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Wie ein Gitternetz liegen die Autobahnen über dem Bistum Münster. Hinter jeder Abfahrt warten spannende Geschichten. Heute nehmen wir auf der A 2 die Ausfahrt 12 Dortmund-Mengede.
Wo früher am südlichen Stadtrand von Waltrop Kohle gefördert und hart gearbeitet wurde, ist ein lebendiges Gewerbe- und Freizeitgebiet entstanden. Erhalten geblieben sind die denkmalgeschützten Gebäude der Zeche Waltrop, die an vergangene Zeiten erinnern. 1907 begann die Förderung auf dieser Schachtanlage, die zwei Schächte besaß. Direkt an das Zechengelände befindet sich die Halde Brockenscheidt. Der Name Brockenscheidt geht auf eine alte Bauerschaft zurück. Sie überragt die Umgebung um etwa 15 Meter und ist heute bewaldet.
Inmitten dieser schönen Landschaft mit Aussicht auf das Münsterland und das Ruhrgebiet können Besucher ähnlich wie auf der Halde Haniel in Bottrop einen Kreuzweg gehen. Mitglieder der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) St. Marien in Waltrop stellten 2007 sieben Kreuzweg-Stationen auf. Entworfen wurden sie vom Künstler Paul Reding, gefertigt in den Hallen der Firma Langendorf. Geschnitten und geschweißt wurde er von Thomas Benthaus, unterstützt von „Hilfsarbeitern“ der KAB.
Stationen mitten in Wald- und Wiesenflächen
Die sieben Stationen auf der etwas zwei Kilometer langen Strecke stellen dar: „Der verurteilte Jesus nimmt das Kreuz an“, „Jesus fällt unter dem Kreuz“, „Simon von Cyrene hilft Jesu, das Kreuz zu tragen“, „Veronika reicht Jesus das Schweißtuch“, „Jesus stirbt am Kreuz“, „Der Leichnam Jesu liegt auf dem Schoß seiner Mutter“ und „Jesus aufersteht aus dem Tod“.
„Wir hoffen, dass der Kreuzweg eine wirkungsvolle Einladung ist, das Geheimnis des Todes und der Auferstehung Jesu Christi zu feiern als entscheidende Möglichkeit, die Solidarität Jesu Christi spüren zu können mit allem Kreuz und Leid in der Welt“, sagt Pfarrer Franz Durkowiak bei einem Rundgang der Halde. Zusammen mit den früheren Vorstandsmitgliedern der KAB St. Marien, Winfried Merl und Kurt Scholten, erklärt er die Stationen.
Stahl als Symbol für früheren Industrie-Standort
Das Material Stahl – heute schwarz lackiert – stehe als Symbol für den früheren Industriestandort, die Größe der Figuren dafür, dass dieser Kreuzweg als meditatives Erlebnis für Betrachter gedacht sei, sagt Durkowiak.
„Vier Tonnen Stahl haben wir damals verbaut“, erinnert sich Winfried Merl, der beim Aufbau mitgeholfen hat und einer der Ideengeber für diesen Kreuzweg gewesen war. „Als wir von der KAB den Kreuzweg an der Halde Haniel gegangen sind, haben wir gedacht: Was die Bottroper geschaffen haben, das können wir Waltroper auch“, sagt Merl. Besonders stolz ist er noch heute, dass viele Waltroper mit kleinen und großen Spenden geholfen haben, die Idee eines Kreuzwegs umzusetzen. „Es war eine Gemeinschaftsleistung“, sagt Merl.
Ausflugsziel für Radfahrer
Mitgeholfen hat auch Kurt Scholten, der ein Leben lang an verschiedenen Orten des Ruhrgebiets im Bergbau beschäftigt war, und nach wie vor gern die früheren Zechengelände und Industriebauten aufsucht. „Die Halde eignet sich gut für den Kreuzweg. Sie ist wie das ganze Gelände ein beliebtes Ausflugsziel“, sagt Scholten. Mehrere ausgewiesene Radwege wie der Rundkurs Ruhrgebiet und die Römer-Lippe-Route empfehlen, einen Abstecher zum Waltroper Zechengelände zu machen.