Chefredakteur Markus Nolte zu einer Umfrage unter jungen Geistlichen

Priester verdienen unser Vertrauen – verspielt es nicht durch Ignoranz!

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Eine Studie der Bischofskonferenz unter jungen Priestern über das Priesteramt zeigt: Nur knapp 20 Prozent der Angefragten haben überhaupt mitgemacht, und viele sehen den Synodalen Weg nicht als ihren. Ein Alarmsignal, findet Chefredakteur Markus Nolte.

Das kann nicht unberührt lassen: Nur sieben Neupriester gibt es in diesem Jahr in ganz Nordrhein-Westfalen. Noch schlimmer: Die Sieben verteilen sich auf lediglich drei Bistümer. Zwei haben gar keine Weihen: Essen und Münster. Das ist alles andere als ermutigend, und wir alle wissen, dass die Gründe dafür vielfältig sind.

Das, was man „Pflichtzölibat“ nennt, ist zweifellos ein Aspekt. Und auch, wenn allein dessen Lockerung nicht die Lösung aller Probleme wäre – es gäbe ein Signal für „Wir haben verstanden“, auch für eine Bereitschaft, das Wesentliche des Priestertums, der Eucharistie und des Volkes Gottes nicht vom Beharren auf einem belastenden Kirchengesetz abhängig zu machen. Es wäre ein Signal von mehr Menschensinn – wie er selbstredend auch im Respekt vor jenen Priestern zum Ausdruck kommt, die erfüllt zölibatär leben, leben wollen, leben können.

Es geht nicht ums Urteilen

Ich verstehe, dass Priester es anmaßend finden, wenn andere über ihre Lebensform urteilen. Das schmerzt, ich weiß. Viele kennen das in umgekehrter Richtung. Und doch: Zu urteilen liegt mir fern. Viele meiner Freunde sind Priester: Wir begleiten uns seit Studienzeiten, andere habe ich beruflich kennen und persönlich schätzen gelernt. Ich weiß von heftigsten Nöten und tiefster Gottverbundenheit, intensivem Ringen um Berufung und von der Liebe zu ihren Gemeinden, von Erkrankung durch Überlastung und Anfeindung und von Kämpfen um und für die Kirche, nicht zuletzt mit ihr. Respekt! Gut, dass wir uns haben!

Umso mehr braucht es Vertrauen und Ehrlichkeit, Offenheit und Mut. Das macht jeden authentisch. Das macht Priester wirklich zu unseren Priestern: Wenn sie dem Volk Gottes zutrauen, mit ihnen auch für und um sie zu ringen, weil es um die wie immer notwendige Erneuerung der Kirche geht.

Schein vor Sein

Wenn jetzt aber eine Studie der Bischofskonferenz zeigt, dass nur eine Minderheit der jungen Priester bereit ist, diesen Weg mitzugehen, überhaupt von sich mitzuteilen, dann zeigt das ein Priesterbild, das sich selbst genügt. Und das mancherorts mit so viel Geld klerikal-medial gefeiert wird wie nie. Schein vor Sein: Solche Inszenierung diskreditiert jene, die mühselig authentisch Priester bleiben. Betrügt in vermeintlich modernem Style das Volk Gottes. 

Und erklärt leichtfüßig wie ignorant die Priesterkrise zum Glaubensmangel.

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