Anne-Marie Eising über eine Kirche in der Krise

Kollektive Krankenkommunion oder Abschied von engherzigen Blockaden

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Wie kann die Kirche der Zukunft aussehen? Sind Wort-Gottes-Feier ein probates Mittel, um die Gemeinschaft in den Gemeinden zu erhalten? Pastoralreferentin Anne-Marie Eising hat noch Hoffnung, wenn sich das Lehramt radikal verändert.

Die Kirche ist krank. Hat Schwindsucht. Ihr schwinden Mitglieder, Priester, Geld, lebendiger Glaube. Große pastorale Räume sollen Allheilmittel sein. Wohl eher Symptombehandlung, kurz bevor die Luft ausbleibt.

Und dennoch haben wir Erstkommunion gefeiert, als wenn nichts wäre. Kinder sollen Geschmack finden an der Identitätsfeier der Glaubenden. Sie hören, dass Jesus für sie da ist, dass sie Gemeinschaft mit ihm haben in der Gestalt des Brotes und dass alle, die deshalb zusammenkommen, Gemeinschaft im Glauben werden – Gemeinde, Kirche.

Wort-Gottes-Feiern als Lösung?

Die Autorin
Anne-Marie Eising ist Pastoralreferentin in den Pfarreien St. Mariä Himmelfahrt Ahaus und Graes, St. Mariä Himmelfahrt Alstätte und Ottenstein sowie St. Andreas und Martinus Wüllen und Wessum.

Machen wir ihnen und uns da nicht was vor? Gemeinschaft im Glauben suchen jetzt schon nur wenige. Und die Wenigen, denen die Eucharistie Kraftquelle ihres Glaubens ist, fragen: „Werden wir künftig noch feiern können, von dem es heißt, es sei Quelle und Gipfel allen christlichen Lebens?“ Wird nicht bald schon der Zugang zur Quelle versperrt, weil ordentliche Spender, also Priester, fehlen?

Pragmatische Gemeinden sagen: „Besser, wir treffen uns zum Beten und um das Wort Gottes in uns lebendig werden zu lassen, als dass wir uns verlieren.“ Wort-Gottes-Feiern scheinen die Lösung. An der Frage, ob darin auch die Kommunion ausgeteilt werden soll, scheiden sich die Geister. Ein Gemeindemitglied meinte: „Krankenkommunion wird doch auch während einer Wort-Gottes-Feier gespendet.“ Also kollektive Krankenkommunion? Nicht weil die feiernden Individuen krank wären, sondern die Gemeinschaft? 

Dürfen wir doch noch hoffen?

Doch Eucharistie ist mehr als Brot austeilen: „Jesus nahm das Brot, sprach das Dankgebet, brach es und reichte es den Jüngern.“ (Lk 14, 19) Wenn wir das nicht mehr tun zu seinem Gedächtnis, geben wir auf, was für Christen von Anfang an konstitutiv war: „Sie brachen in ihren Häusern das Brot und hielten Mahl in Freude und Lauterkeit des Herzens.“ (Apg 2,46)

Wäre dies das Heilmittel? Wenn die Glaubenden es künftig selbst in die Hand nähmen? Wie damals? In ihren Häusern? Damit das Herzstück ihres Glaubens, ihre Identität, lebendig bleibt? Oder sollten sie doch noch darauf hoffen, dass das Lehramt der Kirche den Zugang zum Leitungsdienst von Gemeinden und der Eucharistie öffnet für Verheiratete und für Frauen? Dürfen wir hoffen, dass die Quelle christlichen Lebens weiterhin sprudelt für alle Glaubenden, damit die Kirche neuen Atem schöpft? Dass das Lehramt Abschied nimmt von erstickenden Blockaden, sodass die Kirche gesunde?

In unseren Gastkommentaren schildern die Autor:innen ihre persönliche Meinung zu einem selbst gewählten Thema. Sie sind Teil der Kultur von Meinungsvielfalt in unserem Medium und ein Beitrag zu einer Kirche, deren Anliegen es ist, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

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