Jürgen Osterhammel sprach im Dom in Münster

Historiker: Hochideologisierte Atommacht führt den Ukraine-Krieg

  • Frieden in der Ukraine und eine friedliche Weltordnung sind für den Historiker Jürgen Osterhammel nicht in Sicht.
  • Es fehle eine starke neutrale Macht, die eingreifen könnte, sagte der emeritierte Professor der Universität Konstanz in Münster.
  • Er sprach im Rahmen der Reihe „Domgedanken“.

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Frieden in der Ukraine und eine friedliche Weltordnung sind für den Historiker Jürgen Osterhammel nicht in Sicht. Es fehle eine starke neutrale Macht, die eingreifen könnte, sagte der emeritierte Professor der Universität Konstanz am Mittwochabend im Dom in Münster.

Zudem werde der Ukraine-Krieg „auf russischer Seite von einer hochideologisierten Nuklearmacht mit hemmungsloser Brutalität und Regelvergessenheit geführt“, so Osterhammel nach Angaben der Bischöflichen Pressestelle. Er sprach im Rahmen der Reihe „Domgedanken“.

„Chance zur Neuordnung ungenutzt“

Die Sieger des Zweiten Weltkriegs hätten „zum bisher letzten Mal“ eine neue Weltordnung geschaffen – auch wenn Kalter Krieg und Atom-Bewaffnung sie später überlagert hätten. Die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts sei eher eine Zeit der Waffenstillstände als der Neuordnung gewesen.

Nach dem Zusammenbruch des kommunistischen Ostblocks sei „die Chance einer globalen Neuordnung ungenutzt“ geblieben, sagte Osterhammel. Zwar sei der Bedarf enorm gewesen. Die USA aber hätten sich auf die Marktkräfte verlassen, während Russland durch soziale und ökonomische Probleme in Anspruch genommen gewesen sei.

„Weltordnungen werden nach Kriegen gemacht“

„Weltordnungen entstehen nicht von selbst, sondern werden nach Kriegen planvoll gemacht“, führte Osterhammel aus. Das müsse nicht immer zu einer Friedensordnung führen. Neben einem Konsens sei ein Frieden auf Druck eines mächtigen Hegemons möglich – oder ein Gleichgewicht zwischen militärisch ungefähr gleich starken Akteuren, sodass „einfach nichts“ passiere.

Die „Domgedanken“ befassen sich noch bis zum 6. September jeweils mittwochs um 18.30 Uhr mit dem Thema „Krieg! Und Frieden?“. Sie werden live im Internet übertragen, „Kirche-und-Leben.de“ übernimmt den Stream. Nächster Referent am 23. August ist Cesare Zucconi, Generalsekretär der internationalen Gemeinschaft Sant’Egidio.

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