Anzeige
Bei der Sitzung des Diözesanrats haben sich dessen Mitglieder über die bisherigen Eindrücke und Erfahrungen in der Zeit der Corona-Pandemie ausgetauscht. Dabei nahmen sie auch andere Teile der Welt in den Blick.
„Ich habe bisher nichts Vergleichbares erlebt“, betonte Bischof Felix Genn. Bei einer Bilanz der Auswirkungen der Corona-Pandemie sagte er, das Virus habe eine „unsichtbare Präsenz, die uns durcheinandergebracht hat“. Trotz der gravierenden Auswirkungen im Bistum Münster sei die Situation in anderen Teilen der Welt jedoch ungleich schlimmer. Genn berichtete von erschütternden Beispielen: So habe im brasilianischen Manaus „der Bischof ganze Lastwagen mit Särgen gesegnet“.
Viel Unterstützung und Kreativität
Im Blick auf das Bistum Münster zeigte sich der Bischof erfreut über Nachbarschaftshilfe und Unterstützung, zum Beispiel durch Jugendliche der katholischen Verbände. Im Bereich der Pastoral seien viele Anregungen entwickelt worden: „Es gab viel Kreativität, Telefonkontakte waren sehr wichtig.“ Er habe die technischen Möglichkeiten als Segen empfunden.
Generalvikar Klaus Winterkamp betonte, in Nordrhein-Westfalen habe es eine der freiesten und großzügigsten Regelungen für den pastoralen Raum gegeben. Gleichwohl erinnerte er daran, dass die Listenpflicht seitens des Landes zur Rückverfolgbarkeit der Gottesdienstbesucher nicht vorab mit den Kirchen diskutiert worden sei. Die Regelungen des Bistums in Bezug auf Gottesdienste und Veranstaltungen seien „so weit wie möglich und so eng wie nötig“. „Wir setzen auf eine große Eigenverantwortlichkeit der Pfarreien“, stellte Winterkamp klar.
Von der Sonntagspflicht befreit
Weihbischof Stefan Zekorn gab in Bezug auf die Corona-Krise einen Einblick in die Situation von Menschen auf anderen Kontinenten. „In fast allen anderen Ländern sind die Verläufe schwerer als bei uns“, gab er zu bedenken. „Eine Arbeitslosen-Versicherung wie bei uns gibt es nicht. Die Armen stehen von einem Tag auf den anderen vor dem Nichts.“ Im Hinblick auf Partnerbistümer und -gemeinden appellierte Zekorn: „Pflegen Sie Kontakte! Die moralische Stärkung ist gerade jetzt wichtig.“
Über unterschiedliche Auswirkungen der Corona-Krise tauschten sich die Mitglieder des Diözesanrats in Kleingruppen aus. Lob fand „die große Experimentierfreudigkeit bei der Gestaltung von Gottesdiensten“. Eine andere Beobachtung äußerte eine Teilnehmerin: Manche alte Menschen hätten sich vom „Druck ihrer Sozialisation“ - von der Sonntagspflicht - befreit gefühlt.
Weitgehend einig war man sich in den Gesprächskreisen über Vorteile und Chancen der Digitalisierung. Jedoch wurde auch auf die Grenzen hingewiesen: „Irgendwann braucht jeder die analoge Begegnung.“