Vollversammlung der Bischofskonferenz beendet / Erklärung zu Ukraine-Krieg

Bätzing: Bischöfe diskutierten äußerst kontrovers über Synodalen Weg

  • Die deutschen Bischöfe haben bei ihrer Vollversammlung kontrovers über kirchliche Reformen diskutiert.
  • Zum Abschluss stellte der Vorsitzende Georg Bätzing auch eine Reform des kirchlichen Arbeitsrechts in Aussicht.
  • Überdies fordern rufen sie in einer Erklärung den orthodoxen Patriarchen Kyrill dazu auf, sich vom Krieg Russlands gegen die Ukraine zu distanzieren.

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Die deutschen Bischöfe haben bei ihrer Frühjahrsvollversammlung kontrovers über theologische Grundsatzfragen debattiert. Wie der Vorsitzende, Limburgs Bischof Georg Bätzing, am Donnerstag in Vierzehnheiligen abschließend berichtete, wurden dabei auch weit auseinander liegende Positionen vertreten. Abstimmungen habe es nicht gegeben. Nun warte man die weiteren Beschlüsse der Synodalversammlungen ab. Dort kann der Block der Bischöfe laut Satzung mit einer Sperrminorität von einem Drittel plus einer Stimme Vorschläge blockieren.

Ob es solche Blockaden bei den nächsten Synodalversammlungen geben wird, ist ungewiss. Bätzing sagte zu, dass die deutschen Bischöfe alle synodalen Reformbeschlüsse, die nur auf weltkirchlicher Ebene umgesetzt werden können, in den vom Papst gewollten weltweiten synodalen Prozess einbringen werden.

Bätzing: Bischöfe wollen einheitliches Vorgehen 

Für die Umsetzung aller Beschlüsse, die auch ohne römische Zustimmung möglich sind, werde versucht, ein einheitliches Vorgehen im Bereich der Bischofskonferenz zu ermöglichen. Hierzu werde es eine "Monitoring" der Umsetzung geben, um die Umsetzung zu bündeln.

Wie ein solches Monitoring im Detail aussehen kann, ließ Bätzing offen. Wichtig sei aber, dass die Bischöfe sich mehrheitlich auf einen solchen Schritt verständigt hätten. Dies zeige, dass man ernst mache. Gleichzeitig müssten sie bei der Umsetzung der Beschlüsse "der Unterschiedlichkeit der Diözesen und der Tatsache Rechnung tragen, dass bei den Diözesanbischöfen eine hohe Verantwortung liegt."

Auch Weihbischof Zekorn hielt Vortrag

An den Debatten nahmen Bätzing zufolge neben den Bischöfen auch die Vorsitzenden der Arbeitsgruppen ("Foren") des Synodalen Wegs teil, darunter die Theologin Dorothea Sattler (Universität Münster) und der Theologe Thomas Söding (Universität Bochum).

Im Plenum habe man um Fragen der Anthropologie - am Beispiel von Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare - und der Ekklesiologie - am Beispiel der Frauenordination - gerungen. Dabei hielten die Bischöfe Peter Kohlgraf (Mainz), Stefan Oster (Passau), Michael Gerber (Fulda), Karl-Heinz Wiesemann (Speyer) sowie die Weihbischöfe Johannes Wübbe (Osnabrück) und Stefan Zekorn (Münster) Vorträge.

Arbeitsrecht: Bätzing bittet um Geduld

Die Bischöfe haben Bätzing zufolge auch darüber debattiert, welche Veränderungen aus ihrer Sicht für die Zukunftsfähigkeit der Kirche notwendig seien. Dazu gehöre der geplante "Synodale Rat", der in Deutschland künftig ergänzend zur Bischofskonferenz an der Leitung der Kirche beteiligt werden soll.

Darüber hinaus erwartet Bätzing noch dieses Jahr eine Änderung des kirchlichen Arbeitsrechts. Gleichzeitig mahnte er zur Geduld. Es gebe offensichtlich einen Veränderungsbedarf, "auch um gegen Diskriminierung bestimmter Lebensformen" vorzugehen. Es brauche aber auch Sorgfalt, Prozesstreue und Sachlichkeit.

Bätzing: 120.000 Unterschriften berühren

Bätzing verwies auf die Übergabe der knapp 120.000 Unterschriften unter einer Petition der Initiative #OutInChurch am Mittwoch in Vierzehnheiligen. Dies könne die Bischöfe nicht unberührt lassen. Die Fragen der sexuellen Orientierung von Beschäftigten thematisiert auch ein Beschluss der Vollversammlung des Reformprojekts Synodaler Weg Anfang Februar in Frankfurt.

Bei der Neufassung solle der Blick nicht mehr so stark auf die persönliche Lebensweise der Mitarbeitenden gerichtet werden, so der Bischofskonferenz-Vorsitzende. Vielmehr solle es darum gehen, Werte, Ziele, die Ausrichtung und den Glauben der Kirche mitzutragen. Die geplante Reform verfolge das Ziel, ein neues Narrativ vom kirchlichen Dienst zu entwickeln. Bätzing kündigte an, dass das transparent erfolgen solle.

Zuständig für die Reform sind die 27 Diözesanbischöfe über die Vollversammlung des Verbands der Diözesen Deutschlands (VDD). Hier muss sie dann mit einer Zweidrittel-Mehrheit beschlossen werden.

Ukraine-Krieg: Patriarch Kyrill soll sich distanzieren

Überdies verabschiedeten die Bischöfe eine Erklärung zum Ukraine-Krieg. Darin rufen sie das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche au, sich vom Krieg eindeutig zu distanzieren. Patriarch Kyrill müsse ein klares Wort sprechen. "Die Welt braucht das gemeinsame Zeugnis der Kirchen gerade in Zeiten der Not und der Verwerfungen. Dies sind auch Zeiten der Entscheidung." Gleichzeitig hob die Bischofskonferenz jene Stimmen von Geistlichen der russisch-orthodoxen Kirche hervor, die den Krieg verurteilten.

Rüstungslieferungen an die Ukraine sind für die Bischöfe legitim, wenn diese dazu dienten, "dass das angegriffene Land sein völkerrechtlich verbrieftes und auch von der kirchlichen Friedensethik bejahtes Recht auf Selbstverteidigung wahrnehmen kann". Befürwortern wie Gegnern sei jedoch aufgetragen, "präzise zu bedenken, was sie damit aus- und möglicherweise auch anrichten".

Aufrüstung grundsätzlich legitim

Die Kirche werde weiter bei Exporten von Rüstungsgütern eine restriktive Bewilligungspraxis außerhalb der Nato anmahnen. "Denn wir wissen, dass die (nur allzu oft leichtfertige und nicht selten auch von Gewinninteressen getriebene) Bereitstellung von Gewaltmitteln die realen Möglichkeiten zur Gewaltanwendung erweitert."

Die von der Bundesregierung angekündigten zusätzlichen 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr bezeichneten die Bischöfe in ihrer Erklärung als grundsätzlich legitim. Dieser Schritt dürfe nicht pauschal mit politischen Kampfbegriffen wie "Aufrüstungspolitik" oder "Militarisierung der Außenpolitik" belegt werden.

Appell zur Flüchtlingshilfe an Gemeinden

Angesichts der hohen Summe dürften aber auch andere Schritte für den Frieden in der Welt nicht in den Hintergrund rücken. "Nicht zuletzt zählen dazu die Verbesserung der Lebensbedingungen in armen Ländern und eine entschlossene Klimapolitik, deren Ausbleiben nicht nur das Leben in manchen Regionen unseres Planeten gefährden würde, sondern auch und gerade deshalb konkrete sicherheitspolitische Implikationen hätte." Auch manche Auslandseinsätze der Bundeswehr blieben um des Friedens willen geboten.

An christlichen Gemeinden appellierten die Bischöfe, ähnlich wie bei der Flüchtlingsbewegung aus dem Nahen und Mittleren Osten nun auch bei Geflüchteten aus der Ukraine zu helfen. Zudem warnten sie davor, dem Gegner von Kriegshandlungen das Menschsein abzusprechen. Niemandem sei es erlaubt, die Verfeindung der Gegner anzustacheln. "Wir sind allen dankbar, die Zeichen des Mitgefühls auch für die Opfer der anderen Seite setzen."

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