Themenwoche „Bistumspartnerschaften in der Diözese Münster“ – Teil 4

In Ghana ist sauberes Trinkwasser nicht immer selbstverständlich

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Weltkirche konkret: Seit vielen Jahren schon pflegt das Bistum Münster Partnerschaften mit Diözesen in der ganzen Welt – von Lateinamerika über Afrika bis Osteuropa. In dieser Themenwoche stellt „Kirche-und-Leben.de“ diese internationalen Netzwerke vor – und die Menschen, Gemeinden und Verbände, die sie mit viel Engagement lebendig halten. Wir haben zwei Menschen – einem aus dem Partnerland und einem aus dem Bistum Münster – dieselben Fragen gestellt. Heute stellen wir Thorsten Karla vom Yendi-Kreis der Pfarrei St. Johannes der Täufer Rheine und seine Kontaktperson in Ghana, David Niyagnan Nakoja, vor.

Was hat Sie an der Kirche/Gemeinde/Dorfgemeinschaft überrascht? Was hat Sie begeistert?

Thorsten Karla: Ich habe erlebt, dass der Glaube in Ghana im täglichen Leben präsent ist. Das zeigt sich darin, dass bei fast allen Gelegenheiten, zum Beispiel vor und nach einer Autofahrt, gebetet wird. Der Ausspruch „thank God“ ist meistens keine Floskel. Wenn fremde Menschen sich begegnen, ist die Frage nach der Konfession üblich, wo wir nach Alter oder Beruf fragen. Was mich noch überrascht hat: Keine Veranstaltung beginnt pünktlich, nur die Gottesdienste!

David Niyagnan Nakoja: Mich hat überrascht, dass in Deutschland deutlich mehr Ältere als Jüngere die Kirchen besuchen. Begeistert bin ich von der Einheit und Gleichheit zwischen Gemeindemitgliedern und Pries­tern.

Gibt es etwas, das die Kirche/Gemeinde/Gemeinschaft im eigenen Land von der Kirche/Gemeinde/Gemeinschaft im anderen Land lernen kann?

Thorsten Karla: Erstens würde ich mir wünschen, dass wir auch den Mut finden, unseren Glauben nicht in der Kirche zu verstecken, sondern ihn sichtbar zu leben. Zweitens sind die Gottesdienste in Ghana von einer besonderen Lebendigkeit, zum Beispiel durch Musik und Tanz geprägt. Das können wir sicher nicht kopieren, aber uns vielleicht ein bisschen anstecken lassen.

David Niyagnan Nakoja: Die Kirche in Deutschland kann von der Kirche in Ghana lernen, auf welch lebendige Weise zum Beispiel die Liturgie und Gottesdienste gefeiert werden: mit Gesang und Tanz.

Welche Probleme und Themen des anderen Landes sind Ihnen eher fremd?

Mehr Informationen zum Yendi-Kreis sind auf der Webseite der Pfarrei St. Johannes der Täufer Rheine abrufbar.

Thorsten Karla: Während unseres Besuches zu Ostern 2019 haben wir das Problem der Wasserknappheit mitbekommen. Die öffentliche Wasserversorgung war zusammengebrochen und die Menschen waren gezwungen, schmutziges Flusswasser von Tankwagen zu hohen Preisen zu kaufen. Auch das Pfarrhaus wurde damit beliefert. Wir als Gäste waren immer mit Trinkwasserflaschen versorgt, aber wir haben einen Eindruck davon bekommen, wie dramatisch die Wassersituation im Norden Ghanas ist, wenn der Regen ausbleibt. Wie selbstverständlich ist es für uns, dass immer sauberes Wasser aus jedem Wasserhahn (und selbst aus dem Toilettenspülkasten!) kommt.

David Niyagnan Nakoja: Dass Kirchen in Deutschland geschlossen oder Gemeinden fusioniert werden, ist in Ghana nicht der Fall – im Gegenteil.

Erzählen Sie uns Ihr eindrucksvollstes Erlebnis mit den Menschen aus dem Partnerland!

Thorsten Karla: Es gibt so viele eindrucksvolle Erlebnisse! Dazu zählen besonders die persönlichen Begegnungen, aus denen sich mittlerweile auch Freundschaften entwickelt haben. Eine konkrete Situation war zunächst banal: Wir waren mit unserem Gast zum Einkauf im Supermarkt. Supermärkte gibt es in Yendi nicht. Dort gibt es fliegende Händler und Marktstände oder kleine Shops. Mit einem staunenden Gast gingen wir durch die Regalreihen. „Wozu braucht ihr so viele verschiedene Nudeln?“, war nicht die einzige Frage. Das Regal mit der Tiernahrung haben wir gemieden. Ich denke noch häufig an diese Situation und frage mich selbst manchmal: Wozu brauchen wir/wozu brauche ich die angebotenen Mengen oder Artikel? Diese Begebenheit und viele andere Eindrücke haben mich über viele, für uns scheinbar selbstverständliche Dinge nachdenklich gemacht.

David Niyagnan Nakoja: Die Erfahrung, die mich im Umgang mit den Menschen aus Deutschland am meisten beeindruckt hat, ist, dass die Deutschen gastfreundlich und großzügig sind.

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