Peter Krawczack zum zweiten Jahrestag des russischen Angriffskriegs

Ja zu Marschflugkörpern an Ukraine - und zu Diplomatie und Solidarität

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Zwei Jahre nach Ausbruch des russischen Angriffskriegs diskutieren Deutschland und katholische Kirche über Waffenlieferungen für die Ukraine. Peter Krawczack, Leiter des Maxhauses in Düsseldorf, setzt auf drei Stützen.

Am 24. Februar 2024 ist es schon zwei Jahre her, seitdem der Krieg mit dem Einmarsch russischer Truppen in das Staatsgebiet der Ukraine entfesselt worden ist. Zwei Jahre Krieg in der Ukraine und damit in Europa und tagtäglich Nachrichten und Bilder über die Zerstörungen, welche die Bomben, Raketen und Drohnenangriffe anrichten.

Wie viel unvorstellbares Leid ist in den angegriffenen und belagerten Orten und Städten seitdem geschehen! Nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte (OHCHR) waren bis Ende Januar fast 10.500 Todesopfer in der ukrainischen Zivilbevölkerung zu beklagen, darunter mindestens 579 Kinder; fast 20.000 zivile Personen wurden verletzt, darunter 1.284 Kinder.

Darf Gewöhnung sein?

Der Autor
Peter Krawczack ist Leiter des Maxhauses, des katholischen Stadthauses in Düsseldorf. Nach Theologiestudium und Promotion über ein alttestamentliches Thema war er viele Jahre leitend im Generalvikariat in Köln tätig.

Viele Gedanken gehen mir durch den Kopf, angesichts des zweiten Jahrestags des Kriegsbeginns: Ist es nicht erschreckend und besorgniserregend, dass ich mittlerweile in einer gewissen Routine die Nachrichten und Meldungen lese und eine Art Gewöhnung eingetreten ist? Darf das wirklich sein?

Am Rand der Münchner Sicherheitskonferenz haben Bundeskanzler Olaf Scholz und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine bilaterale Sicherheitsvereinbarung geschlossen. Deutschland hat der Ukraine eine militärische Hilfszusage in Höhe von 17,7 Milliarden Euro getätigt. Ja, ich befürworte eine militärische Unterstützung der Ukraine. Der Despot Putin darf diesen Krieg nicht gewinnen und er muss zur Rechenschaft gezogen werden.

Diplomatische Wege

So richtig dies ist, frage ich mich aber auch, um welchen Preis? Muss es neben der militärischen Unterstützung der ukrainischen Armee und dem damit auch gezeigten Widerstand gegen russische Expansions-Wahnideen nicht auch andere diplomatische Wege geben?

Ich will mich nicht abfinden damit, dass es für ein Gespräch des Papstes mit dem Patriarchen Kyrill, der erschreckenderweise diesen Krieg gutheißt, keine Chance geben sollte. Ich kann nicht glauben, dass Präsidenten, Staatschefs, Kanzler oder Ministerinnen nicht Wege versuchen könnten, das fortwährende Sterben zu beenden.

Ja zu Taurus

Die in den prophetischen Büchern Jesaja und Micha geschilderte Völkerwallfahrt zum Zion und der damit verbundene Weltfriede ist eine ferne Hoffnungsvision. Realistischer ist derzeit wohl zweierlei: Die Ukraine muss mit militärischer Unterstützung – und dazu gehören dann wohl auch Taurus-Marschflugkörper – in die Lage versetzt werden, den Vormarsch der russischen Truppen zu stoppen und ihr Land zu verteidigen.

Dabei müssen zeitgleich aber alle diplomatischen Bemühungen und Versuche unternommen werden, diesen Krieg und das damit verbundene Leiden und Sterben zu beenden. Und für uns alle gilt es, die uneingeschränkte Solidarität mit geflüchteten Menschen aus der Ukraine in unserem Land zu leben.

In unseren Gast-Kommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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