Vergleich mit dem Rücktritt von Bischöfin Margot Käßmann

Missbrauch: Ruf nach Rücktritten und Ehrenerklärungen nicht nur in Köln

  • Peter Beer, bis 2020 Münchner Generalvikar und seitdem Professor am Päpstlichen Kinderschutzzentrum in Rom, bedauert das Ausbleiben von Rücktritten wegen der Missbrauchsfälle im Erzbistum Köln.
  • Er erinnert an den Rücktritt der evangelischen Bischöfin Margot Käßmann.
  • „Wir sind Kirche“ fordert von allen katholischen Bischöfen in Deutschland, nach dem Vorbild der CDU-Bundestagsabgeordneten eine Ehrenerklärung abzugeben.

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Prälat Peter Beer, langjähriger Generalvikar des Erzbistums München-Freising und seit 2020 Professor am Päpstlichen Kinderschutzzentrum in Rom, bedauert das bisherige Fehlen von Rücktritten wegen der Missbrauchsfälle im Erzbistum Köln. Er vergleicht in der „Bildzeitung“ die Situation von Kardinal Rainer Maria Woelki mit der Alkoholfahrt der früheren evangelischen Bischöfin Margot Käßmann 2010. Diese habe bereits wegen einer Trunkenheitsfahrt ohne Personenschaden die Notwendigkeit eines Rücktritts gesehen.

„Leider ist keiner der Verantwortlichen trotz ausgelöster erheblicher Schäden für Leib und Seele von Kindern und Jugendlichen bisher zu so einem Schritt bereit“, so Beer.

 

„Wer Glauben verkündet, muss glaubwürdig handeln“

 

Beer fordert von den Bischöfen: „Wer Glauben verkünden will, muss glaubwürdig sein. Diese Glaubwürdigkeit hängt sehr stark daran, dass das, was man sagt oder ankündigt, mit dem übereinstimmt, was man dann tut.“ Unstimmigkeiten, Abweichungen oder Widersprüchlichkeiten wirkten „verheerend. So schafft man sich selbst ab.“

Jeder Bischof und Generalvikar müsse sich fragen, inwiefern er dazu beigetragen habe, dass Vertuschung funktioniert; und wie ernst er den kirchlichen Anspruch genommen habe, auf Seiten der Schwachen zu stehen. Beer sagte, es gehe nicht darum, „sogenannte Mitbrüder zu schützen, die schuldig geworden“ seien. Wichtig sei, „Kinder und Jugendliche zu schützen und ihnen Gerechtigkeit widerfahren zu lassen“.

 

„Wer Regeln verletzt, muss nicht auf Gutachten warten“

 

Derweil fordert „Wir sind Kirche“ von allen katholischen Bischöfen in Deutschland, nach dem Vorbild der CDU-Bundestagsabgeordneten eine Ehrenerklärung abzugeben. Die Bischöfe selbst hätten Regeln zum Umgang mit Missbrauch beschlossen, sagte der Bundessprecher der Bewegung, Christian Weisner, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Wer diese Regeln nicht beachtet habe, müsse „nicht warten“, bis Gutachten wie im Erzbistum Köln vorliegen.

Bischöfe könnten bereits „jetzt handeln und sollten sich jetzt zu ihrem Fehlverhalten bekennen“. Das gelte nicht nur für Köln, so Weisner. Bischöfe müssten Verantwortung übernehmen: „Es macht keinen guten Eindruck, solche Entscheidungen auf Rom abzuwälzen.“ Unter anderem die Erzbischöfe Woelki und Stefan Heße hatten den Vatikan gebeten zu prüfen, ob sie sich falsch verhalten haben.

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