Von Xanten aus radelten fünf Männer 700 Kilometer bis Basel

Deutsche Dombaumeister strampeln fürs Weltkulturerbe

700 Kilometer haben fünf Dombaumeister auf dem Fahrrad zurückgelegt, um für die Anerkennung der Dombauhütten als immaterielles Weltkulturerbe zu werben. Die Tour begann in Xanten und endete in Basel.

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Rund 700 Kilometer haben sie vor der Brust, fünf radfahrende Baumeister an Domen und Münstern. Sie, das sind Andreas Böhm, Meister der Bauhütte am Ulmer Münster, Gerd Meyerhoff aus Stralsund, Baumeister der evangelischen Landeskirche in Norddeutschland, Ulf Kirmis aus Greifswald, Statiker für die evangelische Landeskirche, Johannes Schubert, Leiter der Xantener Dombauhütte und Uwe Zeh, Chef der Freiburger Dombauhütte.

In Xanten startten sie, um über Koblenz, Mainz, Speyer, Straßburg und Freiburg nach Basel zu gelangen. In Basel treffen sich die Dom- und Münsterbaumeister aus Europa, um ihre Erfahrungen auszutauschen und Themen wie den Großbrand in der Pariser Kathedrale zu diskutieren. Basel ist Tagungsort, weil das dortige Münster seit 1000 Jahren besteht.

Großbrand thematisiert

Der Großbrand sei ein Ereignis von europäischer Tragweite, wird Wolfgang Zehetner später vor der Baseler Presse sagen. Zehetner ist Dombaumeister des Stephansdoms in Wien und Vorsitzender des Vereins, in dem Hüttenmeister von 65 Großkirchen in ganz Europa zusammengeschlossen sind.  Von Spanien bis Norwegen, wwhauptsächlich aber in Deutschland. Französische Mitglieder gibt es außer Straßburg keine. Das liegt daran, dass die Kirchen in Frankreich mit Ausnahme des Elsasses dem Staat gehören.

In diesem Jahr sind die Bauhütten auf nationaler Ebene zum immateriellen Kulturerbe erklärt worden. 2020 soll die Auszeichnung auf europäischer Ebene erfolgen. Das wollen die Teilnehmer vorbereiten. Und genau deshalb brechen die fünf Teilnehmer von Xanten aus auf.

Radtour per Handschlag festgemacht

Rückblick: In Jahr zuvor hatte nach der Tagung in Paderborn Ulf Kirmis aus Greifswald die Idee zur Sprache gebracht, zur Baseler Tagung mit dem Rad zu fahren. Auf diese Weise könne man auf das Ziel hinweisen, die Bauhütten zum internationalen immateriellen Kulturerbe auf europäischer Eben zu erklären. Die Kollegen stimmten dem Vorschlag zu und schlugen per Handschlag ein.

Und so kommt es, dass sich fünf von ihnen bei Johannes Schubert in Xanten einfinden. Die Kollegen nutzen die Gelegenheit, sich von Schubert den Dom zeigen zu lassen. Sie steigen über das Innengerüst in das Gewölbe und lassen sich die prachtvolle Wiederauferstehung der Kirche nach der schweren Zerstörung im Zweiten Weltkrieg erläutern. Mit Stolz zeigt Schubert die kostbaren mittelalterlichen Schnitzaltäre und den großen Bestand an Renaissancefenstern. Vor dem Start gibt Regionalbischof Rolf Lohmann der Gruppe den Reisesegen und spendet 50 Euro für die Kasse.

Erste Station ist Köln

Nächste Station ist die Kölner Dombauhütte. Dort werden die fünf Radler mit den Werkstätten vertraut gemacht. Domdiakon Raimund Witte erteilt im Hochchor, abseits des touristischen Betriebs, den Segen. In Mainz erfahren die kirchlichen Bauleute die neueste Entwicklung der Ausgrabung im so genannten Alten Dom. In der heutigen St. Johanniskirche ist fast der gesamte Fußboden ausgegraben.

Über Worms gelangt die Gruppe nach Speyer, der größten romanischen Kirche der Welt. Dort begrüßt sie Dombaumeisterin Hedwig Drabig. Sie erläutert der Gruppe die laufenden Res­taurierungsarbeiten. „Die Architektur beeindruckt von außen und innen gleichermaßen“, sagt Meyerhoff. Nach einem Pressetermin, in dem das Ziel der Reise erläutert wird, geht es weiter nach Straßburg. „Schon Goethe hat die großartige Fassade bewundert“, meint Schubert. „Sie ist in Maßstab und Feinheit einfach überwältigend.“

Schönster Turm der Christenheit

Über Freiburg, wo sie den „schönsten Turm der Christenheit“ bewundern, geht es Richtung Basel. Dort begrüßen der Münsterbaumeister Andi Hinnemann und die Restauratorin Bianca Burkhardt die deutsche Gruppe. „Wir haben es geschafft“, stößt Meyerhoff erleichtert aus.

„Die Fahrt hat uns zu einigen Brennpunkten des mittelalterlichen Kathedralbaus geführt“, zieht Schubert sein Resümee. „Ihre Leistungen haben die Bauhütten und die Bauleute damals an die Grenzen des technisch Machbaren geführt. Krieg und Zerstörung haben die Kirchen verwüstet. Doch sie wurden immer wieder durch die Hütten instandgesetzt. Deshalb können die Kirchen bis heute der Verkündigung dienen. Mit unserer Tour wollten wir auf die Erhebung zum internationalen Weltkulturerbe aufmerksam machen. Sie war ein tolles Erlebnis“, sagt Johannes Schubert.

(Korrektur, 7.12., 17.15 Uhr: Die Bildunterschrift wurde geändert. Es handelt sich um das Freiburger Münster, nicht um das Straßburger Münster.)

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