Sie ist das Gesicht der Evangelischen Kirche

Jana Highholder erzählt auf YouTube von ihrem Glauben

Jana Highholder ist das Gesicht der Evangelischen Kirche Deutschlands. Auf YouTube erzählt sie von ihrem Glauben und davon, was sonst so im Leben einer 19-jährigen Medizin-Studierenden passiert. Einige Ereignisse haben ihr Leben besonders geprägt.

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Mehr als eine Milliarde Nutzer kann die Video-Plattform „YouTube“ verzeichnen. Egal, ob Katzen­videos, Schmink-Anleitungen oder Dokumentationen über skurrilste Themen – auf YouTube wird jeder fündig. Mit dabei ist jetzt auch Jana Highholder. Die Humanmedizin-Studentin spricht auf ihrem Kanal über ihre Beziehung zu Gott – ganz offen.

Der Glaube ist ein großes Thema im Leben von Jana: „Er ist nicht ein Teil meines Lebens, sondern das Fundament, auf dem ich alles aufbaue. Mit ihm gehe ich durch den Alltag, und aus ihm handle ich.“

 

Gott war auch bei Krebserkrankung da

 

Geprägt hat sie vor allem ihr christliches Elternhaus, das ihr einen schnellen Weg in den Glauben ermöglichte, von dem sie nie wirklich abgelassen hat. „Dafür bin ich unendlich dankbar“, sagt sie.

Mit sechs Jahren erkrankte Jana an Krebs. Die akute lymphatische Leukämie (ALL) ließ sie neun Monate im Krankenhaus liegen. Auch in dieser Zeit wusste sie, dass Gott sie begleitet. „Mama, wein nicht. Gott schleppt uns da durch“, sagte sie nach der Diagnose zu ihrer weinenden Mutter. „Gott weint mit uns“, war sie sich sicher.

 

Jana geht positiv durchs Leben

 

Auch heute wirkt es, als würde die 19-Jährige mit ihren hellblonden Locken positiv durchs Leben gehen: Nahezu immer lächelt sie und es sprudelt nur so aus sich heraus, wenn sie von ihrer Begeisterung für Gott spricht.

2014 – da war Jana gerade 16 Jahre alt – begann sie mit dem Poetry Slam. Anfangs schrieb sie vor allem Texte zu gesellschaftlichen Themen. Der Erfolg kam schnell: Von ihren ersten zehn ­Poetry Slams hat sie sieben gewonnen. Als sie damals gefragt wurde, warum sie nicht auch etwas über Gott schreibt, hat sie zunächst skeptisch reagiert: „Ich überarbeite meine Texte nie, sondern setze einen Punkt, und dann ist der Text fertig. Wenn er mir gefällt, benutze ich ihn, ansonsten kommt er weg“, erzählt Jana.

 

„Der Text aller Texte“

 

„Ich hatte einfach Angst, dass, wenn ich über Gott schreibe, mir der Text nicht gefallen würde. Das musste ja der Text aller Texte werden. Aber ich habe mir dann gesagt: ‚Jana, es kann nicht sein, dass du Texte übers Leben schreibst, aber nicht über den, von dem das Leben kommt!“

Sie schrieb ihren ersten Poetry-Text über Gott. „Dein Kind“ heißt er und bringt Janas Liebe zu Gott zum Ausdruck. „Was machst du jetzt damit?“, fragte sich Jana, als er fertig war.

 

Poetry über Gott

 

Eine Freundin nahm sie mit zu einem Jugendkongress. Am letzten Abend trat sie mit ihrem Text spontan auf. Das Publikum zeigt sich begeistert. Am nächsten Morgen kam direkt ein Film-Team auf sie zu, das aufnehmen wollte, wie sie ihren Text vorträgt. Das Video landete auf YouTube. „Ich dachte erst, dass das vielleicht nur meine Freunde und die Familie sehen, aber plötzlich wurde es richtig beliebt“, sagt die 19-Jährige und lacht.

Also begann sie, „Dein Kind“ bei ihren Auftritten vorzutragen. „Es kam als Zugabe, und ich dachte mir: ‚Es muss nicht euch gefallen, aber mir.‘ Mittlerweile sind alle ihre Texte christlich geprägt: „Sie sind dennoch gesellschaftstauglich: Christen wissen Bescheid, und Nicht-Christen hören trotzdem gerne zu.“

 

Begegnungen mit anderen Religionen

 

Besonders schön fand sie eine Begegnung mit Muslimen: „Bei einem meiner Auftritte saßen Muslime in der ersten Reihe. Einer von ihnen kam später zu mir und meinte: ‚Wir beide glauben zwar nicht an das Gleiche, aber wir glauben – und das ist das Wichtige.‘“

An Wettbewerben nimmt Jana nicht mehr teil: „Aber es war eine gute Möglichkeit, da reinzukommen. Ich brauchte einen kleinen Start.“ Sie veröffentlichte ihre Texte als Hörbuch. Im April kam bereits das zweite heraus: „Ebbe und Flut – Poetry-Texte über das, was bleibt“.

 

Jana vertraut auf Gott

 

Durch ihre Texte ist auch die Agentur „Mediakraft“ auf sie aufmerksam geworden. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) suchte ein Gesicht für einen neuen YouTube-Kanal. Jana konnte sich durchsetzen. In Kooperation mit der Agentur, dem Gemeinschaftsnetzwerk der Evangelischen Publizistik (GEP) und der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej) gestaltet sie seit April den YouTube-Kanal. Dazu ist sie auch auf den Social-Media-Kanälen Facebook und Instagram aktiv.

„Als es dann ernst wurde und mir bewusst war, wie viel Verantwortung ich auf meinen Schultern tragen werden, zweifelte ich schon ein wenig, aber in letzter Instanz war ich gehorsam. Das war schon ganz oft in meinem Leben so. Ich kann darauf vertrauen, dass Gott mir den richtigen Weg zeigt.“

 

Zwei Videos pro Woche

 

Janas Youtube-Kanal finden Sie hier.
Ihre Hörbucher gibt es auf ihrer Website.

Gemeinsam mit ihrem Team entwickelt sie Ideen für den Kanal und nimmt die Videos auf. „Ich bin frei in dem, was ich sage. Dabei ist mir bewusst, dass ich, aber auch die Kirche, hinter dem stehen muss. Wir diskutieren so lange, bis wir einen gemeinsamen Konsens gefunden haben. Das kann dann auch schon mal eine Stunde dauern“, sagt Jana.

Zweimal in der Woche versorgt sie ihre Abonnenten mit Videos. Am Mittwoch kommt ein sogenannter „Vlog“ heraus, bei dem die 19-Jährige die Zuschauer an ihrem Alltag teilhaben lässt. Sie zeigt dabei das, was sich in ihrem Leben abspielt: „Wie ich im echten Leben bin, so möchte ich mich auch auf YouTube präsentieren.“

 

Geschichten aus Janas Leben

 

Bei ihren Vlogs mit dabei sind zum Beispiel Videos, in denen sie von ihrem Lernstress in der Uni berichtet, Zeit mit Freunden und der Familie in ihrer Heimat Koblenz verbringt oder Freudentränen auf der Hochzeit ihres Großcousins weint.

Jeden Freitag veröffentlicht Jana ein Themenvideo. Wie in einem Gespräch sitzt die 19-Jährige auf einem Sofa und blickt direkt in die Kamera. Sie erzählt dabei zum Beispiel ausführlich, wie sie ihren Glauben im Alltag lebt, warum sie an Gott glaubt oder wie sie zu ihrem Talent, dem Poetry Slam, gekommen ist.

 

Hass-Kommentare im Internet

 

Bisher ist Jana zufrieden mit ihrem YouTube-Kanal. In Zukunft kann sich die Kaffeeliebhaberin vorstellen, Gäste vor die Kamera einzuladen. „Auf einen Kaffee mit Jana“ könnte das Format  heißen. Die 19-Jährige hofft, viele Menschen, auch Nicht-Christen, mit ihrem Kanal erreichen zu können. Er soll jedem den Glauben zugänglich machen, der sich dafür interessiert.

Ihren Glauben lebt Jana nicht nur in der Kirche. | Foto: GEP/Marcus Frenz
Ihren Glauben lebt Jana nicht nur in der Kirche. | Foto: GEP/Marcus Frenz

Trotzdem hofft sie, dass sich Christen im Zusammenhang mit ihrem Video für ihren Glauben stark machen: „Es gibt so viele gläubige Christen, aber sie sollten viel präsenter und mutiger sein, damit ein fester Zusammenhalt entsteht. Deshalb haben wir ja jetzt auch den Kanal auf YouTube, denn wenn du dich aus dem Internet raushältst, verpasst du die nächsten Jahrzehnte etwas.“

Der große Unmut gegen Christen, der auch in den Kommentaren unter ihren Videos vorkommt, macht Jana Sorgen. „Diese Kommentare sind ein Spiegelbild der Gesellschaft. Sie ist zwar sehr tolerant, aber irgendwie dürfen wir alles sein außer Christen. Für mich ist das eine verkehrte Toleranz“, betont sie.

 

Was Sportler und Christen gemeinsam haben sollten

 

Quasi „ganz nebenbei“ studiert Jana Humanmedizin in Münster, steht kurz vor ihrem Examen und arbeitet als Studentische Hilfskraft in der Anatomie. Wie bekommt sie das alles unter einen Hut? „Ich erlebe viel von Gottes Gnade. Ich bin nur so weit gekommen, weil ich auf Gott gehört habe und so in Berufung gegangen bin. Das alles könnte ich nicht tragen, wenn Gott mich nicht gestärkt hätte.“

Jana lebt ihren Glauben offen aus: „Ich bete und gehe am Sonntag zum Gottesdienst. Das muss zwar nicht sein, aber ich denke, es tut uns gut, wenn wir von Leuten umgeben sind, die das Gleiche glauben wie wir.“

Sie hofft aber vor allem, dass ihr Verhalten von ihrem Glauben geprägt ist: „Das ist wie bei einem Sportler. Ohne dass er es dir sagt, siehst du genau, dass er viel Sport treibt. So sollte es auch bei Christen sein. Ich bin bereit, über meinem Glauben zu sprechen, aber es muss auch nicht jedes Gespräch darüber sein. Meine Überzeugungen sollten andere über die Art und Weise erfahren, wie ich ihnen entgegentrete“, sagt Jana.