Themenwoche „Bistumspartnerschaften in der Diözese Münster“ – Teil 5

Freiwillige halten die Verbindung Tula-Münster lebendig

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Der Grundstein für eine Partnerschaft zwischen den Diözesen Tula in Mexiko und Münster wurde während des Zweiten Vatikanischen Konzils gelegt. Zurzeit verbringen zwei Frauen in der jeweils anderen Partnerdiözese ein Freiwilliges Soziales Jahr. Wie erleben Jule Rose und Gabriela Joselyn López Martínez die Unterschiede zu ihrer Heimat?

Was hat Sie an der Kirche/Gemeinde/Dorfgemeinschaft überrascht? Was hat Sie berührt?

Jule Rose: Beeindruckend ist auf jeden Fall der tiefe Glaube, den viele Mexikaner*innen haben. Interessant ist zum Beispiel das Gnadenbild der Jungfrau Guadalupe. Am 12. Dezember, dem „Día de la Virgen de Guadalupe“, war ich zum Beispiel auf einer großen Prozession. Es war sehr schön zu sehen, wie viel es den Menschen hier vor Ort bedeutet hat. Begeistert war ich auch davon, dass dadurch christliche und indigene Elemente zusammentreffen, die sich dadurch durchaus miteinander vereinbaren lassen. Dass die Jungfrau von Guadalupe hier eine unfassbar große Rolle spielt, merkt man übrigens schon allein daran, dass in so ziemlich jedem Taxi ein Abbild zu finden ist – und in dem Haus meiner Gastfamilie könnte ich bestimmt auch über 50 Abbilder finden.

Gabriela Joselyn López Martínez aus Tula arbeitet als FSJlerin in einem Kindergarten in Münster-Coerde. | Foto: privat
Gabriela Joselyn López Martínez aus Tula arbeitet als FSJlerin in einem Kindergarten in Münster-Coerde und wohnt bei einer Familie in Havixbeck. | Foto: privat

Gabriela Joselyn López Martínez: Ich war überrascht, dass es trotz der Ähnlichkeit der Zeremonien, der Gruppen und der Gemeinden große Unterschiede in der Art und Weise gibt, wie der Glaube gelebt wird. Meiner Meinung nach wird uns manchmal beigebracht, an Gott zu glauben und in die Kirche zu gehen, weil wir Angst haben, in die Hölle zu kommen, weil wir schlechte Menschen sind oder weil wir uns fragen, was die Leute sagen werden, anstatt uns von der Liebe Gottes leiten zu lassen. Ich glaube nicht, dass ich hier jemals ein Gefühl der Verpflichtung gespürt habe, sondern ein großes Gefühl der Offenheit und Liebe. Ich bin überrascht und bewegt von der Offenheit der Kirche für soziale Fragen und dafür, mit dem Rhythmus der Generationen oder der Gesellschaft mitzugehen, was in meinem Land immer noch nicht der Fall ist.

Gibt es etwas, das die Kirche/Gemeinde/Gemeinschaft im eigenen Land von der Kirche/Gemeinde/Gemeinschaft im anderen Land lernen kann?

Jule Rose: Ich finde den Umgang mit dem Tod hier in Mexiko sehr spannend und schön. Am „Día de los Muertos“, dem „Tag der Toten“, welcher vom Vorabend von Allerheiligen bis Allerseelen zelebriert wird, werden die Verstorbenen gefeiert. Nach dem altmexikanischen Glauben kommen die Toten an diesem Tag zu Besuch aus dem Jenseits, und es wird ein fröhliches Wiedersehen gefeiert. Ich finde es faszinierend, dass es keine Trauerveranstaltung wie in Deutschland ist, sondern ein farbenfrohes Fest zu Ehren der Toten.

Gabriela Joselyn López Martínez: Ich denke Offenheit: Offenheit für andere Menschen, für andere Überzeugungen, für andere Arten, die Liebe zu leben, und für eine bessere Integration in die Gesellschaft und all die Veränderungen, die den aktuellen Kontext umgeben, aus Offenheit und Neugier und nicht aus Engstirnigkeit und Angst.

Welche Probleme und Themen des anderen Landes sind Ihnen eher fremd?

Jule Rose: Aus Deutschland war ich in den meisten Fällen direkte Kommunikation gewohnt. Das ist hier in Mexiko doch etwas anders. Oft werden Probleme nicht offen angesprochen und es wird viel „drumherumgeredet“. Das ist nicht immer ganz einfach, vor allem, wenn man versucht, auf Spanisch, mit dem Chef, mit dem Padre/Pfarrer zu kommunizieren.

Auch die zuverlässige Informationsbeschaffung gestaltet sich oft schwierig. Es gibt nicht wie in Deutschland öffentlich-rechtliche Informationsmedien, sondern nur private. Das führt dazu, dass die Nachrichten oft stark voneinander abweichen und es schwierig ist, zu beurteilen, was der Wahrheit entspricht. Ein anderer Punkt ist zum Beispiel die Sicherheit. Als weibliche Person darf ich das Haus nicht allein verlassen, sobald es dunkel ist, weil es dann einfach nicht sicher ist. Dadurch bin ich oft von anderen abhängig.

Gabriela Joselyn López Martínez: Es muss eine Vielzahl von Themen geben, mit denen ich nicht vertraut bin, aber mir fällt im Moment kein einziges ein, vielleicht weil Mexiko so viele Probleme mit dem globalen Kontext teilt.

Erzählen Sie uns Ihr eindrucksvollstes Erlebnis mit den Menschen aus dem Partnerland!

Jule Rose: Bereits in einer der ersten Wochen war ich sehr beeindruckt von den Menschen. Hier in Tula gab es im September 2021 eine große Überschwemmung, bei der viele Menschen nahezu alles verloren haben. Mit Freiwilligen aus der Caritas durfte ich die Häuser dieser Menschen besuchen. Sie haben ihre Geschichte erzählt und uns durch das ganze Haus geführt. Den Wasserstand konnte man noch durch Spuren an den Deckenlampen erahnen. Zur Verabschiedung haben sie uns noch Äpfel mitgegeben und darauf bestanden, dass wir sie annehmen. Und das, obwohl wir wussten, dass die selbst kaum etwas haben.

Gabriela Joselyn López Martínez: Ich denke, eine meiner beeindruckendsten Erfahrungen war der Empfang und die Offenheit überall. Aber vor allem erinnere ich mich an etwas mit den Messdienern in Havixbeck. Mein Deutsch war noch sehr schlecht und trotzdem waren sie an mir interessiert und haben mich einbezogen. Als ich das erste Mal bei ihnen war, haben sie im Anschluss eine mexikanische Party organisiert. Es war sehr schön, sich so willkommen zu fühlen und ihr Interesse zu spüren.

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