Nordirischer Ex-Fußballer wechselte in den Dominikanerorden

Er spielte für Manchester United – jetzt ist er Priester

Philip Mulryne spielte für die Fußball-Nationalmannschaft von Nordirland und für den Spitzenklub Manchester United in der englischen Premier League. Bis ihn Fragen nach dem Sinn des Lebens auf einen ganz anderen Weg führten.

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Der Pater war schon mal ein Teufel, als Fußballprofi bei Manchester United. Dort sicherte Philip Mulryne das offensive Mittelfeld ab. Im knallroten Manchester-Trikot, das den „Red Devils“ (zu deutsch: „Rote Teufel“) den Spitznamen gab.

Seine Aufgabe: Die Übersicht behalten, Angriffe einleiten, Flanken schlagen und ruhig auch mal aggressiv und mutig reingehen. In einem Welt-Club, bei dem er mit Stars wie David Beckham, Paul Scholes oder Ryan Giggs die Fans begeisterte. Ebenso wie in der  Auswahl Nordirlands.

 

Er schoss drei Tore für Nordirland

 

Etwa bei seinem Debüt als Nationalspieler, im Februar 1997. Zur Halbzeit war der damals 18-Jährige eingewechselt worden – und traf zwei Minuten vor Schluss zum 3:0 im Windsor-Park von Belfast. Unter dem Jubel seiner Landsleute köpfte er das Leder ins rechte untere Eck, es war das erste seiner drei Länderspieltore.

Kinder im Trainingsanzug gratulieren Pater Philip Muryne nach der Priesterweihe.
Kinder im Trainingsanzug gratulieren Pater Philip Muryne nach der Priesterweihe. | Foto: Irish Province of the Domincan Order (www.dominicans.ie)

Philip Mulryne, der Hoffnungsträger. Schon als 14-Jährigen hatten die Talentsucher von Manchester United den Jungen aus West-Belfast auf dem Zettel, luden ihn ein zum Probetraining und banden ihn mit einem so genannten Schülervertrag an den Club. Später unterschrieb er für weitere vier Jahre.

 

Im vergangenen Jahr empfing er die Priesterweihe

 

Philip Mulryne, der Debütant. 1997 in der nordirischen Auswahl und zwanzig Jahre später erneut, auf einem völlig anderen Gebiet, aber ganz in der Nähe des Belfaster Fußballstations, in der St.-Oliver-Plunkett-Church, mit Orgelklängen statt Fangesängen.

Statt „Debüt“ hieß das Ganze nun „Primiz“, sein erster  Gottesdienst nach der Priesterweihe, der Anfang eines neuen Weges. Ein Weg, der so ganz anders ist, als der, den er über Jahre kannte und ganz selbstverständlich mitmachte – mit allen Höhen und Tiefen.

 

Sein Jahresverdienst lag zeitweise bei 570.000 Euro

 

Philip Mulryne, der Profi. Nachdem er sich in Manchester unter Trainer Sir Alex Ferguson dann doch nicht durchsetzen kann, heuert er für sechs Jahre bei Norwich City an und führt den Verein 2004 zum Aufsstieg in die erste englische Liga.

Manchester kassiert 750.000 Euro Ablöse. Mulryne soll zeitweise 500.000 britische Pfund (etwa 570.000 Euro) im Jahr verdient haben. Und wer im Internet sucht, findet auch die für manche Fußballerkarrieren typischen wilden Geschichten. Von Frauen, verspekuliertem Geld, Alkohol, Luxus. Und Philip Mulryne mittendrin.

 

Skandalgeschichten gehörten zu seinem Leben

 

„Ich habe mir drei oder vier Autos im Jahr gekauft, weil ich gelangweilt war und immer mehr wollte“, erklärte er später in einem Zeitungsinterview. Und weiter: „Ich war rastlos, weil ich dachte, dass dieser Lebensstil mich glücklich machen müsste.“

Philip Mulryne spendet den Primizsegen.
Philip Mulryne spendet den Primizsegen. | Foto: Irish Province of the Domincan Order (www.dominicans.ie)

Ein vergeblicher Wunsch. So groß seine Begeisterung für das runde Leder auch ist – das dauerhafte Glück kommt nicht. Die Sehnsucht danach aber bleibt. Eine Erfahrung, die ihn langsam ins Nachdenken bringt. Und als Philip Mulryne während einer längeren Verletzungspause gegen Ende seiner Karriere eher zufällig religiöse Schriften in die Hände fallen, wird er neugierig – und liest sich fest.

 

Irgendwann kam die große Wende

 

Er beginnt, Gottesdienste zu besuchen, betet den Rosenkranz und entdeckt eine ganz neue Seite an sich. Und: seine Berufung. Sie sei gekommen und nicht wieder verschwunden, sagte er im vergangenen November in einem Interview.

Es klingt, als staune er über sich selbst. „Über Jahre hatte mich das Thema Glauben nicht interessiert. Aber mit einem Mal erkannte ich die Kraft, die in den Worten lag“, erklärt er in einem Interview, das auf der Internetseite der irischen Dominikanerprovinz abrufbar ist. Sein Gefühl von Berufung sei immer weiter gewachsen.

 

2012 wurde er Dominkaner

 

Als er sein Profi-Trikot schließlich an den Nagel hängt, entscheidet er sich endgültig gegen den ursprünglichen Plan, als Manager einen Verein zu übernehmen. Stattdessen tritt er 2012 im südirischen Cork dem Dominikanerorden bei und studiert Philosophie und Theologie in Belfast und Rom. Im Herbst 2016 folgen die Ewigen Gelübde und die Diakonenweihe, und im Juli 2017 schließlich die Priesterweihe in Dublin.

Philip Mulryne bei seiner Weihe zum Diakon.
Philip Mulryne bei seiner Weihe zum Diakon.| Foto: Irish Province of the Domincan Order (www.dominicans.ie)
 

Englische Zeitungen schrieben damals, er sei wohl schon immer unglücklich gewesen mit seinem glamourösen Leben, aber so ganz stimmt das  nicht. Philip Mulryne beschreibt seinen Weg eher als Prozess, in dem es Zeiten gegeben habe, in denen ihm sein Weg durchaus stimmig erschienen sei. „Das war alles cool, als ich in meinen Zwanzigern war“, sagt er in einem Interview.

 

Den Ball beherrscht er immer noch

 

Der ehemalige Fußballer ist mittlerweile 40 Jahre alt und trägt den Habit der Dominikaner. Fußballbegeistert ist er immer noch. In einem Youtube-Video hält er – mit Sandalen und im weißen Dominikaner-Habit – einen Ball souverän mit dem Fuß in der Luft und zeigt sein Können bei einem Spaziergang im Kreuzgang eines Klosters.

„Fußball ist ein Geschenk, es kommt nur darauf an, wie wir damit umgehen“, sagt er und erklärt den Unterschied zur Religion. „Ein Spiel anschauen, das kann dich begeistern! Du stehst in der Menge, gehörst dazu, feuerst mit anderen dein Team an. Aber Glaube ist anders. Er bringt uns Glück, und zwar nicht nur für anderthalb Stunden an einem Samstagnachmittag.“

Erfahrungen, die auch die Mädchen und Jungen am Newbridge-College im irischen County Kildare interessieren werden. Dort gehört der frühere Profi als Kaplan jetzt zum Team der Schulseelsorge.

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