Eine zaghafter Ermutigung zum Glauben in schweren Zeiten

Krieg, Corona, Karneval - wohin mit der Sehnsucht nach Freude?

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Der ewige Corona-Wahnsinn, jetzt auch noch Krieg in der Ukraine, eine Angst, die einen verrückt machen kann - und mittendrin noch Karneval. Ist das bekloppt? Geht das? Oder muss das? Wohin nur mit der so großen Sehnsucht nach Aufatmen und Durchatmen, nach unbeschwerter Freude? Eine zaghafte Ermutigung zum Glauben in schweren Zeiten.

„Lass doch die Sorgen zu Haus!“ Ach, wie schön wäre das und wie dringend notwendig, was das beliebte Karnevalslied schunkelnderweise empfiehlt. Und so viel, so richtig viel wäre da zu nennen und an Sorgen zu Hause zu lassen - in diesen Tagen und erst recht heute, wo Russland einen Krieg beginnt gegen die Menschen in der Ukraine. Heute, an Weiberfastnacht.

Es ist doch wirklich schon schwer genug. Allem voran die Corona-Krise, die uns einfach nicht aus den Knochen gehen will. So monströs hoch sind die Infektions- und Inzidenzzahlen, so immer noch erschreckend niedrig die Impfrate, dass von Erholung einfach noch keine Rede sein kann, geschweige denn vom Pandemie-Ende.

Das triste Grau der letzten Tage, gefühlt der letzten Wochen, drückt zusätzlich auf Stimmung und Gemüt und macht die Seele dunkel. Wenn dann noch so heftige Stürme übers Land fegen, an Bäumen und Häusern rütteln wie seit 15 Jahren nicht mehr – dann raubt auch das den Schlaf und lässt kaum noch zur Ruhe kommen.

Wie kann man nur Frieden nicht wollen?

Und dann dieser rabenschwarze Tag, wie ihn die Welt lange nicht gesehen hat. Russland beschießt die Ukraine. Unvorstellbar: Krieg in einem Land, zwischen dem und Deutschland nur ein Staat liegt, Polen. Eine militärische Lage, angespannt wie seit 1945 nicht mehr, heißt es.

Kommt denn die Welt gar nicht mehr zu Ruhe? Sollte es ernsthaft so sein, dass Menschen wirklich keinen Frieden wollen und ihn opfern, Menschenleben riskieren und international vereinbarte Rechtsstandards brechen, die Welt in Angst und Schrecken versetzen, die internationale Stabilität gefährden, um den Wahn eines vergangenen Reichs wiederzubeleben? Wie kann man nur Frieden nicht wollen?

"Lass doch die Sorgen zu Haus"

„Lass doch die Sorgen zu Haus“: Das wäre die Empfehlung des Karnevals. Dass das so einfach nicht ist, zeigt der vorangehende Vers des Schunkelschlagers: „Trink, trink, Brüderlein, trink.“ Wohl nicht ohne Grund ist der Alkoholverkauf in der Corona-Krise deutlich gestiegen – allen voran im Weinland Frankreich, was man anfangs noch als typisch belächelte, während wir Deutschen Toilettenpapier horteten.

Inzwischen ist aber auch für unsere Gefilde eine ähnliche Entwicklung festzustellen wie bei unserem französischen Nachbarn. Dabei ist klar: Wegzusaufen, was uns kaputt macht, ist eine Illusion und kann mächtig gefährlich werden.

"Stippeföttchen" gegen echte Soldaten?

Und mittenrein der Karneval. Ob es angebracht ist, Dreigestirn und seine mit Holzgewehren die echten Armeen verhohnepipelnden und „Stippeföttchen“ tanzenden Traditions-Korps aufmarschieren zu lassen, während ein paar hundert Kilometer weiter echtes Militär Krieg führt? Oder gerade jetzt? Einfach jeck die verrückten, durchgeknallten Krieger auslachen? Vor nahezu exakt 30 Jahren war hierzulande Schluss mit lustig – 1991, als der Golfkrieg die Welt in Atem hielt.

Wie wird es dieses Jahr sein, nachdem zuletzt schon Corona dem Narrentreiben den Garaus machte und die Sehnsucht nach sorgenlosem Feiern so groß ist? Nach Freude im Leben, nach Auf- und Durchatmen, nach gemeinsamem Singen und Lachen und die Dinge nicht so ernst nehmen – das wäre so gut, das täte so gut! Dabei ist doch klar: Die Gute-Laune-Zeit ist eher die Ausnahme, ist eben fünfte Jahreszeit, überhüpft keck und bewusst alles Maß, alle Regel.

Hilft Glauben?

Kann der Glaube aus so viel Freudlosigkeit helfen? Sicherlich nicht mit Schulterklopfen, Patentrezepten und Kalendersprüchen, die empfehlen, das Leid der Welt einfach wegzulächeln. Die haben sich schon oft genug als pure Vertrös­tungen erwiesen und nehmen letztlich weder die Not noch den Glauben, geschweige denn die Botschaft gebührend ernst.

Natürlich kann man beten, selbstverständlich. Man muss Gott um Frieden bitten und um Einsicht bei den Mächtigen – so wie die Politiker und Staatenlenker alles Diplomatische tun müssen, um eine weitere Eskalation zu verhindern. Beten und Arbeiten brauchen einander auch in diesem Sinn.

Was ist jetzt gut, was tut jetzt gut?

Und die eigene Seele? Womöglich kann es gut sein und gut tun – so zaghaft muss man das wohl sagen –, sich klarzumachen, wie sehr solche Ängste und Sorgen Menschen aller Zeiten umgetrieben haben. Auch jene, von denen die Bibel erzählt. Sie ist voll von Erfahrungen innerer und äußerer Kämpfe, voll von Klage und Wut und Verzweiflung, von Trauer und Dunkelheit – und von Sehnsucht nach Licht und Geborgenheit und Frieden. Genau genommen nicht nur von der Sehnsucht danach, sondern auch von ihrer Erfüllung.

Womöglich kann das biblische Angebot solcher Lebenserfahrung an das rühren, was weise Menschen das „Seelenfünklein“ nennen. Und es im Tiefsten spüren lassen: ein unlöschbares Licht, ein unstörbarer Friede, eine tiefe Freude und ewige Liebe. Das gilt es zu schützen. Und darauf zu vertrauen.

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