Gespräch nach kritischer Wortmeldung beim Synodalen Weg

Hat Kardinal Woelki eine junge Theologin unter Druck gesetzt?

  • Eine junge Theologin beklagt, sie habe sich von Kardinal Rainer Maria Woelki am Rand der Vollversammlung des Synodalen Wegs in einem Gespräch "unter Druck gesetzt" gefühlt.
  • Der Erzbischof habe sie in einer Mittagspause abgefangen und auf einen kritischen Redebeitrag angesprochen, berichtet Viola Kohlberger.
  • Woelki ließ erklären, er bedauere den Vorfall, darauf reagierte auch Kohlberger.

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Eine junge Theologin beklagt, sie habe sich von Kardinal Rainer Maria Woelki am Rand der Vollversammlung des Synodalen Wegs in einem Gespräch "unter Druck gesetzt" gefühlt. Der Erzbischof habe sie in einer Mittagspause abgefangen und auf ihren kritischen Redebeitrag vom Vortag angesprochen, berichtet Viola Kohlberger auf ihrem Instagram-Kanal.

In dem Beitrag hatte die Münchner Theologin und Vorsitzende der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg im Bistum Augsburg bemängelt, dass Woelki wegen zögerlicher Missbrauchs-Aufarbeitung vom Papst nicht abgesetzt wurde. Der Kardinal habe ihr vorgeworfen, es liege an Leuten wie ihr, dass Menschen aus der Kirche austräten. Er habe "quasi mit der gesamten Autorität seines erzbischöflichen Daseins gesprochen und mich immens unter Druck gesetzt". Kohlberger sprach von "Machtmissbrauch".

 

Woelki bekundet Bedauern

 

Woelki bekundet Bedauern über den Vorfall. Bei Kohlberger sei offenbar der Eindruck entstanden, der Kardinal wolle Druck auf ihre Person ausüben, heißt es seitens des Erzbistums Köln auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Nichts lag ihm ferner und das tut ihm leid."

Der Erzbischof sei davon überzeugt, "dass es nur dann gelingt, gemeinsam Wege zu finden, wenn man einen wertschätzenden, offenen Austausch sucht und im Gespräch bleibt". Da der Synodale Weg von einem offenen Diskurs lebe, habe sich Woelki persönlich mit Kohlberger austauschen wollen.

 

Der Hintergrund

 

In ihrem Redebeitrag während der Versammlung hatte Kohlberger Bezug auf die jüngsten Personalentscheidungen von Papst Franziskus für das Erzbistum Köln genommen. Mehrere Bischöfe waren wegen ihres Umgangs mit früheren Missbrauchsfällen in die Kritik geraten.

Juristische Gutachten entlasten Woelki zwar, der Papst bemängelte jedoch "große Fehler" in der Kommunikation des Kardinals. Franziskus schickt den Erzbischof in eine mehrmonatige Auszeit, die Mitte Oktober beginnt. Woelki und die anderen Bischöfe dürfen jedoch ihre Ämter behalten.

 

Was Kohlberger gesagt hat

 

Kohlberger erklärte in der Versammlung, dass Woelki und weitere Bischöfe "das System schützen wollen, dass sie die Kirche schützen wollen und dass sie nicht die Menschen im Blick haben". Im späteren Gespräch habe der Kardinal gesagt, er habe keine Fehler gemacht und ihm sei nichts vorzuwerfen.

"Im Nachhinein würde ich sagen, das war so ein wirkliches verbales Um-sich-Schlagen", so Kohlberger. Dabei habe Woelki sehr nah vor ihr gestanden und auf sie herabgeschaut. Nach dem Gespräch sei sie auf die Toilette gegangen "und da dann so ein bisschen zusammengeklappt". Sie habe jedoch mit anderen über das Erlebte gesprochen - auch mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing.

UPDATE: Kohlberger zu Woelkis Entschuldigung
Nach der Reaktion des Kardinals sagte Kohlberger dem WDR: "Wenn Rainer Maria Woelki seine Entschuldigung ernst gemeint hat, nehme ich sie an." Persönlich am Telefon wäre es ihr natürlich noch lieber gewesen, berichtet der Sender. Dennoch sei der schriftliche Kommentar schon mehr gewesen, als sie erwartet habe. | KNA, 7. Okt.

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