Der Imbiss von Mores Aad in Vechta brannte ab – Brandstiftung möglich

Feuer vernichtet Existenz: Flüchtlingshilfe Visbek hilft syrischem Koch

  • Mit einer Spendenaktion will die Flüchtlingshilfe der St.-Vitus-Pfarrei im oldenburgischen Visbek einer aus Syrien geflüchteten katholischen Familie helfen.
  • Der Vater hatte bei einem Brand Ende Januar seinen Imbisswagen in Vechta verloren.
  • Die Polizei hält Brandstiftung für möglich.

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Schon wieder steht Mores Aad bei Null, zum zweiten Mal. Das erste Mal, das war, als er in Deutschland ankam, als Bürgerkriegsflüchtling aus Syrien. Wo er sein Restaurant in Homs und seine Familie 2015 zurückließ, um sich per Boot und auch zu Fuß über die Türkei und Griechenland auf den Weg in eine bessere Zukunft zu machen. Zuerst allein, seine Frau und die beiden Kinder konnten erst später nachkommen.

„Wir lebten in Syrien ständig in Sorge und Angst“, sagt Malaab Aad, seine Frau. „Man wusste nicht, wann eine Bombe fällt.“ Sie wollten in einem anderen Land neu anfangen, „um nicht dauernd Angst um die Kinder haben zu müssen“.

Zum zweiten Mal bei Null anfangen

Jetzt hofft Mores Aad auf einen Neustart. Dabei will ihm auch die Flüchtlingshilfe Visbek helfen. | Foto: Michael Rottmann
Mores Aad hofft auf einen Neustart. Dabei will ihm die Flüchtlingshilfe Visbek helfen. | Foto: Michael Rottmann

Jetzt steht die Familie erneut bei Null. Genauer: seit der Nacht auf den 21. Januar. Als ein Feuer das Ergebnis von drei Jahren harter Arbeit zunichtemachte: den gutgehenden Grill in einem Camping-Mobilheim.

Mores Aad hatte es in den Niederlanden gekauft und in einem Gewerbegebiet in Vechta auf- und für seine Zwecke umgebaut. Sein Angebot: arabische Spezialitäten, Lamm- und Hähnchenfleisch, Salate und Falafel.

Auf einer kleinen Terrasse warteten Campingstühle und Tische auf Gäste. Mores Aad wusste, worauf es ankam. 25 Jahre lang hatte der 49-jährige als Koch in Damaskus gearbeitet, später ein eigenes Restaurant in Homs in Syrien betrieben.

Katholische Familie aus Syrien

Der Neustart in Vechta ließ sich auch gut an. Drei Jahre lang schien es immer weiter aufwärts zu gehen für den 49-Jährigen und seine katholische Familie, in deren Wohnzimmer ein Rosenkranz und Heiligenbilder von ihrem Glauben zeugen. Auf dem Regal an der Wand steht eine Kerze mit einem Bild der Visbeker St.-Vitus-Pfarrei. Und seine Frau Malaab zeigt die arabische Bibel, die sie aus Syrien mitgebracht hat.

Alles lief gut. Das Familieneinkommen mit Fleiß und Können selbst verdient, die 15-jährige Tochter auf dem bischöflichen Gymnasium Liebfrauenschule in Vechta, der Sohn auf der Oberschule in Visbek. Eine eigene Wohnung hatte die Familie auch gefunden. Und den nächsten Schritt schon vor Augen: ein eigenes richtiges Restaurant.

Am 21. Januar zerplatzte sein Traum

So sah der Imbiss syrischen Kochs Mores Aad vor dem Brand aus. | Foto: privat
So sah der Imbiss vor dem Brand aus. | Foto: privat

Bis zur Nacht auf den 21. Januar. Als Polizisten an der Tür klopften, weil Mores Aad sein Telefon ausgestellt hatte, um nach einem langen Arbeitstag in Ruhe schlafen zu können. Bis spät abends hatte er Fleisch für den Samstag vorbereitet. Plötzlich waren von seinem Imbiss nur noch verkohlte Reste übrig. Mit traurigem Blick zeigt er Fotos des Unglücks auf seinem Smartphone.

Die Ursache konnte bisher nicht endgültig geklärt werden. Manches spricht für Brandstiftung. Auch Mores Aad hält das für wahrscheinlich. Zum Beispiel, weil er in den Trümmern beim Aufräumen die Fleischspieße aus Metall nicht wiederfinden konnte, die er zuvor für den Samstag vorbereitet hatte. Ob sie samt Fleisch gestohlen wurden? Und dann der Imbiss angezündet, um die Spuren zu verwischen?

Vergeblich um eine Versicherung bemüht

Franz Josef Lamping ist Sprecher der Flüchtlingshilfe Visbek. Der Vorsizende hatte Mores Aad mit dessen Schwester und Schwägerin anfangs bei sich zu Hause aufgenommen. | Foto: Franz Josef Scheeben
Franz Josef Lamping ist Sprecher der Flüchtlingshilfe Visbek. Er hatte Mores Aad mit dessen Schwester und Schwägerin anfangs bei sich zu Hause aufgenommen. | Foto: Franz Josef Scheeben

Für den Koch spielt diese Frage keine große Rolle. Denn versichert war der Grillimbiss nicht. Man habe ihm gesagt, das ginge nicht, weil die Tür nicht sicher abschließbar sei. Ob es richtig war, sich damals mit dieser Auskunft abspeisen zu lassen? Mores Aad zuckt mit den Schultern.

Aufgeben will er nicht. Was ihm Mut macht, das ist zum einen ein Unternehmer aus Vechta, der ihm beim Neustart helfen will. Und auch ein Mann, der einer seiner ersten Bekannten in Deutschland war: Franz-Josef Lamping von der Visbeker Flüchtlingsinitiative.

Nach der Flucht bei Familie Lamping im Haus gewohnt

Das Spendenkonto der Flüchtlingsinitiative Visbek für Mores Aad bei der St.-Vitus-Pfarrei hat die IBAN DE39 280 66 10 30 000 11 39 08.

Der Vorsitzende der Kolpingsfamilie hatte Mores Aad mit dessen Schwester und Schwägerin 2015 zunächst bei sich zu Hause aufgenommen, ihm später bei der Suche nach einer Wohnung geholfen. Noch immer steht er Familie Aad mit Rat und Tat zur Seite. Mores und Malaabs Augen leuchten vor Dankbarkeit, als sie von ihm sprechen.

Franz-Josef Lamping hat mit den anderen Ehrenamtlichen der Visbeker Flüchtlingsinitiative eine Spendensammlung für den syrischen Koch gestartet. Das Geld soll nicht in den täglichen Lebensunterhalt fließen. Sondern: Mores Aad soll es bekommen, wenn er für einen Neustart eine Investitionsbeihilfe benötigt. „Damit ich irgendwann weiterarbeiten kann“, sagt Mores Aad. Die St.-Vitus-Pfarrei hat dafür ein Spendenkonto eingerichtet.

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