"Ungeduld der Gläubigen wächst" - Diözese nennt Hauptthemen für Treffen in Prag

Bistum Münster: Weltsynode muss über Frauen, Zölibat, Beteiligung reden

  • Frauenrechte, Priesterbild, Laien-Entscheidungen – das sind die Hauptthemen, vor denen das Bistum Münster die Kirche sieht.
  • Das geht aus einem Dokument der Diözese an die Kontinentalsynode hervor, die nächste Woche in Prag tagt.
  • Das Europa-Treffen ist Teil der Weltsynode, die Papst Franziskus initiiert hat.

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Mehr Beteiligung von Laien an Entscheidungen in der Kirche, klare Signale für einen Zugang von Frauen im geistlichen Amt und die Trennung von Priesteramt und verpflichtendem Zölibat – das sind „Hauptherausforderungen“, vor denen das Bistum Münster die katholische Kirche sieht. Das geht aus einer Rückmeldung der Diözese zur europäischen Kontinentalsynode hervor, die in der kommenden Woche in Prag tagt. Das Treffen ist Teil des weltweiten synodalen Prozesses, den Papst Franziskus initiiert hat.

In dem von Bischof Felix Genn unterzeichneten und von einer Arbeitsgruppe erstellten Dokument wird betont, die genannten Themen seien „weltweit brisant“. Die Ungeduld vor allem der engagierten Gemeindemitglieder hierzulande wachse. Sie erwarteten daher, dass „von Anfang an die zentralen Fragen besprochen werden, die geeignet sind, die Selbstblockade der katholischen Kirche aufzulösen“.

„Starke katholische Frauenbewegung“

Dazu brauche es „genaues Hören, eine sorgfältige Unterscheidung der Geister und klare Entscheidungen“. Das Bistum bringe seine Erfahrungen nicht zuletzt aus der bewährten Gremienarbeit, einer „starken katholischen Frauenbewegung“ und einem „extremen Mangel an Priesteramtskandidaten“ ein.

Schon heute nähmen bewährte Gremien die Mitverantwortung von Getauften und Gefirmten an pastoralen und finanziellen sowie personellen und strukturellen Fragen der Kirche wahr. Das Dokument beklagt allerdings auch: „Leider wird immer noch in zu vielen Gremien nur beraten und in zu wenigen gemeinsam entschieden.“

Grundproblem „Sakralisierung von heiligen Männern“

Zudem werde „von Teilen der Hierarchie und des Gottesvolks“ weiterhin geleugnet, dass der Machtmissbrauch durch Kleriker nicht nur individuelles Versagen sei, sondern systemische Ursachen habe. Daher brauche es neue Priesterbilder, die „nicht in der Spiritualität des 19. Jahrhunderts gefangen bleiben“, sondern „Schrift und Tradition besser entsprechen, sodass sie zeitgemäßer sein können“.

Die „Sakralisierung“ von „heiligen Männern“ werde als „Grundproblem des kirchlichen Amtes erkannt“. Das Dokument betont zugleich, das Priestertum sei wesentlich für die katholische Kirche.

Vollmacht der Bischöfe über Verpflichtung

Auch den Zölibat wertschätzt es ausdrücklich als „Zeichen der Hingabe an Gott und der Solidarität mit den Armen“. Er gewönne gleichwohl, wenn er nicht verpflichtend mit dem Priesteramt verbunden, sondern freiwillig gelebt werden könnte.

Zudem müsse die besondere Vollmacht der Bischöfe „neu ins Verhältnis zur grundlegenden Kompetenz“ aller Gläubigen gesetzt werden. Sie allein sei nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil konkretisiert worden, „nicht aber zugleich ihre Verpflichtung denen gegenüber, für die sie Bischöfe sind.“

Frauenweihe: Denkverbot widerspricht Freiheit des Glaubens

Deutlich spricht sich das Dokument für den Diakonat der Frau und gegen Denk- und Sprechverbote auch im Blick auf ihren Zugang zum Priestertum aus. Ein solches Verbot „passt nicht zur Freiheit des Glaubens“, so der Text. Es gebe „theologisch bestens ausgebildete Frauen“, viele erkennten „ihre Berufung zum ordinierten Dienst“.

Die Entscheidung von Papst Johannes Paul II., die Kirche habe nicht die Autorität, Frauen zur Weihe zuzulassen, werde nicht als dogmatische Aussage, sondern lediglich als kirchenrechtliches Verbot wahrgenommen. In jedem Fall stoße es „auf großes Unverständnis in der Mehrheit des Gottesvolkes – vor allem der engagierten Gemeindemitglieder“.

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe

Die Stellungnahme wurde von einer Arbeitsgruppe erarbeitet (hier finden Sie den Originaltext). Ihr gehörten an: Stephanie Krahnenfeld (Generalvikariat), Schwester Anne Kurz (Ordensrat), Mechtild Pille (Frauenkommission), Lisa Rotert (Diözesanrat/Diözesankomitee), Thomas Söding (Ruhr-Universität Bochum) und Ulrich Vollmer (Diözesankomitee). Söding wird als Mitglied des Synodalpräsidiums des Synodalen Wegs in Deutschland auch an der Kontinental-Konferenz in Prag teilnehmen.

 

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