Interview mit Pfarrer Karsten Weidisch auf der holländischen Insel

Frachter-Unglück vor Ameland - Gefahr für 2.000 Kinder im Ferienlager?

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Rund 20 Kilometer vor der niederländischen Ferieninsel Ameland brennt der Großfrachter "Fremantle Highway" mit 3.000 Autos an Bord. Das Feuer ist nach wie vor nicht unter Kontrolle. Ein Besatzungsmitglied starb, mehrere sind verletzt, alle Überlebenden inzwischen in Sicherheit. Zugleich sind 2.000 Kinder in Ferienlagern des Bistums Münster auf Ameland. Was die Katastrophe für sie bedeutet, haben wir Pfarrer Karsten Weidisch gefragt, der die Lager auf der Insel mit einem Pastoralteam betreut.

Pfarrer Weidisch, was bekommen Sie auf Ameland von dem havarierten Frachter vor der Insel mit?

Vom Strand aus haben wir gestern erstmal nur einen großen Klotz auf der Fahrrinne gesehen, den Brand konnte man erst gar nicht sehen. Inzwischen wissen hier alle durch die Nachrichten Bescheid, es ist ein großes Thema, und inzwischen sind viele Touristen am Strand und schauen sich die Brand-Katastrophe aus der Ferne an. Auch der Bürgermeister hier auf Ameland hat sich schon in den niederländischen Medien geäußert. Wir spüren eine große Betroffenheit, und alle hoffen, dass es gut geht. Wenn das Schiff wirklich sinken sollte, wäre das eine riesige Katastrophe für die Nordsee, für die holländischen Inseln wie Ameland, aber auch für die deutschen ostfriesischen Inseln. Alle hoffen sehr, dass man das in den Griff bekommt.

Werden irgendwelche Vorsichtsmaßnahmen auf der Insel ergriffen?

Davon habe ich bisher nichts mitbekommen. Zurzeit halten sich alle ziemlich an der Hoffnung fest, dass es gut geht.

Ist es in den Ferienlagern irgendwie ein Thema?

Gestern Abend haben die Gruppenleitenden darüber gesprochen, weil sie über die Sozialen Medien von dem Brand und dem Drama um die Besatzung mitbekommen haben. Unterwegs haben wir auch immer wieder Leute angesprochen, ob sie mehr wissen. Aber bislang beschränkt sich das alles auch nur auf das, was über die Medien bekannt ist. Ein Thema ist es definitiv! Wir feiern heute Abend auch einen Lager-Gottesdienst, in dem wir für das verstorbene Crew-Mitglied, für die Verletzten und die gesamte Besatzung des Schiffes beten werden.

Ganz grundsätzlich: Wie ist die Stimmung in den Ferienlagern?

Wir sind zurzeit mit rund 2.000 Teilnehmenden in 25 Ferienlagern hier. Das Seelsorgeteam mit fünf Leuten hat gerade zum dritten Mal gewechselt. Die Stimmung ist - von dem Schiffsunglück abgesehen - richtig gut. Alle genießen es, nach der Corona-Krise endlich wieder frei hier ihre Ferien zu genießen. Es sind viele neue Kinder auf der Insel, die lange für sich waren und regelreht ins Gemeinschaftsleben zurückfinden müssen. Auch Heimweh gibt es mehr als früher. Aber im Großen und Ganzen sind alle glücklich und zufrieden. Jetzt hoffen wir umso mehr, dass die ganz große Katastrophe draußen auf dem Meer vor der Insel noch abgewendet werden kann.

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