Hinweise auf Rechtsverstöße nicht nur bei Aufklärung des Umgangs mit Missbrauchsfällen

Köln: Rom will Prüfung von Auftragsvergabe erst nach Woelkis Rückkehr

  • Der Vatikan will eine externe Untersuchung der Auftragsvergaben im Erzbistum Köln der letzten zehn Jahre erst nach der Rückkehr von Kardinal Rainer Maria Woelki.
  • Ergebnisse einer Überprüfung der Auftragsvergabe durch ihn im Kontext der Missbrauchsaufklräung lägen bereits vor.
  • Inwiweit der Kölner Kardinal an der Untersuchung beteiligt sein wird, ist unklar.

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Der Vatikan will, dass eine externe Untersuchung der Auftragsvergaben der vergangenen zehn Jahre im Erzbistum Köln erst nach der Rückkehr von Kardinal Rainer Maria Woelki vorgenommen wird. Das gehe aus einem Schreiben der Bischofskongregation an den Apostolischen Administrator in Köln, Weihbischof Rolf Steinhäuser hervor, wie das Erzbistum am Abend mitteilte. Woelki befindet sich bis Aschermittwoch in einer vom Papst genehmigten Auszeit.

Laut Erzbistum wollen die zuständigen Gremien nun "den Entscheidungsprozess für die externe Prüfung vorbereiten". Sie solle auch klären, "welche Konsequenzen zu ziehen" und wie Verwaltungsabläufe zu verbessern sind. Inwieweit Woelki nach Rückkehr aus seiner Auszeit in diese Entscheidung eingebunden sein wird, war zunächst nicht klar.

Der Hintergrund

Nach Hinweisen auf Verstöße gegen das Kirchenrecht und womöglich das staatliche Wirtschaftsrechts bei der Vergabe von Aufträgen zur Untersuchung des Umgangs mit Missbrauch im Erzbistum Köln hatte Steinhäuser bereits Anfang Dezember 2021 zwei Kirchenrechtler mit der Prüfung des Sachverhalts beauftragt. Zugleich informierte er den Heiligen Stuhl in Rom - und in einer Sondersitzung den Vermögensrat sowie das Konsultorenkollegium (Domkapitel).

Dabei war es laut Medienberichten zu einer Art Misstrauensvotum gegen den bisherigen Generalvikar und derzeitigen "Delegaten" Markus Hofmann gekommen. Auch dabei griff der Vatikan ein, lehnte ein von Hofmann angebotenes Beurlaubungsgesuch ab und wies Steinhäuser an, den Vorgang "in Rom umfassend vorzulegen".

Erste Ergebnisse liegen bereits vor

Wie das Erzbistum auf Nachfrage des Internetportals "katholisch.de" erklärte, liegen die Ergebnisse der Untersuchung durch die beauftragten Kirchenrechtler bereits vor und werden nun nach Rom zur Beguchtachtung gegeben.

Kurz vor Weihnachten 2021 hatten Vermögensrat und Domkapitel mit Administrator Steinhäuser zudem entschieden, auch die Vergabepraxis der letzten zehn Jahre zu überprüfen. Woelki ist seit 2014 Erzbischof von Köln.

Rom hat es offenbar nicht eilig

Mit der Klärung dieser älteren Vergabepraxis hat es der Vatikan nun offenbar nicht so eilig. Welche Konsequenzen überdies die bislang nicht öffentlichen Ergebnisse der bereits abgeschlossenen Untersuchung der jüngeren Vergabepraxis durch die beiden Kirchenrechtler haben werden, bleibt abzuwarten. Offenbar jedenfalls sieht Rom keine Schwierigkeiten darin, dies alles nach Woelkis Wiederaufnahme der Amtsgeschäfte klären zu lassen - womöglich unter dessen eigener Beteiligung.

UPDATE: Präzisierungen bezüglich des Untersuchungszeitraum der Auftragsvergabe / Ergänzung fünfter Abschnitt - Erklärung des Erzbistums zum Stand der Untersuchung. | mn 05.01.2022, 10:10

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