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Der Kölner Strafrechtler Björn Gercke untersucht in seinem Gutachten für das Erzbistum Köln insgesamt 236 Missbrauchsfälle. In der Expertise, die am Donnerstag vorgelegt wird, geht es darum, wie Bistumsverantwortliche mit Tätern und Opfern umgegangen sind. Der Untersuchungszeitraum reicht von 1975 bis 2018. Damit geraten vier amtierende und zwei verstorbene Bischöfe sowie andere Geistliche an wichtigen Schaltstellen in den Fokus:
Kardinal Rainer Maria Woelki
Woelki (64) steht seit September 2014 an der Spitze des Erzbistums Köln. Der aus einer ostpreußischen Familie stammende Geistliche wurde am 18. August 1956 in Köln geboren und empfing 1985 die Priesterweihe. Sein Vorgänger als Erzbischof, Kardinal Joachim Meisner, machte ihn zum Geheimsekretär und zum Leiter der Theologenausbildung im Erzbistum. 2003 wurde Woelki Kölner Weihbischof und 2011 Erzbischof von Berlin, bevor er 2014 nach Köln wechselte. Anfang 2012 erfolgte die Erhebung in den Kardinalsstand.
Erzbischof Stefan Heße
Heße (54) leitet seit 2015 das Erzbistum Hamburg. 2006 wurde Heße Personalchef und ab 2012 Generalvikar in Köln. Nach der Emeritierung von Kardinal Joachim Meisner 2014 war er bis zur Ernennung von dessen Nachfolger Rainer Maria Woelki auch Übergangsverwalter der rheinischen Erzdiözese. Woelki ernannte ihn im September 2014 erneut zum Generalvikar; das Amt übte er bis zu seinem Wechsel nach Hamburg aus.
Weihbischof Dominikus Schwaderlapp
Schwaderlapp (53) ist seit dem 25. März 2012 Weihbischof in Köln und für den Nordteil des Erzbistums zuständig. Zuvor war er acht Jahre lang Generalvikar unter Erzbischof Joachim Meisner. Schwaderlapp, der sich dem Opus Dei verbunden fühlt, wurde am 4. Mai 1967 in Selters im Westerwald geboren. Nach der Priesterweihe 1993 arbeitete er drei Jahre als Kaplan in Neuss, bevor Kardinal Meisner ihn 1996 zum Erzbischöflichen Kaplan und Geheimsekretär und 2004 zum Generalvikar berief.
Weihbischof Ansgar Puff
Puff (65) ist seit siebeneinhalb Jahren Weihbischof in Köln und für den Süden der Erzdiözese zuständig. Davor war er von Mai 2012 bis August 2013 Personalchef. Der gebürtige Mönchengladbacher gehört der neuen geistlichen Gemeinschaft „Neokatechumenaler Weg“ an. Er studierte zunächst Sozialarbeit und dann in Bonn Theologie. Nach Kaplansjahren in Köln wurde er 1996 Pfarrer in Düsseldorf, wo er von 2004 bis 2012 stellvertretender Stadtdechant war. Kardinal Joachim Meisner weihte ihn 2013 zum Bischof.
Ex-Generalvikar Norbert Feldhoff
Feldhoff (81) diente zwei Kölner Erzbischöfen als Generalvikar. Mit 35 Jahren machte ihn 1975 Kardinal Joseph Höffner zum Verwaltungschef. Unter dessen Nachfolger, Kardinal Joachim Meisner, behielt er das Amt. Ende Mai 2004 schied Feldhoff nach fast 30 Jahren als Generalvikar aus. Danach war er zehn Jahre Dompropst, bevor er am 1. März 2015 mit 75 Jahren in den Ruhestand trat. Als Rechtsexperte und langjähriger Vizepräsident des Deutschen Caritasverbandes wirkte er mit an der Weiterentwicklung des kirchlichen Arbeitsrechts.
Offizial Günter Assenmacher
Assenmacher (69) leitet seit 1995 das Kirchengericht des Erzbistums Köln. Der Offizial wurde 1952 geboren und empfing 1977 die Priesterweihe. 1980 ging er zum Kirchenrechtsstudium nach Rom. Zehn Jahre später wurde Assenmacher Leiter der Stabsabteilung Kirchenrecht im Kölner Generalvikariat, bevor Kardinal Joachim Meisner ihn 1995 zum Offizial ernannte. In dieser Funktion arbeitet er auch für die Bistümer Essen (2009-2019) und Limburg (ab Oktober 2010).
Kardinal Joachim Meisner (1933-2017)
Meisner war 25 Jahre Erzbischof von Köln. Zuvor war er zu DDR-Zeiten seit 1975 Weihbischof in Erfurt und seit 1980 Bischof in der geteilten Stadt Berlin. 1989 wechselte er auf Wunsch von Papst Johannes Paul II., mit dem er eng verbunden war, nach Köln. Im Februar 2014 trat er in den Ruhestand. Meisner starb am 5. Juli 2017 im Alter von 83 Jahren.
Kardinal Joseph Höffner (1906-1987)
Höffner leitete die Erzdiözese von 1969 bis 1987. Zuvor war er Bischof von Münster (1962-1969). Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der gebürtige Westerwälder Professor für Pastoraltheologie sowie christliche Soziallehre am Priesterseminar Trier. 1951 gründete er das Institut für Christliche Sozialwissenschaften an der Uni Münster, bevor er 1962 Bischof wurde. Von 1976 bis 1987 leitete Höffner die Deutsche Bischofskonferenz. Der Kardinal starb nach kurzer Krankheit am 16. Oktober 1987, nur einen Monat nach seiner Emeritierung als Erzbischof.