Neues Banner gehisst: „Gegen Erstarrung – gegen Schweigen – gegen Missbrauch“

Delmenhorster Pfarrei St. Marien zeigt: Kirche geht auch anders

  • Die Delmenhorster Pfarrei St. Marien hat sexuellen Missbrauch durch einen Priester erlebt.
  • Jetzt wollen Engagierte ein Zeichen gegen Missbrauch und Kirchenkrise setzen.
  • An den Kirchen hängen nun Plakate mit positiven Botschaften zum Gemeindeleben.

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Wie geht eine von sexuellem Missbrauch betroffene Gemeinde in die Zukunft? Für St. Marien Delmenhorst gehören klare Grundsätze dazu, die die Pfarrei jetzt mit Bannern an ihren Kirchen aufgehängt hat.

„Auch bei uns hat es sexuellen Missbrauch durch einen Priester gegeben. Also ist das ein Thema hier“, sagt Guido Wachtel. Der leitende Pfarrer der Delmenhorster St.-Marien-Pfarrei erklärt: „Einer der im Zwischenbericht des Bistums genannten fünf Serientäter des Bistums Münster war lange Zeit Priester in der Stadt.“

Aus der Gemeinde hätten sich Opfer gemeldet, Familien sich an der wissenschaftlichen Studie zur Aufarbeitung des Geschehens beteiligt. Guido Wachtel ist sich sicher: „Auch Delmenhorst wird vorkommen, wenn die Ergebnisse der Missbrauchsstudie des Bistums Münster öffentlich gemacht werden.“ Die Frage, die sich Pfarreirat und Kirchenausschuss der St.-Marien-Pfarrei gestellt hätten: „Wie können wir mit dieser Situation umgehen?“

Delmenhorst hat ein neues Schutzkonzept

Offen sowieso. Das sei ihm von Beginn an wichtig gewesen, sagt der Pfarrer: Missbrauch nicht zu verschweigen. Der Pfarrei sei es aber um mehr gegangen. Etwa mit Fragen wie: Was bedeutet das für uns als Gemeinde, für unsere Zukunft? Und: Was können wir tun, um nach außen wie nach innen zu zeigen, dass wir uns gegen Missbrauch und für eine erneuerte Kirche auf den Weg gemacht haben?

Nach der Veröffentlichung eines neuen Schutzkonzepts 2021 hat sich die Pfarrei deshalb zu einem weiteren öffentlichen Zeichen entschieden: großen Bannern und Plakaten an allen Kirchen. „Gegen Erstarrung, gegen Schweigen, gegen Missbrauch. Wir leben Kirche anders“, so steht es darauf in großen Lettern zu lesen. Seit Ostern hängen sie.

Kirche soll nicht auf Missbrauch reduziert werden

Vertreter von Seelsorgeteam, Pfarreirat und Kirchenausschuss.
Vertreter von Seelsorgeteam, Pfarreirat und Kirchenausschuss stellen vor Ostern das Plakatmotiv vor. Vierter von links Pfarrer Guido Wachtel. | Foto: Pfarrei St. Marien Delmenhorst

„Wir wollen zu Diskussionen anregen und deutlich machen, was das Gemeindeleben vor Ort prägt“, erläutert Guido Wachtel die Hintergründe der Aktion. „Auch gegen den Anschein, als ob Kirche nur noch aus der Verarbeitung von Missbrauch oder Diskussionen über unfähige Bischöfe bestünde.“

Guido Wachtel sagt: „Wir wollen zeigen, dass es Missstände gibt, dass es aber ein Zerrbild von Gemeinde darstellt, wenn man sie darauf reduziert.“ Vorausgegangen waren viele Diskussionen. Dabei sei es auch um die Turbulenzen in den Erzbistümern Köln oder München, die Reformdiskussionen beim Synodalen Weg oder die Kirchenaustritte gegangen.

Viele sagen: Wir erleben Kirche hier auch anders

Viele Gespräche mit Gemeindemitgliedern hätten gezeigt, dass viele in der Pfarrei spüren könnten, was Gemeinde ausmachen sollte und sagten: „Wir erleben Kirche hier anders, hier ist die Gemeinde anders.“ Eher so, wie sie in den weiteren Stichworten auf den Plakaten beschrieben werde: „Offen“, „bunt“, „respektvoll“, „ehrlich“ oder „vielfältig“. Das zeige etwa die Tatsache, dass Menschen aus über 50 Nationen zur Pfarrei gehören. Oder, dass auch nicht-heterosexuelle Menschen Gottesdienste mitfeierten und sich ehrenamtlich engagierten. Guido Wachtel: „Wir sind da sicherlich nicht überall am Ziel, aber spürbar auf dem Weg.“

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