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Wie ein Gitternetz liegen die Autobahnen über dem Bistum Münster. Hinter jeder Abfahrt warten spannende Geschichten. Heute nehmen wir auf der A31 die Ausfahrt 36 Richtung Lembeck und gelangen nach acht Kilometern zum Schloss Raesfeld.
Brautpaare aus ganz Deutschland und den Nachbarländern sind schon nach Raesfeld gekommen, um sich in der Schlosskapelle St. Sebastian in Raesfeld ihr Ja-Wort zu geben. In den Sommermonaten werden freitags und samstags schon mal bis zu sechs kirchliche Trauungen in der kleinen Kapelle gefeiert. „Das Schloss ist eben nicht nur ein beliebtes touristisches Ziel“, sagt Hans Brune.
Er ist Vorsitzender des örtlichen Heimatvereins, ein profunder Kenner der Ortgeschichte und zusammen mit seinen Vereinskollegen auch zuständig für die Kapelle. Er besitzt den Schlüssel zu dem schmucken Gotteshaus, das nur für angemeldete Führungen, einen wöchentlichen Werktagsgottesdienst und für die kirchlichen Trauungen geöffnet ist.
Ausbau der Burg im 17. Jahrhundert
Dass Raesfeld als Hochzeitsort so beliebt ist, liegt aber am Standesamt, denn standesamtlich geheiratet wird im eleganten Kaminzimmer oder im romantischen Verlieszimmer des ehemaligen Residenzschlosses von Reichsgraf Alexander II..
Die Geschichte des Schlosses reicht bis in die Anfänge des 12. Jahrhunderts zurück. Es gehörte den Herren von Raesfeld und gelangte Ende des 16. Jahrhunderts in den Besitz derer von Velen. Von 1643 bis 1658 ließ Reichsgraf Alexander II. von Velen, der „Westfälische Wallenstein“, die Burg zum Residenzschloss ausbauen. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts starb das Geschlecht der von Velen zu Raesfeld aus. Das Schloss wurde nur noch unregelmäßig bewohnt und verfiel allmählich.
Treffpunkt der katholischen Jugendbewegung
1822 erwarb es der Freiherr von Landsberg-Velen und richtete dort später eine Landwirtschaft ein. In der Zeit der Weimarer Republik war das Schloss Ort vieler Treffen der katholischen Schüler- und Studentenbewegung Bund Neudeutschland, die es kurzzeitig als „Bundesburg“ nutzte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg ließen die Handwerkskammern des Landes Nordrhein-Westfalen als neue Besitzer die Gebäudereste restaurieren. Heute ist das Schloss Sitz der Fort- und Weiterbildungseinrichtung der Handwerkskammern und wird für kulturelle Veranstaltungen genutzt.
Erholung im historischen Tiergarten
Mitten im Naturpark Hohe Mark gelegen, bietet die landschaftlich reizvolle Umgebung mit einem der ältesten Renaissance-Tiergärten Deutschlands und die Schlossfreiheit einen guten Rahmen für Weiterbildung und einen schönen Ort der Erholung.
Die Schlosskapelle mit seinem sehenswerten Barockaltar wurde 1658 erbaut. Wie Hans Brune sagt, wurde 1962 bei Restaurierungsarbeiten in der Gruft das „bleierne Herz“ des 1733 verstorbenen Christoph Otto von Velen entdeckt, das heute in einer Wandnische der Kapelle zu sehen ist: in dem metallenen Herz ruht das Herz dieses letzten Schlossherrn. 1901 zog der letzte Schlossvikar aus. Heute ist die Kapelle im Eigentum der Pfarrei St. Martin. Gepflegt wird sie von Mitgliedern des Heimatvereins und den Nachbarn der Schlossfreiheit.