Zwischenfall sorgt für Empörung in Deutschland, der Schweiz und Luxemburg

Europa-Synode: Polizei verweist Missbrauchs-Betroffenen aus Tagungshotel

  • Zwischenfall am Rand der europäischen Kontinental-Synode in Prag.
  • Die tschechische Polizei hat einen Missbrauchs-Betroffenen des Ortes verwiesen - offenbar auf Initiative einer Synoden-Mitarbeiterin.
  • Delegierte aus der Schweiz und Luxemburg sowie katholische Queere in Deutschland protestieren.

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Zwischenfall am Rand der europäischen Kontinental-Synode in Prag: Die tschechische Polizei hat einen Missbrauchs-Betroffenen des Ortes verwiesen, der in der Lobby des Tagungshotels Flugblätter an die Delegierten verteilte. Ob ihm weitere Sanktionen drohen, war zunächst nicht bekannt. Offenbar hatte eine Synoden-Mitarbeiterin die Polizei gerufen.

Ein Video zeigt die Aktion gegen den Betroffenen und LGBTQ*-Aktivisten Ladislav Koubek. Der Redaktionsleiter des schweizerischen Online-Magazins "kath.ch", Raphael Rauch, postete es auf Twitter mit dem Hinweis: "Ladislav Koubek kritisiert Vertuschung und Homophobie in der tschechischen Kirche." Der Vorfall ereignete sich offenbar schon am Montag.

"Queere Gruppen vom Prozess ausgeschlossen"

Die schweizerische lesbische Delegierte Mentari Baumann, die digital an dem Treffen teilnimmt, kritisierte die Aktion scharf: "Leider wird über queere Menschen gesprochen und nicht mit ihnen", zitiert sie das schweizerische Online-Portal "kath.ch".

"Weltweit sind queere Gruppen von einer Teilnahme an der Umfrage zum synodalen Prozess ausgeschlossen worden. Oder ihnen wird kein Gehör geschenkt", so Baumann laut Angaben weiter. Ihres Wissens seien in Prag "keine Delegierten, die offen queer leben". Lediglich unter den digital zugeschalteten Delegierte seien "eine Handvoll offen queer".

Katholische Queere in Deutschland schockiert

In Deutschland verurteilte der Theologe und LGBTQ*-Aktivist Michael Brinkschröder die Polizei-Aktion deutlich: "Ich bin schockiert darüber, dass die Bischöfe und Kardinäle Europas ein Opfer sexuellen Missbrauchs, das in Tschechiens Kirche kein Gehör gefunden hat, mit Polizeigewalt vor die Tür setzen", schreibt er auf Facebook. Brinkschröder ist Co-Sprecher des "Katholischen LSBT+ Komitees" in Deutschland und Leiter der katholischen Arbeitsgruppe des "European Forum of LGBT Christian Groups".

Die Synoden-Vision "vom weiten Zelt prallt frontal auf das Bild von der Kirche als Burg, das der Prager Bischof Graubner in seiner Eröffnungspredigt verwendet hat", so Brinkschröder.

Luxemburger ändern ihr Statement

Nach Angaben von "kath.ch" hat auch die Luxemburger Delegation um Kardinal Jean-Claude Hollerich auf den Vorfall reagiert, ihr Statement daraufhin angepasst und folgenden Satz zu LGBTQ*-Personen aufgenommen: "Man sollte nicht nur über sie reden, sondern mit ihnen reden." Hollerich ist zudem Generalrelator (Moderator) der Weltsynode.

Die Abwesenheit von Missbrauchs-Betroffenen hatte auch die deutsche Delegation in Prag scharf kritisiert. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte am Montagabend, es komme in den bisherigen Beiträgen zu wenig zur Sprache, dass die Kirche "zutiefst verwundet sei", weil zahlreiche Priester und Ordensleute durch sexuellen Missbrauch "Menschen in der Kirche verwundet haben". Es sei unverständlich, warum die Opfer bei der Synode keine Stimme hätten, so Bätzing.

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