Egbert Schlotmann befürchtet Folgen für Tourismus

Inselpfarrer: Nach Sturmflut trifft Wangerooge jetzt auch der Regen

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Einerseits leben die Menschen auf der einzigen Insel, die zum Bistum Münster gehört, mit den Stürmen. Aber Egbert Schlotmann, katholischer Pfarrer auf Wangerooge, sagt andererseits: Sie werden immer heftiger.

Schon 2022 hatte der Pfarrer berichtet, Stürme wie im Februar jenes Jahres habe er auf der Insel noch nie erlebt. Jetzt traf es das knapp fünf Quadratkilometer große Eiland, das zum Dekanat Wilhelmshaven gehört, wieder. Heftig und vergleichsweise früh in der Sturmflut-Saison. Dass zwischen September und März zum Teil meterhohe Wellen gegen die Deiche peitschen, das kennen die Einheimischen nicht anders. Doch Sturmtief „Niklas“, das den Norden Ende November getroffen hat, das war auch für alteingesessene Insulaner eine Nummer für sich.

95 Prozent des Hauptstrandes mögen es wohl sein, die durch die jüngsten Stürme verloren gegangen sind, heißt es von den Einheimischen. Pfarrer Schlotmann schickt ein Foto, ziemlich genau an derselben Stelle aufgenommen, an der er auch schon im Februar 2022 fotografiert hatte. Und wie damals dokumentiert das Bild einen Strandabschnitt, der bis kurz vor den Beginn der Bebauung weitgehend weggerissen wurde.

Für Schlotmann liegt es am Klimawandel

Die Kirche St. Willehad, wenige Meter hinter dem Deich gelegen, sei immerhin nicht beschädigt, berichtet der Pfarrer im Gespräch mit der Redaktion von „Kirche-und-Leben.de“. Anders als im Jahr 2022, als es leichte Schäden gegeben hatte. Der Sturm hatte die „Engelbank“ zerbrochen, sagte der Pfarrer damals. Das war eine Bank, an die die Gemeinde Engelsflügel geschraubt hatte.

Klar ist für Pfarrer Schlotmann, dass es die Folgen des Klimawandels seien, die die Insulaner zu spüren bekämen. Natürlich: Auf der Insel lebe man schon seit jeher mit Sturmfluten, und er habe auch noch von keinem Bewohner gehört, der Wangerooge wegen der immer heftiger auftretenden Wetterphänomene verlassen wolle. Wenn jemand dort nicht mehr leben wolle, dann habe das andere Gründe. Aber eine zunehmende Demut gegenüber den Naturgewalten, die stellt der Geistliche, der seit 2015 auf der Insel tätig ist, schon fest.

Wie kann Wangerooge geschützt werden?

Und mehr denn je stellt sich dem Pfarrer – und nicht nur ihm – die Frage, wie man die Existenz der Insel dauerhaft schützen kann. Eine drängende Frage natürlich auch mit Blick auf den dort so wichtigen Tourismus. „Als Insel-Gemeinde sind wir verwoben mit den vielen Touristen und Urlaubern, die jedes Jahr nach Wangerooge kommen“, liest man auf der Homepage der Gemeinde. Mehr als 868.000 Übernachtungen hatte die Insel im Jahre 2022 verzeichnen können. Zirka 115.000 Gäste waren in jenem Jahr gekommen. 

Die Menschen kommen auf eine Insel, die sich verändert. Und wenn Pfarrer Schlotmann zum Klimawandel und den Folgen predigt und an die persönliche Verantwortung jedes Einzelnen erinnert, dann mag das bei manchem Zuhörer auf Wangerooge mehr Eindruck hinterlassen, als wenn er dieselben Worte an eine Gemeinde irgendwo auf dem Festland richten würde. Denn hier kann man die Konsequenzen menschlichen Handels eben direkt vor der Tür besichtigen.

Starker Regen lässt Keller volllaufen

Unterdessen trifft die Insulaner nun auch noch der starke Regen der letzten Tage: Wie vielerorts in Deutschland, stehen auch auf der Insel Keller unter Wasser. Viel machen können die Einsatzkräfte zurzeit nicht, weil alles Pumpen wegen des hohen Grundwasserspiegels nichts bringt: Das Wasser läuft immer wieder nach. Man bemühe sich um Hilfe vom Festland, aber damit sehe es schlecht aus: Dort sei die Lage nämlich vielerorts deutlich schlimmer, heißt es auf der Gemeinde-Homepage.

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