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Die Erwartungen waren hoch vor dieser Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Lingen. Nun soll es ein "synodaler Weg" richten. Reicht das? Ein Kommentar von Markus Nolte, stellvertretender Chefredakteur von "Kirche-und-Leben.de".
Nun also ein „synodaler Weg“. Ein „verbindlicher synodaler Weg“. Was die Bischöfe bei ihrer Vollversammlung in Lingen beschlossen haben, damit die katholische Kirche in Deutschland erneuert aus der Missbrauchskrise herauskommt, ist genauso wolkig wie das Wort, das sie dafür gefunden haben.
Es muss ein mächtiges Ringen hinter den Kulissen gegeben haben, um nur ja eine – für gewöhnlich äußerst verbindliche – Synode in Deutschland zu vermeiden und nicht den Anschein zu erwecken, den reichlich unverbindlich gebliebenen „Gesprächsprozess“ von 2011 bis 2015 noch einmal aufzuwärmen.
Die Bischöfe haben schon mal geübt
Allerdings: Verständnis für Kardinal Reinhard Marx, wenn er sagt, eine Synode – wie es sie nach dem Konzil in den 1970er Jahren in Würzburg äußerst erfolgreich gegeben hat – brauche nach seinem Geschmack zu umständliche Genehmigungs- und Vorbereitungsverfahren. Er wolle, dass sich schnell was tut. Er wolle, dass nicht nur die Bischöfe beteiligt sind, sondern „auch das Volk Gottes“. Nebenbei: Gehören die Bischöfe nicht zum Volk Gottes?
Immerhin: Wie das aussehen könnte, das haben die Bischöfe in Lingen schon mal geübt. Zumindest ein bisschen. Sie haben sich von theologischen Expertinnen und Experten ziemlich deutlich sagen lassen, worauf es in Sachen Sexualmoral, priesterliche Lebensform, Machtstrukturen in der Kirche ankommen muss. Neu war das alles nicht, hoffentlich auch nicht für die Bischöfe in Lingen.
Vielleicht, vielleicht, vielleicht
Jetzt also wieder ein Zusammensitzen und Zusammenraufen. Verbindlich soll es sein. Mit dem Zentralkomitee der Katholiken und wissenschaftlichen Experten. Vielleicht eine feste Gruppe. Vielleicht mit einem Brief nach Rom am Ende über die Dinge, die man nur dort regeln kann.
Mutig und entschlossen klingt das alles noch nicht. Aber offenbar war es das Maximum dessen, was rauszuholen war. Marx und seine Mitbrüder haben darum ein Maximum an Unterstützung verdient. Das muss allerdings auch heißen, dieses neue Projekt kritisch und engagiert zu begleiten. Ob das „Volk Gottes“ noch genug Energie hat, den Druck weiter aufrechtzuerhalten? Es wäre so wichtig!