Anzeige
Die Deutsche Bischofskonferenz kritisiert den neuen Kinofilm „Verteidiger des Glaubens“ von Christoph Röhl. „Der Film zeichnet insgesamt ein stark verzerrtes Bild von Kardinal Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.“
Die Deutsche Bischofskonferenz kritisiert den neuen Kinofilm „Verteidiger des Glaubens“ von Christoph Röhl. Der Dokumentarfilm sei kein konstruktiver Beitrag zur Aufdeckung sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche, erklärte Sprecher Matthias Kopp am Donnerstag in Bonn zum deutschen Kinostart: „Der Film zeichnet insgesamt ein stark verzerrtes Bild von Kardinal Joseph Ratzinger/Benedikt XVI.“
Dass es dem Glaubenspräfekten und späteren Papst „immer nur um die Reinheit der Kirche und des Priestertums, nie um die Opfer“ gegangen sei, bezeichnete Kopp als „eigenwillige und fehlerhafte Interpretation“. Auch gehe es „an der Sache vorbei“, in Ratzingers Theologie eine der Ursachen für Missbrauch oder Vertuschung sehen zu wollen.
Ratzinger war „eine treibende Kraft gegen Missbrauch“
Nach den Worten des Sprechers der Bischofskonferenz war Ratzinger „über Jahrzehnte eine treibende Kraft gegen Missbrauch“. Kopp erinnerte an dessen Einsatz für die kirchenrechtliche Definition des Verbrechens Missbrauch, die Schaffung einer speziellen Strafkammer und die Bestrafung von mehr als 380 Tätern durch Entfernung aus dem Klerikerstand: „Diese Aspekte werden im Film nicht angemessen gewürdigt.“
Auch habe sich Benedikt XVI. als erster Papst überhaupt auf mehreren Reisen mit Opfern sexuellen Missbrauchs getroffen, etwa im September 2011 in Erfurt. „Dieser Umstand wird verschwiegen, was den Film unseriös macht“, so Kopp. Es sei bedauerlich, dass die Chance zu einem historisch-kritischen Porträt über Papst Benedikt XVI. verpasst worden sei.
Weitere Kritiker des Films
Auch außerhalb der Bischofkonferenz erntete der Film scharfe Kritik. In einem Interview mit der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ bezeichnete der Münchner Publizist und Ratzinger-Kenner Peter Seewald die Regiearbeit von Christoph Röhl als „Sammlung von Polemiken, Halb- und Unwahrheiten“. Sie sei „als Diskussionsbeitrag nicht ernst zu nehmen“.
Der Theologe Christian Schaller, stellvertretender Direktor des Instituts Papst Benedikt XVI. in Regensburg, sagte am Donnerstag, der Film sei „tendenziös und manipulativ“, das widerspreche dem Anspruch einer Dokumentation. Die Person Joseph Ratzinger werde in einer Weise dargestellt, die nicht mit der Realität übereinstimme. Das liege daran, dass der Regisseur mit dem Vorsatz an sein Thema herangegangen sei, „Papst Benedikt XVI. als Komplizen der Missbrauchstäter zu enthüllen“.
Kritik auch aus dem Vatikan
Im Vorfeld hatte bereits Kurienerzbischof Georg Gänswein den Film kritisiert. „Das ist eine Sauerei, ein Debakel - ich kann es nicht anders sagen“, sagte der Privatsekretär des emeritierten Papstes. Er könne vor diesem „geschickt gemachten“, „nicht objektiven“, „miserablen“ Film nur warnen.
Auch der Wiener Kardinal Christoph Schönborn hatte Benedikt XVI. gegen den Vorwurf verteidigt, dieser habe sich dem Thema Missbrauch nicht entschieden genug gestellt. Der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) sagte Schönborn, wer dies behaupte, erkenne die Fakten nicht an.