Münsters Bischof im Interview über Berufungen, Hindernisse und ausländische Priester

Bischof Genn: Ohne Zölibat gibt es nicht mehr Priester

Bischof Felix Genn aus Münster denkt nicht, dass es ohne Pflichtzölibat einfacher wäre, Priester zu gewinnen. Der Vorsitzende der Kommission für Geistliche Berufe der Deutschen Bischofskonferenz äußert sich auch zu Hindernissen für angehende Priester.

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Bischof Felix Genn aus Münster denkt nicht, dass es ohne Pflichtzölibat einfacher wäre, Priester zu gewinnen. Der Vorsitzende der Kommission für Geistliche Berufe der Deutschen Bischofskonferenz verwies im Interview mit dem Portal „katholisch.de“ darauf, dass auch bei anderen geistlichen Berufen und in der evangelischen Kirche die Zahlen zurückgehen.

Die priesterliche Ehelosigkeit nannte Genn eine „Herausforderung“. Von Pflichtzölibat wollte er nicht sprechen. Die Kirche wähle Männer aus, „die sich auch zur Ehelosigkeit berufen wissen“ oder auf dem Weg zum Priesteramt „dahin finden“, so der Bischof. Er äußerte zugleich die Vermutung, dass sich Kandidaten heute bewusster mit der Ehelosigkeit auseinander setzen. Früher sei der Zölibat „mit in Kauf“ genommen worden.

„Aktuelle Atmosphäre“ behindert Berufungen

Genn sieht derzeit viele Hindernisse auf dem Weg, den Priesterberuf anzustreben. Dazu zähle auch die aktuelle Atmosphäre, sagte er am Rande der Frühjahrs-Vollversammlung der Bischofskonferenz in Lingen. Dort geht es auch um die Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs in der Kirche.

Menschen, die sich berufen fühlten, sollten sich nicht von „äußeren Faktoren so beeindrucken lassen, dass das, was in ihrem Herzen liegt und lebendig ist, zerstört wird“, sagte Genn. Er betonte, er sei überzeugt, dass Gott auch heute Menschen zum priesterlichen Dienst berufe. Damit diese innere Widerstände überwinden könnten, brauche es zudem gute Begleiter.

Anforderungen an ausländische Priester

Von ausländischen Priestern, die in der Seelsorge in Deutschland mithelfen, verlangt Genn „die Bereitschaft, sich in unsere Kultur einzufinden und einzuleben“. Das schließe etwa einen wertschätzenden Umgang mit Frauen und engagierten Laien ein.

Zuletzt hatte das Bundesinnenministerium zudem eine Gesetzesänderung angekündigt. Demnach sollen auch katholische Geistliche aus dem Ausland, die in Deutschland tätig sein wollen, einen Nachweis über Deutschkenntnisse mitbringen müssen. Bischof Genn nannte es „unabdingbar“, dass ein Priester „in der Lage sein muss, die Sprache zu sprechen“, in der er tätig sei: „Wenn das nicht der Fall ist, muss ich ihn zurückschicken.“

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