Info-Tag in Steinfurt zum Thema „Tod und Trauer“

Einladung auf den Friedhof: Den Tod ins Leben geholt

  • Kirchen, Stadt, Caritas, Familienbildungsstätte und Hospizbewegung in Steinfurt hatten zu einem Informationstag auf den Friedhof eingeladen.
  • Das Angebot war Teil einer Reihe in der Fastenzeit zum Thema „Lebensphase Sterben: Abschied, Tod und Trauer“.
  • Es gab nicht nur Zahlen und Fakten rund um das Sterben und die Beerdigung, auch den Emotionen zum Thema wurde Raum gegeben.

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Wo sonst Ruhe und Stille herrschen, ist heute viel Leben drin. In den Räumen neben der Trauerhalle auf dem Friedhof Königsallee in Steinfurt gibt es Kaffee und Kuchen, Schokoladenbonbons liegen auf den Stehtischen, die Türen zu den Trauerräumen stehen offen. Und: Es wird lebhaft geredet. Genau das ist die Idee an diesem Tag. Verschiedene Initiativen haben zur Begegnung eingeladen. Alle Fragen rund um die Trauer, um Abschied, um die Beerdigung und die Grabpflege sollen Platz haben.

„Leben und Tod gehören zusammen“, sagt Andrea Wesselmann. „Deshalb haben wir hierher eingeladen – an einen Ort, an den wir in der Regel nicht kommen, wenn wir nicht müssen.“ Wir, das ist ein Zusammenschluss vieler Gruppen der Stadt Steinfurt: der evangelischen und katholischen Pfarrgemeinden, der Caritas, der Familienbildungsstätte, der Hospizbewegung sowie der städtischen Friedhofsverwaltung. In der Fastenzeit haben sie unter der Überschrift „Lebensphase Sterben“ zu einer Reihe von Veranstaltungen rund um das Thema Abschied, Tod und Trauer eingeladen.

Für alle Fragen offen

„Das Treffen ist für ganz viele Fragen offen“, sagt Wesselmann, die als Pastoralreferentin der St.-Nikomedes-Gemeinde die Reihe mit begleitet. „Alle Unsicherheiten und Sorgen der Besucher haben Platz.“ Der Veranstaltungsort ist bewusst gewählt. Anders als in einem Konferenzraum oder einem Pfarrheim bringt die direkte Nähe zu dem zentralen Umfeld des Abschied-Nehmens eine zusätzliche Sensibilität. „Der Tod gehört hierher – genauso wie das Leben.“

Die Offenheit zu diesem Thema ist spür- und sichtbar. Vor dem leeren Sarg im Abschiedsraum brennen Kerzen und wecken bei den 20 Teilnehmern Gefühle. Das wird auch in der Fragerunde deutlich, in der das Mikrofon von Fachmann zu Fachfrau wandert. In der sich viele Teilnehmer zu Wort melden. In der an den Stehtischen weiter diskutiert wird.

Unterschiedliche Formen des Abschiednehmens

So stellt etwa Bestatter Markus Dartmann die unterschiedlichen Möglichkeiten der Beisetzungen vor. Es geht um Verweildauern, bis Gräber wieder eingeebnet werden, um Kosten und um Formen der anonymen Beerdigungen. Die Fragen der Teilnehmer reißen nicht ab. Seelsorger sprechen über Formen des Abschiednehmens, Hospizbegleiter über die Zeit vor dem Tod. Von vielen persönlichen Erfahrungen wird berichtet.

Wie wichtig für die Angehörigen ein Ort der Trauer ist, ist immer wieder herauszuhören. Und dass es eine große Freiheit gibt, wie dieser aussehen kann. Das sagen auch die Kirchenvertreter. „Die früheren Vorbehalte der Seelsorger etwa gegenüber Formen der Urnenbestattung gibt es bei uns nicht mehr“, sagt Pfarrerin Inga Schönfeld. „Wir Kirchen hier sind uns einig, dass wir überall dahin gehen wollen, wo Menschen Abschied nehmen – wir finden immer einen Weg unseren Segen zu spenden.“

Ort hilft bei der Auseinandersetzung

Die Idee der Veranstaltung, sich „den Tod ins Leben“ zu holen, kommt bei den Besuchern an. Wie wichtig es ist, sich frühzeitig mit der Situation des Sterbens auseinander zu setzen, wird immer wieder angesprochen. „Wir bekommen viele neue Impulse“, sagen Rita Langen. Ihre Suche nach einer möglichen Ruhestätte für sich und ihren Mann wird „in dieser intensiven Atmosphäre tief berührt“. Auch wenn der Prozess bis zur Entscheidung noch ein langer sein wird, gibt der Tag auf dem Friedhof zwischen Fragen zur Grabpflege, zur Verantwortung der Kinder für das Grab oder zu individuellen, aber nicht anonymen Bestattung wichtige Orientierung.

Zu Abschluss der Veranstaltung geht es mit Anne Probst von der Friedhofsverwaltung der Stadt Steinfurt einmal über den Friedhof. Unterschiedliche Beerdigungsformen werden besichtigt. Fragen, die sie in der Regel sachlich am Telefon oder am Schreibtisch beantwortet, haben zwischen den Gräbern noch einmal eine andere Intensität. „Ich finde es sehr spannend, dass hier auch das Emotionale und Seelsorgliche mit hineinkommt“, sagt sie. „Nach meiner anfänglichen Zurückhaltung für dieses Angebot bin ich jetzt froh hier zu sein.“

Hoffnungsbotschaft gehört dazu

Denn bei allen Zahlen, Fakten und gesetzlichen Vorgaben, die beim Tod eines Angehörigen und bei seiner Beerdigung in den Blick genommen werden müssen, ist in den Gesprächen an diesem Tag deutlich geworden, dass es um mehr geht. „Es geht vor allem um die Gefühle der Menschen in dieser Situation“, sagt Wesselmann. „Und um die Hoffnungsbotschaft, von der wir als Kirchen dabei erzählen wollen.“

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