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Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hat den Reformprozess der katholischen Kirche in Deutschland gegenüber den polnischen Bischöfen verteidigt. Die Katholiken in Deutschland gingen den durch den Skandal des sexuellen Missbrauchs ausgelösten "Weg der Umkehr und der Erneuerung nicht leichtfertig und schon gar nicht außerhalb der Weltkirche", schreibt der Limburger Bischof an den Vorsitzenden der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki.
Bätzing weist in seinem Brief auch den Vorwurf der polnischen Bischöfe zurück, der Reformprozess bedeute eine Verwässerung der Lehre und eine Anpassung an den Zeitgeist. Es gehe der Kirche in Deutschland ausdrücklich auch um einen "geistlichen Weg".
Nur einzelne Zitate aus Bätzings Brief öffentlich
Der Synodale Weg mache sich "mitnichten einfach von aktuellen Entwicklungen in der Psychologie und den Sozialwissenschaften abhängig", sondern habe die Heilige Schrift als höchste Richtschnur. Auch "die lebendige Tradition, die vom Zweiten Vatikanischen Konzil betonten Zeichen der Zeit, der Glaubenssinn der Gläubigen, das Lehramt und die Theologie" seien grundlegend.
Bätzings Brief mit Datum vom 16. März liegt nicht im Wortlaut vor. Die Pressestelle der Bischofskonferenz veröffentlichte am Donnerstag eine kurze Information mit Zitaten aus dem Brief. Der Limburger Bischof hatte sich in einer ersten Reaktion irritiert über das Schreiben aus Polen gezeigt - auch über die Form des Offenen Briefs.
"Systemische Ursachen"
Bätzing verteidigt auch die Themen des Reformprozesses - Macht, priesterliche Lebensform, die Rolle der Frau und die Sexualmoral. Der Synodale Weg sei als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal entstanden. Dieser werde im Brief der polnischen Bischöfe mit keinem Wort erwähnt.
"Nur wenn wir die systemischen Ursachen für das unsägliche Leid, das durch Vertreter der Kirche, zumeist Priester, über Menschen gebracht wurde, angehen, wird es überhaupt möglich sein, den Raum wieder zu öffnen, in dem eine Verkündigung der Frohen Botschaft auf offene Ohren stößt", schreibt Bätzing. "Nur so werden wir zu neuer Glaubwürdigkeit und neuem Vertrauen in der Öffentlichkeit und bei den Gläubigen kommen, das wir verspielt haben."
Bätzing: Wie reagieren Sie in Polen denn auf die Krise?
Bätzing bietet den polnischen Bischöfen einen Dialog über den Synodalen Weg an. "Gern würde ich von Ihnen lernen, wie Sie den systemischen Ursachen des tausendfachen Missbrauchs begegnen, den wir bei uns in Deutschland, bei Ihnen in Polen, aber auch weltweit wahrnehmen müssen", heißt es. "Ich wäre an einem echten theologischen Austausch mit Ihnen über die Argumentation dieser Texte interessiert."
Der Brief der polnischen Bischöfe hatte in Deutschland auch heftige Reaktionen ausgelöst. Der Essener Generalvikar Klaus Pfeffer erklärte, das Schreiben sei "von einem platten und hochklerikalen Antimodernismus geprägt". Wissenschaftliche Erkenntnisse würden "mit aberwitzigen Vergleichen" abgewertet.
Kritik auch aus Nordeuropa
Am 10. März hatten auch die katholischen Bischöfe Skandinaviens Bedenken gegen das Reformprojekt geäußert. Sie seien besorgt über "die Richtung, die Methodik und den Inhalt", hieß es in einem Offenen Brief an Bätzing. Gegen diese Vorwürfe hatte sich unter anderem das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken verwahrt, das die Kirche Skandinaviens unterstützt.