalsten Song des britischen Sängers Eric Clapton, „Tears in heaven“, der die Gewissheit zum Ausdruck bringt, dass es im Himmel keine Tränen mehr geben und im Jenseits Frieden herrschen wird.

Clapton hatte die Ballade 1992 veröffentlicht, die er zur Bewältigung seiner Trauer über den Tod seines vierjährigen Sohnes geschrieben hatte. Der kleine Conor war unbeobachtet aus dem 53. Stockwerk einer New Yorker Wohnung gestürzt. Clapton musste seinen Sohn im Leichenschauhaus identifizieren. Aus einer sehr persönlichen Tragödie heraus fand der Komponist in seinen Versen und seiner Musik etwas Tröstliches und die Zuversicht: „Im Himmel gibt es keine Tränen mehr“.

Tränen werden trocknen

Die Lesungen vom 5. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr C) zum Hören finden Sie hier.

Im letzten Buch der Heiligen Schrift (Offb 21,4) heißt es, Gott wird „alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal.“ Endlich wird nach all den Schrecken alles gut werden.

Mit den letzten beiden Kapiteln der Apokalypse kommen wir auf die Zielgerade der gesamten Bibel. Die apokalyptische Literatur war in der Zeit nach Christus im Judentum wie im Christentum gleichermaßen verbreitet. Sie ging einher mit dem skeptischen Gedanken, dass der Mensch sich kaum noch zum Guten entwickeln würde, nicht einmal mit Gottes Hilfe.

Wir sind noch nicht angekommen

Bedrängnis, Leid und das Böse in der Welt lassen das Vertrauen schwinden. Wenn es noch eine Wende geben soll, dann muss Gott diese Welt komplett neu erschaffen. Die erste Schöpfungserzählung spielt im Paradies, die neue Welt beginnt mit einer Stadt, dem Symbol der Zivilisation. 

Nun sind wir aber noch lange nicht angekommen in dem, was der Seher Johannes einst schaute. Not, Tod und Trauer gibt es immer noch in dieser Welt und immer neu. Es gehört schon viel dazu, eine Perspektive darüber hinaus zu entwickeln.

Die Liebe als Erkennungszeichen

Der Autor
Pater Daniel Hörnemann
Pater Daniel Hörnemann OSB ist Mönch der Benediktinerabtei Gerleve bei Billerbeck und Theologischer Berater von „Kirche+Leben“. | Foto: Markus Nolte

Beim Abendmahl ging Judas, der Verräter Jesu, hinaus in die Nacht. Ausgerechnet in diesem finsteren Moment der sich anbahnenden Passionsgeschichte bis zum bitteren Ende offenbarte sich Jesus, in der Dunkelheit leuchtete strahlendes Licht. Die Herrlichkeit Gottes setzt sich durch.

Denen, die er „meine Kinder“ nennt, gibt er vor allem eines mit: Euer Erkennungszeichen als meine Jünger sei die gegenseitige Liebe. Ob die Lehrlinge Jesu je darin einen Meistertitel erzielen können?

Das neue Gebot Jesu bleibt immer noch neu

Seine Herausforderung bleibt. Am Umgang miteinander werden wir von anderen gemessen. Das Gebot Jesu bleibt immer noch neu, wenn wir es neu annehmen und uns um dessen Erfüllung mühen.

Bereits zur Zeit der ersten Missionare brauchten die Mitglieder der neuen Gemeinden Bestärkung in ihrem Glauben. Paulus und Barnabas ermutigten sie zum treuen Festhalten, nicht ohne die Schattenseiten beim Namen zu nennen: „Durch viele Drangsale müssen wir in das Reich Gottes gelangen“ (Apg 14,22).

Hinzu kam die deutliche Botschaft, dass Gottes Handeln alle meint, ganz gleich welcher Herkunft, er dabei auch den Heiden die Tür zum Glauben öffnen wird. Die Gemeindemitglieder brauchten Hilfestellung dabei, ob und wie sie sich an die letzte Bitte Jesu halten können: „Liebt einander, wie ich Euch geliebt habe!“ In diesem Testament sind ohne Ausnahme alle Christen aller Zeiten bedacht worden mit dem letzten Wunsch Jesu, dessen Erfüllung immer noch aussteht.

Was für Menschen sind wir?

Als Christen sind wir Testamentsvollstrecker Jesu und seine Erben, wir sind von ihm in die Verantwortung genommen. Daran, wie wir miteinander und mit anderen Menschen umgehen, wird man erkennen können, ob und inwieweit wir als Christen diesem Namen gerecht werden.

Wie gehen wir miteinander um? Wie verwirklichen wir unseren Glauben in der Praxis? Wie integrieren wir Fremde und Außenseiter? Wie können wir durch unseren Osterglauben Hoffnung hineintragen in die eigenen Kreise von Familie, Nachbarschaft, Vereine, berufliche Umgebung?

Eine große Vokabel, „Liebe“, oft eine leere Phrase, andererseits aber auch Wort, das sich mit unterschiedlichstem, sehr konkretem Inhalt füllen lässt. Daran wird man erkennen, was für Menschen wir sind, ob wir tatsächlich Christen sind und nicht nur so heißen. Das Tröstliche der Botschaften dieses Sonntags ist, dass Gott alles neu werden lassen kann, grundsätzlich: „Seht, ich mache alles neu!“

Sämtliche Texte der Lesungen vom 5. Sonntag der Osterzeit (Lesejahr C) finden Sie hier.

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