Aktion in St. Viktor Damme greift Wunsch auf

Einfach mal reden: Seelsorgende nehmen sich bewusst für Gemeinde Zeit

  • Ansprechbar ist das Seelsorgeteam in St. Viktor Damme eigentlich immer.
  • Aber Zeit für ein echtes Gespräch haben sie dann nicht unbedingt.
  • Donnerstags von 17 bis 18 Uhr bieten sie hinten in der Kirche eine feste „Redezeit“ an.

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Der Pastor hat nie Zeit. Der Kaplan auch nicht. Und die Pastoralreferenten sind auch nur unterwegs. Wann kann man mal einfach so mit ihnen reden? Eine Stimmung in St. Viktor Damme, die das Seelsorgeteam dort gelegentlich gespürt habe, sagt Pfarrer Heiner Zumdohme. „Natürlich sind wir grundsätzlich immer zu Gesprächen bereit“, betont er. Aber im Alltag sei das oft kompliziert.

Das Team um den Pfarrer beriet bei einer Klausurtagung im Vorjahr über das Problem und fand eine überraschende Lösung: sich einfach hinsetzen und auf Gespräche warten.

Donnerstags zwischen 17 und 18 Uhr

Pfarrer Heiner Zumdohme hat mit seinem Seelsorgeteam das Projekt „Redezeit“ für die Gemeinde St. Viktor Damme entworfen. | Foto: Michael Rottmann
Pfarrer Heiner Zumdohme hat mit seinem Seelsorgeteam das Projekt „Redezeit“ für die Gemeinde St. Viktor Damme entworfen. | Foto: Michael Rottmann

Donnerstagnachmittag zwischen 17 und 18 Uhr, hinten in der Kirche St. Viktor. Ein Tisch, zwei bequeme Stühle. Und immer sitzt jemand vom Seelsorgeteam da. „Redezeit – wir sind für Sie da“ nennt die Gemeinde ihr neues Angebot, das mit dem 1. Advent begonnen hat.

Reden mit den Menschen – müssen sich Seelsorger und Seelsorgerinnen dafür wirklich Zeit nehmen?

Angebot ist völlig offen

Pfarrer Zumdohme kennt diese Diskussion. Aber er weiß auch um den weit verbreiteten Eindruck in der Stadt: „Nie kann man uns in Ruhe sprechen. Sicher ein Vorurteil – aber es ist vielleicht auch etwas Wahres dran.“ Und einfach den Pastor anrufen und mal so um ein Gespräch bitten – „das ist für viele Menschen eine zu große Hürde“.

Deshalb sitzt künftig am Donnerstag abwechselnd Pastoralreferentin Nicole Reinke oder einer der beiden Pastoralreferenten oder der drei Priester hinten in der Kirche und wartet. Wer, steht vorher in den Pfarrnachrichten. Zumdohme betont: „Das Ganze ist völlig offen, ohne jedes Konzept, wir warten einfach.“

Redezeit ist keine Beichte

Josef Peters. Pastoralreferent in Damme, hatte die erste „Redezeit“. | Foto: Gemeinde St. Viktor Damme
Josef Peters, Pastoralreferent in Damme, hatte die erste „Redezeit“. | Foto: Gemeinde St. Viktor Damme

Sicher gebe es samstags um 15 Uhr auch die Beichtgelegenheit in St. Viktor, „aber das ist etwas völlig anderes, ein sakramentales Angebot“. Die „Redezeit“ aber sei ohne jede Schwelle. Auch die Themen seien frei, und wenn jemand die letzte Sonntagspredigt besprechen wolle.

Pastoralreferent Josef Peters hatte bei seiner ersten „Redezeit“ zwei Gesprächspartner. Durchaus mit persönlichen Fragen deutet er an. Aber es ging auch darum, ob die Gemeinde nicht ihren Besuchsdienst für Zugezogene neu beleben könne. „Berechtigte Frage“, sagt Peters. Wegen Corona habe der natürlich ziemliche Probleme gehabt.

Zu Hause ging es weiter

Völlig überrascht war der Pastoralreferent später zu Hause. Da rief ihn eine Frau an. Zur Kirche habe sie es nicht mehr geschafft, aber reden wolle sie trotzdem gerne. „Das fand ich total klasse“, sagt Peters. Da sei der Griff zum Telefonhörer auf einmal doch keine Hürde gewesen. „Das war eine bewusste Entscheidung, Antwort auf unser offenes Angebot.“

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