Themenwoche „Katholische Verbände im Wandel“ (1) - KAB in Heiden

Darum ist ein Iraner in einer KAB-Ortsgruppe im Münsterland aktiv

  • In der KAB in Heiden im Kreis Borken sind Menschen anderer Religionen willkommen.
  • „Vielfalt bereichert unseren Verband“, sagt KAB-Chef Benedikt Kemper.
  • Zu den neuen KAB-Mitgliedern zählt beispielsweise Mehrdad Mehralian, der 2019 mit seiner Familie aus dem Iran nach Deutschland geflohen ist.

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„Bei uns ist jeder und jede willkommen, egal, woher er kommt. Hauptsache ist, er oder sie kann sich mit unseren Verbandszielen identifizieren“, sagt Benedikt Kemper. Er ist Vorsitzender der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) St. Georg in Heiden, eines traditionsreichen Verbands nahe der Kreisstadt Borken.

Mehr als 150 Mitglieder zählt die KAB St. Georg. Sie gehört zu den stärksten und aktivsten Verbänden des Orts. Einige Muslime machen bei den Aktionen der KAB mit. Mehrdad Mehralian ist sogar Mitglied geworden – und das aus voller Überzeugung, wie er sagt.

KAB-Mitglieder helfen der Familie

„Die KAB ist ein toller Verband. Hier gibt es viele nette und hilfsbereite Mitglieder. Sie haben mir und meiner Familie sehr geholfen“, sagt der aus dem Iran stammende Familienvater.

Der 41-Jährige kam 2019 nach Deutschland. Aus Teheran sei er geflohen, weil er das totalitäre Mullah-Regime nicht länger unterstützen wollte. „Im Iran herrscht eine Diktatur“, sagt er.

Flucht aus dem Iran per Flugzeug

Mehralian hatte in Teheran eine privilegierte Stellung. Der studierte Informatiker wurde aber von den staatlichen Behörden bedrängt, die Opposition im Iran auszuspionieren und die Internet-Aktivitäten von Menschenrechtlern zu überwachen. „Es ging darum, andere ins Gefängnis zu bringen. Das wollte ich nicht.“

Für ihn als „privilegierten Iraner“ war es einfach gewesen, für sich, seine Frau und seinen Sohn ein Visum für Deutschland zu bekommen. „Unsere Flucht aus dem Iran gelang mit einem Flug nach Frankfurt“, sagt Mehralian.

Ankunft im katholischen Münsterland

Über das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) kam die Familie in das beschauliche Heiden, wo sie, auch dank der Hilfe der KAB, heimisch geworden ist. „Heiden ist meine zweite Heimat geworden“, sagt der Familienvater. Die KAB sei sehr aktiv in der Flüchtlingshilfe und biete Sprachkurse an. Über die KAB-Kleiderkammer hätte die Familie viele nützliche Dinge für den Alltag erhalten.

„So lernte ich den Verband und seine Mitglieder immer besser kennen. Ich wollte zur KAB dazugehören“, sagt Mehralian. Dass der Verband zur katholischen Kirche gehört, störe ihn nicht. „Ich gehe in Heiden gern in die katholische Kirche, auch wenn ich ihr nicht angehöre. Ich denke säkular.“

KAB für kulturelle Vielfalt

Damit hat der KAB-Chef kein Problem: „Wir leben in einer Welt, in der die Kulturen mehr und mehr zueinander kommen. Wir sollten mehr voneinander lernen, statt uns abzugrenzen“, sagt Kemper.

Auch in der Kirche gebe es Veränderungen und kulturelle Vielfalt: „In unserer Pfarrei wirken zwei indische Priester. Keiner von uns möchte sie missen. Es gibt Vielfalt, die bereichert“, sagt Kemper.

Flüchtlingshilfe in Heiden

Die KAB sei, als die Flüchtlingskrise 2015 Deutschland vor große Herausforderungen stellte, sofort aktiv geworden, um im Ort Integrationsmaßnahmen anzubieten. „Sprachkurse, Fahrradwerkstatt, Café international und vieles mehr haben wir in der Gemeinde organisiert“, sagt Kemper, der auch Vorsitzender der örtlichen Flüchtlingshilfe ist.

Gelegentlich gelingt es ihm, Geflüchtete für Aktionen des katholischen Verbands zu gewinnen, wie zum Beispiel für die Mitarbeit in der Kleiderkammer, und unter ihnen neue KAB-Mitglieder anzuwerben. Kürzlich sei in Heiden, wie Kemper sagt, ein Iraner zum Christentum konvertiert und Mitglied in der evangelischen Kirche geworden. Aber nicht nur das: Er hat sich der Heidener KAB angeschlossen.

Mitmachen in der „zweiten Heimat“

Mehrdad Mehralian ist froh, in Heiden auch im übertragenen Sinn angekommen zu sein. Im benachbarten Dorsten macht er in einem Betrieb eine Weiterbildung im IT-Bereich und hat gute Aussichten, beruflich weiterzukommen. Im örtlichen Schützenverein will er mitmachen und an der Festmesse teilnehmen. „Das letzte Schützenfest hat viel Spaß gemacht“, sagt er.

Um seine zweite Heimat noch besser kennenzulernen, möchte er einen Video-Film über Heiden mit seinen Besonderheiten und Sehenswürdigkeiten erstellen. „So lerne ich immer mehr dazu und immer mehr Menschen im Ort kennen“, sagt Mehralian. In dem Film werde er auch die Pfarrkirche St. Georg vorstellen. Diese sei schließlich der Mittelpunkt der Gemeinde.

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